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0574 - Der chinesische Tod

0574 - Der chinesische Tod

Titel: 0574 - Der chinesische Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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flüsterte Sin Ho. »Er war plötzlich da und hat ihn angefallen, gebissen.«
    »Weiter!«
    »Sie schafften ihn weg.«
    »Einfach so?«
    »Ja, der Zwerg biß ihn.«
    »Was ist das für ein Zwerg?« fragte ich Osa. »Kennen Sie diese Wesen?«
    »Sie entstammen einer uralten Legende. Es sind dämonische Krüppel. Als der Erhabene aus Jade die Menschen formte, da wurde er vom großen Regen überrascht. Er konnte nicht alle in Sicherheit bringen. Manche der aus Lehm bestehenden Modelle – sie waren viel kleiner als die heutigen Menschen wurden erwischt, so daß Teile von ihnen abfielen, einfach weggespült wurden. Sie gingen den bösen Weg ins dunkel hinein. Das ist es.«
    »Aha«, sagte ich nur.
    »Wollen Sie noch etwas wissen? Er kann ja reden. Es gibt da eine Spur, sie heißt Tiau.«
    »Wo finde ich den Mann?«
    »Ich kenne ihn.«
    »Wo?«
    Sie lachte. »Wollen Sie auf meiner Seite stehen, Bulle? Auf der Seite eines weiblichen Folterknechts?«
    »Ich stehe nicht auf Ihrer Seite. Ich will nur, daß Sie nicht durchdrehen.«
    Osa reagierte anders, als ich voraussehen konnte. Mit einem geschmeidigen Sprung erreichte sie den Ausgang, huschte durch die Lücke und hämmerte die Tür von außen zu. Ich hörte noch, wie sie den Schlüssel drehte und zweimal abschloß.
    Ich war gefangen!
    Zudem hatte sie meine Beretta mitgenommen. Eine Frau wie sie konnte sich in eine amoklaufende Mörderin verwandeln. Das mußte ich verhindern. Ich hatte einen Namen gehört und ihn sehr gut behalten.
    Tiau!
    Wenn dieser Mann auf dem Stuhl Bescheid wußte, konnte er mir auch sagen, wo ich Tiau fand.
    Die Angst in seinen Augen verstärkte sich, als ich auf ihn zuging.
    »Keine Sorge, Sin Ho, ich werde Ihnen nichts antun. Aber ich will etwas von Ihnen wissen.« Als Beweis meiner guten Absichten schnitt ich mit meinem Silberdolch die Stricke durch.
    Er konnte sich nicht von allein halten. Bevor er zu Boden kippte, stützte ich ihn ab.
    »Tiau – wo finde ich ihn?«
    Die Worte waren kaum zu verstehen. Ich mußte schon sehr genau hinhören.
    »Er wohnt da, wo auch Man Lei und Osa zu finden sind.«
    »Wer ist Man Lei?«
    »Die Mutter.«
    »Und wo wohnen sie?«
    »Nicht weit weg…« Er bekam die Adresse geliefert. Es waren seine letzten Worte vor der Bewußtlosigkeit, in die er förmlich hineinkippte.
    Mir blieb die verschlossene Tür. Einen Vorteil besaß sie. Es war das simple Schloß, das sich leicht knacken ließ. Darauf verzichtete ich jedoch und trat die Tür ein.
    Beim dritten Versuch schaffte ich es. Wichtig war Osa. Auf dem gleichen Weg, wie ich gekommen war, verließ ich das Restaurant und lief zu meinem Wagen, der tatsächlich noch unversehrt war.
    Auch wenn das nächste Ziel nicht weit entfernt lag, mit dem Auto war ich immer schneller. Wenden konnte ich nicht, ich befand mich in einer der zahlreichen Einbahnstraßen. Also fuhr ich um den Block.
    Osa hieß die Frau, die so grausam sein konnte. Ich würde wieder mit ihr zusammentreffen, als Partnerin jedoch sah ich einen Menschen wie sie nicht an…
    ***
    Vor 30 Jahren noch haben Autofahrer über Menschen, die sich mit einem Fahrrad fortbewegten, gelacht und sie als rückständig bezeichnet. Heute lachten die Radfahrer, die viel schneller im dichten Londoner Verkehr vorankamen als die Autofahrer.
    Zu den heutigen Lachern gehört auch Osa. Sie fuhr meist mit dem Rad und scherte sich dabei einen Teufel um Einbahnstraßen und manch andere Regeln.
    Selbst in der chinesischen Gegend, die nicht so stark befahren war, kam sie schneller voran als mit dem Auto, und schnell wollte sie auch sein. Vor allen Dingen schneller als dieser blonde Polizist, der sicherlich einen Weg finden würde, den verschlossenen Raum zu verlassen und wenn er kurzerhand die Tür eintrat.
    Osa fuhr in die entgegengesetzte Richtung. Sie huschte über den Gehsteig, wenn auf der Fahrbahn kein Platz war. Um die Fußgänger kümmerte sie sich nicht. Sie wichen zur Seite, selbst die Jugendlichen mit ihrer großen Klappe ließen sie passieren.
    In ihrem Herzen brannte Wut. Rache wollte sie an diesen Bastarden nehmen, die ihre Mutter getötet hatten und sie, Osa, hatten dem Feuer übergeben wollen.
    Ein Sumpf war dieses Gebiet. Ein Morast aus Lüge, Angst, Gewalt und gefährlichem Aberglauben.
    Allerdings gestand sie sich ein, einen Fehler gemacht zu haben. Sie hätte sich nach ihrem Verschwinden bei der Mutter melden und sie nicht allein lassen sollen. Dann wäre Man Lei gar nicht erst auf den Gedanken gekommen, sich bei diesem

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