0576 - Der ewige Feind
gefährlich diese verdammten Bestien auch waren, schienen sie doch die Auseinandersetzung mit einem Toma-Bären zu scheuen.
Aber was half es Torad?
Sie würden ihn eben belagern.
Und er würde verhungern.
Falls die Ratten nicht doch noch hereinkamen, wenn mit der Zeit die Ausdünstung des Bären verflog!
Selbst entfliehen konnte Torad von hier nicht mehr. Er hatte nicht daran gedacht, daß Höhlen von Toma-Bären niemals einen zweiten Ausgang hatten. Der Bär brauchte keinen Fluchtweg, er war so stark, daß es praktisch keine Bedrohung für ihn gab. Er stand am oberen Ende der Nahrungskette.
Als die Göttin der Tiere seine Art erschuf, hatte sie allerdings nicht damit gerechnet, daß ein verhutzelter gelbhäutiger Alchimist im Land Xinah Feuerkugeln herstellte…
Die Flucht nach vorn kam für Torad nicht in Frage, denn sie führte genau zu den Flugratten.
Das Warten auf den Tod nahm seinen Fortgang…
Und er wußte nicht mal, warum er sterben sollte! Nur weil in einem stets wiederkehrenden Traum ein Zauberer einem König Rache schwor?
Was hatte Torad damit zu tun?
Tief in ihm wollte eine boshafte Stimme ihm zuraunen, daß es eine Antwort darauf gab.
Und daß ihm diese Antwort gar nicht gefallen würde…
***
Gegenwart:
Die Überwachungsanlage gab einen leisen Summton von sich, und Ted Ewigk ging ins Arbeitszimmer hinüber, warf einen Blick über das Kontrollfeld, dann schaltete er den Monitor um. Er zeigte jetzt einen dunklen Lancia Dedra, der über den Zufahrtsweg auf die Villa zurollte.
»Sieht aus, als bekämen wir Besuch«, murmelte Ted stirnrunzelnd. »Ich liebe Besuch, der sich nicht vorher ankündigt…«
Carlotta kam zu ihm ans Gerät und sah gerade noch, wie der Lancia vor dem Haus stoppte. Eine junge Frau mit langem, dunklem Haar stieg aus, und Carlotta stutzte.
»Kennst du sie?« fragte Ted. Seine Hände glitten über die Tasten des Kontrollterminals. Die Kamera drehte sich, das Objektiv rotierte ein wenig, und Ted zoomte das Gesicht der Frau auf bildschirmfüllende 500 Prozent.
»Ich glaube… ja, sicher!« murmelte Carlotta. »Das ist Marina… Marina Syracusa!«
»Deine Schulfreundin, die anrief und dich bat, mich für eine Reportage über diesen John Norton zu begeistern? Recht hübsch sieht sie aus, aber was verspricht sie sich davon, hier unangemeldet aufzutauchen?«
»Vielleicht glaubt sie, daß ein persönliches Gespräch deine Meinung ändert.«
»Hast du ihr mein absolutes Desinteresse nicht deutlich gemacht?«
»Natürlich. Aber Marina gibt nicht so rasch auf, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Sie war schon so, als wir zusammen zur Schule gingen.« Carlotta ließ sich vom Türsummer nicht irritieren und fuhr fort: »Sie wollte immer einen Mann mit viel Geld und viel Macht, um von dessen Geld und Macht profitieren zu können. Dadurch ist sie dann irgendwie in England gelandet - eben bei diesem Norton, wie es scheint.«
»Na gut. Ich empfange sie, bewirte sie, lasse sie reden und verabschiede sie wieder«, seufzte Ted. »An meiner Meinung über diesen Norton ändert das aber nichts…«
***
»Vielleicht werde ich eine Reportage über diesen Alan Boddhyr machen«, sagte er etwa anderthalb Stunden später, »aber Sie werden hoffentlich verstehen, daß ich meine Entscheidung nicht von einer Sekunde zur anderen treffe. Allerdings interessiert mich Ihr so abrupter Sinneswandel. Hatten Sie Carlotta nicht angerufen, damit ich über Ihren Freund John Norton berichte? Statt dessen ist jetzt nur noch von diesem Boddhyr die Rede…«
Marina Syracusa nickte. »Das eine schließt das andere nicht aus«, behauptete sie. »Wenn Sie Boddhyr porträtieren, werden Sie zwangsläufig auch zu John kommen.«
Im gleichen Moment erwachte Teds Witterung.
Dieses Gespür auf Para-Ebene, das ihm sagte, daß er etwas Wichtigem auf der Spur war. Diesem Gespür hatte er es auch zu verdanken, daß er in so jungen Jahren eine derart steile Karriere als Reporter beschritten hatte. Es hatte ihm stets gezeigt, wo eine brisante Story zu holen war. Allerdings hatte ihm seine Witterung dabei noch nie verraten können, worum es jeweils ging, das hatte Ted jedesmal selbst herausfinden müssen, seine Karriere war also tatsächlich auch auf harter Arbeit und journalistischem Talent aufgebaut…
Jetzt war Ted Ewigk sowohl an John Norton als auch an Alan Boddhyr interessiert!
Er dachte jedoch nicht daran, das seiner Besucherin zu verraten.
»Können Sie mir das etwas näher erklären?« hakte er
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