0573 - Die Lady und der Barbar
verdummten Menschen gewesen waren.
Inzwischen gab es nur noch wenige ernsthafte Schäden. Aber überall sah man noch arbeitende Robots.
Schließlich hielt der Gleiter neben einer Säule aus glasartigem Material an. Einige Posten standen da, einer von ihnen trat auf Sandal zu, sah dem weißhaarigen jungen Krieger ins Gesicht und sagte: „Ich führe Sie nach oben, ja?"
Sandal nickte dankend und folgte dem Posten in den Antigravlift. Kurze Zeit später öffnete sich in der Spitze des Gebäudes eine Tür vor ihm, und er trat ein. Als er die letzte Tür passierte, befand er sich in einem kleinen, gemütlich eingerichteten Raum. Er drehte überrascht den Kopf herum, als er die Frau erkannte, die in einem hochlehnigen weißen Sessel saß und ihn anlächelte.
„Orana Sestore!" sagte er und begrüßte sie. „Sie sind das Stadtgespräch, wie ich selbst hören konnte."
Deighton schloß die Tür und deutete einladend auf die aufgeklappte Hausbar.
„Und zwar mit voller Absicht. Genau deswegen sind wir hier, Sandal!"
Sandal suchte, bis er die Cognacmarke fand, die sein Freund Joaquin Manuel Cascal bevorzugte und goß sich einen Schwenker zu einem Drittel voll. Er setzte sich zwischen Orana und Deighton und sah den Chef der Abwehr neugierig an.
„Zuerst: Haben Sie das Interview gesehen, das Terhera heute gab?" fragte Deighton.
„Nein", sagte Sandal, und Orana schüttelte den Kopf.
„Gut. Sehen Sie sich die Aufnahmen ganz genau an", sagte Deighton. Sandal sah, wie sich ein Teil der Wand erhellte, wie ein Archivzeichen erschien und dann die Wiedergabe des heute ausgestrahlten Interviews erfolgte.
Was Sandal und Orana hörten, war keineswegs neu.
Im wesentlichen erfolgte eine gedrängte und gekürzte Zusammenfassung aller Vorwürfe, die gegen Rhodan erhoben wurden. Sein angebliches Fehlverhalten während der Schwarmoffensive, seine für viele Menschen augenscheinlich imperatorische Haltung, seine Unfähigkeit, sich um jeden einzelnen Menschen kümmern zu können und der Parkinsonsche Wasserkopf der Verwaltung, aller anderen Organe und besonders der Flotte. Das alles wirkte wie ein Katalog, dessen einzelne Punkte jedem Politiker seit Tutanchamun oder Cäsar vorgeworfen worden waren. Terhera hatte es geschafft, sie in ein modernes Gewand zu kleiden und schloß jedes Mal mit der Forderung, Rhodans Zeit sei abgelaufen und das beste Mittel, dies öffentlich zuzugeben und zu dokumentieren, sei eine Vorverlegung des Wahltermins.
Die Aufzeichnung endete. Deighton sah aufmerksam den beiden Menschen ins Gesicht und fragte nach einer Weile: „Sie beide verstehen genau, worum es geht?"
„Ja!" sagte Sandal, trank einen kleinen Schluck und blickte Orana an.
„Sie also auch, Orana!" bestätigte Deighton, als Orana nickte.
Sandal wartete geduldig. Er wußte noch immer nicht, worum es ging. Aber er dachte an ausgesprochen große Dinge.
„Jetzt eine zweite Aufzeichnung", sagte Deighton. „Wir haben sie in einer Kassette gefunden, die neben einem toten Fremden lag. Er starb nachweisbar an einem Herzversagen, weil in seinem Raumschiff die Andruckabsorber ausfielen. Während der Beschleunigung wurde das Schiff von einem langsamen Meteor getroffen, der fast die gleiche Fluggerade hatte wie das Schiff.
Das ist bewiesen worden. Aber da das Schiff aus dem Eugaul-System kam..."
Er berichtete kurz die besonderen Umstände, unter denen man die Nachricht auf der Bandspule in die Hände bekommen hatte.
„Wollte der Unbekannte nach Terra?" erkundigte sich Orana.
„Wir wissen es nicht. Das Kursprogramm war noch nicht in den Autopiloten des Schiffes einprogrammiert!"
Er hob die Hand und deutete auf den Bildschirm.
Dort lief, mit knappen Kommentaren versehen, das Band ab, das ein Unbekannter auf Plophos aufgenommen hatte. Als dieses aufregende Dokument über den Schirm geflimmert war, stand Deighton auf und erklärte: „Wir beabsichtigen, den Wahrheitsgehalt dieser Anschuldigungen nachzuprüfen. Wenn Terhera zu Mitteln der politischen Erpressung greift, ist er kein ernsthafter Gegenkandidat. Man kann sicherlich geteilter Meinung über den Regierungsstil Rhodans sein, aber zu solchen unsauberen Methoden haben weder er noch einer seiner Freunde je gegriffen. Und genau diese Methoden werden angewendet, um ihn zu diskreditieren. Ich frage Sie beide: Sind Sie gewillt, nach Plophos zu fliegen und dort nachzusehen? Von Ihnen, Orana, besitze ich bereits eine halbe Zusicherung - daher auch diese falsche Meldung in den Nachrichten."
Jetzt
Weitere Kostenlose Bücher