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0574 - Der chinesische Tod

0574 - Der chinesische Tod

Titel: 0574 - Der chinesische Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gebissen hatte.
    Er war nicht allein. Suko erinnerte sich daran, daß er in den Phasen des Erwachens Gesichter gesehen hatte, die über einen Rand hinwegschauten.
    Welchen Rand?
    Dann erst kam er dazu, sich um seine nähere Umgebung zu kümmern. Nicht allein der Blick nach oben reizte ihn, er wollte genau wissen, wo er lag, denn die Unterlage war ziemlich hart, fast so hart wie Stein.
    Ein Sarg?
    Wenn er über seine hochkant stehenden Füße hinwegschaute, sah er einen sehr schmalen Rand, der in seinen Abmessungen durchaus dem unteren Teil eines Sargs standhielt.
    Das richtige »Bett« für jemand, dessen Leben, sich sowieso dem Ende entgegenneigte. Sie konnten mit ihm machen, was sie wollten, da Suko nicht einmal in der Lage war, seine Zunge zu bewegen.
    Akustisch konnte er sich nicht bemerkbar machen, nur mehr in Gedanken über sein Schicksal hadern, aber das hörte niemand.
    Bisher hatte er in einer absoluten Stille gelegen, was sich auf einmal änderte.
    Zuerst spürte er einen Luftzug, der in den Sarg hineindrang und über sein Gesicht fächerte. Er wußte nicht, woher er kam, aber er hörte andere Geräusche.
    Sachte, trippelnd gesetzte Schritte und eine etwas hoch und trotzdem alt klingende Stimme, die mit irgendwelchen Lauten sprach.
    »Er ist da. Ihr könnt wieder hingehen und ihn euch anschauen. Macht es wie sonst, doch jetzt wird er euch bemerken.«
    Suko war gespannt, denn er wußte, daß nur er gemeint sein konnte. An den Außenwänden des Sargs vernahm er ein Kratzen. Sekunden danach war es soweit. Über den Rand hinweg schauten vier kleine Köpfe.
    Die Zwerge waren da, der chinesische Tod…
    Nicht zum erstenmal hatte Suko mit ihnen Sichtkontakt, diesmal jedoch war er geistig derart auf der Höhe, daß er es schaffte, sich auf sie zu konzentrieren.
    Die Gesichter ähnelten sich stark. An zwei verschiedenen Seiten des Steinsargs waren sie hochgeklettert und schauten Suko direkt an.
    Die Gesichter konnte er gleich bezeichnen, auch wenn sie verschieden waren.
    Graubraun von der Grundfarbe her. Bei einem fiel besonders die lange Nase auf, die spitzen Ohren und die große Stirn. Suko erinnerte sich daran, daß dieser Zwerg ihn angefallen und gebissen hatte.
    Chinesisches hatte er nicht an sich. Der Zwerg sah europäisch aus, wahrscheinlich hatte ihn eine Laune der Natur so geschaffen.
    Als er den Kopf drehte, sah Suko die flache Stelle, die senkrecht nach unten lief. Bei diesem Zwerg fehlte einfach die Wölbung des hinteren Schädels.
    Die anderen konnte man ebenfalls nicht als perfekt bezeichnen.
    Einen Makel wies jeder auf. Entweder an der Nase, den Ohren oder an der Schulter. Vielleicht auch an den verborgenen Gliedern.
    Die Sargwanne, in der er lag, mußte doch höher sein, als er angenommen hatte. Sonst hätten die Zwerge nicht erst zu klettern brauchen, um hineinsehen zu können.
    Sie taten nichts, klammerten sich am Sargrand fest, verzogen die Lippen zu einem diabolischen Lächeln und nickten manchmal.
    Suko versuchte sich in den Augen der Geschöpfe über deren Pläne klarzuwerden.
    Keines dieser Wesen würde Mitleid kennen. Sie liebten einzig und allein die Vernichtung.
    Dann hörte der Inspektor wieder Schritte. Direkt kamen sie auf den Sarg zu, verstummten. Über den Rand hinweg schob sich ein weiterer Kopf. Nicht der eines Zwerges; Suko schaute in ein faltenreiches Gesicht, dessen Haut ihn an eine Mischung aus Leder und dünnem Papier erinnerte. Stark geschlitzte Augen, in deren dunklen Pupillen es funkelte. Glatte Haare und dünne Lippen, die wie zwei breite Striche in der unteren Gesichtshälfte wirkten.
    Wer war dieser Mensch?
    Er schien über die Zwerge Macht zu besitzen, denn sie verschwanden, als er kam. Suko hörte noch, wie sie zu Boden sprangen, danach wurde es still.
    Der Alte schaute ihn an, bevor er plötzlich mit krächzend klingender Stimme seinen Namen bekanntgab.
    »Ich heiße Tiau!«
    Na und? hatte Suko sagen wollen, doch er war noch nicht soweit.
    Er konnte einfach nicht sprechen und die beiden Worte nur in Gedanken formulieren.
    »Ich will dich nicht unaufgeklärt sterben lassen, Landsmann. Ich habe den chinesischen Tod geholt. Ich habe meine kleinen Zwerge gesammelt. Uralte Stücke, die ich in einem vergessenen Tal im Norden des großen chinesischen Landes fand. Ich wußte, daß sie uralt waren, daß sie lebten, wenn man den richtigen Weg fand. Sie stammten von denen ab, die der Erhabene aus Jade vor dem großen Regen nicht hatte retten können, sie sind die Nachfolger der

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