0576 - Brennendes Blut
hatte schließlich einen gewissen Ruf, den er nicht verlieren wollte.
»Na dann wollen wir mal«, sagte er und begann damit, an den Reihen der Tische entlangzugehen. Wer sich erheben wollte, wurde von ihm angepflaumt, sitzen zu bleiben.
Suko bewegte sich in seinem Windschatten. Wo sie hergegangen waren, lagen kleine Wasserpfützen auf der Tanzfläche. Im bunten Licht wirkte ihre Haut geisterhaft bleich.
Die Gäste aus den Nachbarorten saßen links in der Ecke, wo es auch zu den Toiletten ging. Suko behielt sie im Auge. Es waren acht Personen. Jungen und Mädchen gemischt.
Sie becherten nicht nur Alkohol. Die Fahrer blieben trocken, was auch gut war.
McDuff machte es spannend. Hin und wieder begrüßte er einen Bekannten, machte einen Scherz, ließ auch mal eine Mahnung vom Stapel und erkundigte sich wie nebenbei, ob den Gästen etwas Ungewöhnliches aufgefallen war.
»Nein, Sergeant, hier war kein Vampir!« erklärte ein Milchgesicht im arroganten Tonfall.
»Woher willst du das wissen?«
»Das rieche ich.«
»Dann schnüffle mal weiter.«
Nur mehr ein Tisch mußte von den beiden Männern begutachtet werden. Es war der runde, wo die Fremden hockten.
McDuff und Suko blieben davor stehen. »Sieben«, sagte der Sergeant. »Ihr seid also zu siebt.«
»Rechnen können Sie auch?«
McDuff nickte. »Und wie ich rechnen kann. Auch für andere. Wenn du dein Maul nicht hältst, kannst du damit rechnen, eine Nacht in der Zelle zu verbringen.«
»Ich habe nichts getan!«
»Noch nichts! Aber hüte dich!« donnerte McDuff. Da war der Knabe mit der großen Klappe still. Die Jungs waren längst nicht so abgebrüht wie in den Großstädten.
»Wie viele also?« stellte Suko die Frage noch einmal.
Ein Mädchen gab Antwort. In dem braunen Haar glitzerten Silberstreifen wie Christbaumlametta. »Einer ist zur Toilette gegangen. Es ist Paul.«
»Wie lange ist er weg?«
»Ich habe nicht auf die Uhr geschaut.« Sie blickte ihre Freunde an.
»Ihr etwa?«
Allgemeines Kopfschütteln war die Antwort. Niemand wußte so recht Bescheid.
»Aber ziemlich lange«, sagte der mit der großen Klappe schließlich. »Paul hat eine Sitzung.«
Suko und McDuff tauschten Blicke aus, was auch die Gäste nicht übersahen. »Was wollen Sie denn von Paul? Der hat nichts getan, der ist so harmlos wie wir.«
»Das kann schon sein«, sagte Suko. »Wir müssen trotzdem mit ihm reden. Zu seiner eigenen Sicherheit.«
»Man hörte so etwas«, sagte die kleine mit den Silberfäden im Haar. Sie rutschte dabei unruhig auf ihrem Platz hin und her.
»Was denn?«
»Vampire, Mister.«
»Da habt ihr euch noch nicht einmal verhört«, gab Suko zu. »Wir suchen Vampire, und zwar echte. Es ist kein Scherz, Freunde. Ihr werdet das Lokal ohne unsere Erlaubnis nicht verlassen, und euren Paul werde ich suchen. Okay, McDuff?«
»Ja, ist gut.«
Die Tür zu den Toilettenräumen lag in Sukos Griffweite. Er streckte nur den Arm aus und schob sie nach innen. Durch den automatischen Schließer mußte er mehr Kraft aufwenden. Aus der Wärme des überheizten Lokals ging Suko in die Kälte eines gemauerten Gangs hinein. Die Wände waren beschmiert. Namen, Zeichnungen und Telefonnummern wechselten sich in bunter Reihenfolge ab.
Links waren die Damen-Toiletten, an der rechten Seite konnte Suko das Herrenklo betreten.
Auch hier mußte er eine alte Tür aufstoßen und spürte den kalten Windzug, denn im Raum stand ein Fenster offen. Damit keiner die Zeche prellen konnte, war es durch ein Außengitter gesichert.
Zwei Kabinen standen zur Verfügung.
In keiner fand Suko diesen Paul. Auch nicht im Waschraum, wo die Becken aus der Wand hervorstachen.
Trotz der Kühle spürte er den Schweiß auf seinem Körper. Er hatte plötzlich das Gefühl, daß etwas nicht in Ordnung war. Irgendwas war falsch gelaufen.
Sicherheitshalber durchsuchte Suko noch die Damentoilette, in der sich ebenfalls niemand befand.
Er trat wieder in den Gang und hörte das Klappern einer Tür. Es war die des Hinterausgangs. Wenn die Toilettenfenster vergittert waren, weshalb stand die Tür dann offen?
Suko wollte es genau wissen. Er hatte sie noch nicht erreicht, als er bereits Bescheid wußte.
Sie war deshalb nicht geschlossen, weil sie jemand aufgebrochen hatte.
Nicht von innen, von außen, wie Suko feststellte, als er sich das Schloß besah.
Sein Verdacht erhärtete sich allmählich zur Gewißheit. Irgendwo in der Nähe mußte ein Blutsauger umhergeschlichen sein. Ein gefährlicher Vampir auf
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