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0576 - Der ewige Feind

0576 - Der ewige Feind

Titel: 0576 - Der ewige Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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aktiv, wenn ihn eine Sache besonders interessiert.«
    Marina zuckte mit den Schultern. »Wenn das so ist, werde ich es vielleicht anders anstellen müssen. Statt mit Carlotta zu telefonieren, sollte ich besser mit ihm selbst sprechen.«
    »Wie meinst du das?«
    Sie lächelte. »Ich fliege nach Rom und statte ihm einen Besuch ab. Erstens sehe ich dann Carlotta mal wieder, und zweitens kann er dem persönlichen Gespräch dann nur ausweichen, indem er sich verleugnen läßt oder mich einfach 'rauswirft. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß er das tut, schließlich gibt es ja auch noch Carlotta.«
    »Du bist ein raffiniertes Biestchen«, murmelte Norton. »Ich möchte dich nicht zur Feindin haben.«
    Marinas Hand strich über die Wange ihres Lebensgefährten.
    »Ich werde nie deine Feindin sein«, sagte sie. »Ich liebe dich. Und ich vertraue dir.«
    Er atmete tief durch. »Und wenn sich das als Fehler erweist? Was weißt du schon von mir, oder von meiner Vergangenheit?«
    »Wenn es ein Fehler ist, stehe ich zu diesem Fehler. Und vielleicht will ich gar nicht so viel von deiner Vergangenheit wissen. Für mich zählt die Gegenwart. Und deshalb werde ich nach Rom fliegen und mich direkt mit Ewigk unterhalten. Und vielleicht - werde ich es noch ein wenig anders anpacken, um sein Interesse wirklich zu wecken…«
    Viel später, als sie gegangen war, stützte Norton seine Ellenbogen auf die Tischplatte und legte seine Stirn in die Hände.
    …vielleicht will ich gar nicht so viel von deiner Vergangenheit wissen.
    Er hatte eine andere Vergangenheit gemeint als sie…
    ***
    Vergangenheit:
    Torad wußte, daß es nicht mehr lange dauern würde. Der verfluchte Hexenmeister hatte ihn aufgespürt!
    Er schickte seine Todesboten. Den ersten hatte Torad bereits gesehen. Eine jener verdammten fliegenden Ratten, die sich mit Krallen und Zähnen in allem festbissen, was sich bewegte. Und daß es sich bewegte, dafür sorgten sie schon.
    Totstellen half nicht. Die Biester beschnüffelten ihre Opfer und übten dabei mit ihren Stachelhaaren einen schon schmerzhaften Kitzelreiz aus, dem sich nichts und niemand entziehen konnte. Selbst die größte Selbstbeherrschung schützte nicht dagegen. Irgendwann bewegte sich alles, was einen Funken Leben in sich trug - woraufhin die Flugratten unweigerlich zubissen.
    Es hieß, der Fürst der Finsternis selbst habe diese Biester gezüchtet.
    Torad fragte sich, wie lange er sich noch vor ihnen verbergen konnte. Wo erst mal eine Ratte auftauchte, folgten bald auch andere. Sie waren schlimmer als die Pest.
    Er hätte Aldanor schon vor langer Zeit töten sollen. Jetzt war es zu spät dafür. Die Macht des Hexers wuchs von Tag zu Tag. Dieses Ungeheuer in Menschengestalt hatte seinen Fluch wieder über Torad gebracht.
    Nichts hatte er vergessen!
    In jenen Tagen, da Torad bereits gehofft hatte, es sei vorbei, war Aldanor in seinem Leben aufgetaucht, und er hatte seinen Feind sofort erkannt.
    Zielsicher hatte er sich an Torad gewandt, den Anführer der Santaner. »Ich bin wieder da«, hatte er gesagt, und in seinen Augen sah Torad den gleichen bitteren Hohn wie damals aufblitzen…
    Wie damals…
    Es erschien ihm wie ein Traum. Wie ein böser, mörderischer Traum.
    Zum ersten Mal hatte er die Bilder gesehen, als er zum Mann wurde. Als er seinen Geist im Rausch der Kräuter öffnete, in seiner ersten Trance, nach der er einen Namen erhielt. Er hatte nicht verstanden, was sie bedeuteten, aber er hatte sich als König auf einem Thron gesehen, ausgestattet mit einer schier unglaublichen Machtfülle.
    Macht über eine ganze Stadt mit Tausenden von Bewohnern, Macht über das Umland…
    Er hatte geglaubt, das sei seine Bestimmung und der Traum zeige ihm eine Zukunft, auf die er hinarbeiten solle. Genau das hatte er dann auch getan.
    Er war kein König geworden, aber er lenkte nun die Geschicke der Santaner, jener Nomaden, deren Vorfahren vor vielen Generationen aus dem verwüsteten Uruqui-Land gekommen sein sollten. Ausgewandert, geflohen vor verbrannter Erde, Zerstörung und Sklaverei.
    Die Santaner hatte niemand mehr versklaven können. Sie jagten dahin auf starken Pferden, waren so schnell wie der Wind und ebenso wenig zu fassen. Sie ernteten, wo sie nicht gesät hatten, aber sie nahmen nie mehr, als sie zum Leben brauchten, und sie verschwanden stets rasch wieder im Nichts, aus dem sie kamen. Nur manchmal blieb ein Santaner in einer der Ansiedlungen zurück und nahm ein schönes Mädchen zur Frau, manchmal

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