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0574 - Der chinesische Tod

0574 - Der chinesische Tod

Titel: 0574 - Der chinesische Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Körperregionen.
    Der Gefesselte wimmerte und stöhnte leise vor sich hin. Ich wunderte mich, daß er sogar Worte fand. »Die tut das, Mister! Die schießt Sie gnadenlos zusammen!«
    Die Unbekannte lächelte hölzern. »Ja, er hat recht. Ich schieße dich wirklich zusammen!«
    »Dann hätten Sie den Yard auf dem Hals. Der würde Sie jagen. Einer der besten Polizeiapparate der Welt säße Ihnen im Nacken. Bisher haben wir jeden Polizistenmörder gefangen.«
    »Ach – ein Bulle?«
    »Sehr richtig.«
    »Und was suchst du hier?«
    »Nach einem Bullen!« erwiderte ich spöttisch.
    »Hör zu«, preßte sie die nächsten Worte hervor. »Du kannst mir erzählen, was du willst, nur lasse ich mich nicht auf den Arm nehmen. Es ist mir auch egal, ob mich deine Scheiß-Organisation um die halbe Welt jagt. Wer dem Tod im letzten Moment aus der Schlinge gerutscht ist und nur einige Fetzen Haut am Hals verloren hat, der denkt über das Leben etwas anders nach, Bulle.«
    »Kann sein, muß aber nicht. Jedenfalls suche ich einen Kollegen, Miß…«
    »Ich heiße Osa. Und Sie?« Sie wurde förmlich.
    »John Sinclair.«
    »Nie gehört.«
    »Ist auch nicht wichtig. Mir geht es um einen Freund. Er heißt Suko und war in diesem verdammten Restaurant mit einer Frau verabredet, die mit ihm über ihre Sorgen sprechen wollte.«
    »Wie heißt sie denn?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »War sie älter?«
    »Möglich.«
    Osa schaute mich an, als wollte sie mich mit ihren Blicken durchbohren. »Wenn ich dir nur trauen könnte«, flüsterte sie.
    »Versuchen Sie es.«
    »Wenn die Frau tatsächlich älter war, dann ist es genau die Person, die auch ich suche.«
    »Weshalb?«
    »Weil sie meine Mutter ist, verdammt! Eine Chinesin als Mutter, einen Weißen als Vater, ich ein Mischling, in der Lücke zwischen zwei Kulturen sitzend. So sieht es aus. Ich suche meine Mutter, weil ich davon ausgehe, daß sie von gewissen Leuten, zu denen auch dieser Hundesohn hier gehört, getötet worden ist. Ich will es aber genau wissen, ich will ihre Leiche sehen.«
    »Ist sie denn tot?«
    »Er hat noch nicht richtig geredet. Du hast uns leider gestört, Bulle.«
    »Darüber bin ich froh. Ich mag es nämlich nicht, wenn man Methoden anwendet, die unmenschlich sind. Folter hasse ich, egal aus welchen Gründen man sie anwendet. Es gibt dafür keine Rechtfertigung, haben wir uns verstanden?«
    »Manchmal kommt eben das Chinesische in mir durch, Bulle. Ich habe auch mal so gedacht, aber ich bin eines Besseren belehrt worden. Sie sind gekommen, um mich abzuholen. Sie waren zu zweit. Chinesische Killer. Diener der verdammten Zwerge, denen ich geopfert werden sollte. Man hat mich ausgesucht, ich sollte verbrannt werden, um den Zwergen Seelenfutter zu geben. Das ist es, Bulle. Ich wollte mich selbst töten. Die Schlinge lag bereits um meinen Hals. Dann sprang ich aus dem Fenster, doch ein gütiges Schicksal hat mich vor dem Tod bewahrt. Ich konnte fliehen, aber ich dachte nach und änderte mein Leben, denn ich kam zurück, Sinclair. Ja, ich kehrte zurück, um furchtbare Rache an denjenigen zu nehmen, die mich vernichten wollten.«
    »Was hat es mit Ihrer Mutter zu tun?«
    »Auch sie ist tot, Sinclair.«
    »Wissen Sie das genau?«
    »Jetzt ja«, sagte sie, und in ihren Augen funkelte es. »Er hat es mir gesagt.«
    »Wie kam sie um!«
    »Durch ein Messer.«
    »Wer war noch bei ihr?«
    »Jemand war tatsächlich mit ihr im Lokal, um sie aus der Gefahr zu schaffen.«
    »Das hätte mein Partner Suko sein können.«
    »Frag ihn!«
    Ich schaute auf den Gefesselten. Schweißperlen standen auf seinem verzerrten Gesicht. »Nein«, sagte ich leise. »Er wird mir in seinem Zustand kaum eine Antwort geben können.«
    »Soll ich ihn fragen!«
    »Tun Sie das nicht!«
    »Dann wirst du keine Antwort bekommen!«
    »O doch, die bekomme ich. Wie heißt er?«
    »Sin Ho.«
    Als der Mann seinen Namen hörte, schaute er auf, starrte mich mit glanzlosen Augen an. »Hören Sie zu, Sin Ho«, sagte ich. »Sie brauchen nichts zu sagen. Ich will nur, daß Sie nicken, wenn ich zu Ende geredet habe. Ist das klar?«
    Er nickte.
    Wie Suko aussah, das wußte ich genau. Ich gab ihm eine sehr gute Beschreibung. Gespannt fügte ich zuletzt die Frage hinzu, die mich quälte:
    »War dieser Mann bei Ihnen im Lokal?«
    Sein Kopf senkte sich.
    Also doch. Mir fiel ein Stein vom Herzen. »War er allein oder mit der Mutter dieser Frau zusammen?«
    Wieder nickte er.
    »Was ist mit ihm geschehen?«
    »Der Zwerg kam!«

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