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0577 - Die Krakenfalle

0577 - Die Krakenfalle

Titel: 0577 - Die Krakenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie unschuldig waren und durch einen verrückten Zufall oder Umstand in diesen Fall hineingeraten waren. Der Wirt trug ein helles Hemd mit weit geschnittenen Fledermausärmeln und eine schwarze Hose. Der Hemdenstoff zeigte unter den Achseln Schwitzflecken trotz der Weite. »Ich will hier weg. Ich muß hier raus. Komm, Doris!«
    Sie erhob sich noch nicht, sondern warf mir einen Blick zu.
    »Bitte, ich kann Sie nicht daran hindern.«
    »Merci.« Sie stand auf und bewegte sich langsam an mir vorbei.
    Dabei versuchte sie zu lächeln. Es klappte nicht ganz. Auf ihrem Gesicht lag mehr ein starrer Ausdruck.
    Auch ich hatte in dieser Küche vorläufig nichts zu suchen. Einen letzten Blick warf ich auf den Toten. Auch jetzt zeichnete sich die Anstrengung auf seinem Gesicht ab. Er wirkte so, als hätte er kurz vor seinem Ableben versucht, sich mit aller Gewalt aus einer Klammer zu befreien. Diese Anstrengung eben war zuviel für ihn gewesen.
    Zwei Tage befand ich mich bereits an der Küste, hatte mich relativ gut eingelebt, nur einmal mit London telefoniert und erfahren, daß es in der Sache Will Mallmann nichts neues gab.
    Die Unterkunft gefiel mir ebenfalls. Ich wohnte bei einem pensionierten Major, der einen uralten Rolls fuhr, von einer älteren Haushälterin bedient wurde und sich ansonsten so zackig gab wie ein junger Soldat. Ich hatte ihm von meinen Problemen nicht berichtet, er war auch so anständig gewesen, keine Fragen zu stellen.
    Ich konnte nicht anders und mußte das Gesicht der Leiche untersuchen. Es waren tatsächlich kleine Adern geplatzt, so daß sich das Blut auf der Haut hatte verteilen können.
    Doris und Cascadal fand ich im Bistro. Beide standen sie hinter der dunklen Theke und hatten ihre Schwenker mit jeweils einem doppelten Cognac gefüllt.
    »Mögen Sie auch einen?« fragte der Wirt. »Der geht auf Kosten des Hauses.«
    »Gern.«
    Ich bekam ebenfalls einen Doppelten, setzte das Glas an und ließ die Flüssigkeit in meine Kehle rollen. Das Getränk tat gut, es wärmte durch, ohne scharf zu sein.
    Doris kippte ihn auf einmal weg, schüttelte sich, verzog das Gesicht und meinte: »Da wäre noch ein Problem mit der Leiche. Solange sie da liegt, koche ich nicht.«
    Ich zog eine Zigarette aus der Packung und zündete das Stäbchen an. »Am besten wäre es, wenn Sie erzählen.«
    »Wie?«
    »Was passiert ist. Von Beginn an.«
    Auf ihrem hübschen Puppengesicht zeigte sich Mißtrauen. »Sie reden wie ein Bulle.«
    Ich hob die Schultern. »Keine Sorge, ich werde die Polizei schon nicht benachrichtigen.«
    Sie glaubte mir nicht, das war zu sehen, aber sie begann mit ihrem Bericht.
    Cascadal und ich hörten zu. Kein Gast betrat das Bistro, wir blieben allein. Die Wände zeigten Spuren von Zigarettenrauch. Auch klebten Bilder an ihnen; viele waren schon vergilbt. Sie zeigten Gesichter von Stars, die längst vergessen waren.
    Doris sprach mit monotoner Stimme und schaute dabei in das leere Glas. Dieser Tote war tatsächlich durch das Fenster in die Küche geschoben worden.
    »Und Sie haben nicht sehen können, wer das getan hat?«
    »Nein, verdammt.«
    »Er muß jedenfalls Kraft gehabt haben«, sagte Cascadal.
    »Sogar ein Loch hat er in den Boden des Hinterhofs gerissen«, gab ich meinen Senf dazu. »Haben Sie hier einen Herkules?«
    »Natürlich nicht.«
    »Da war noch was!« Doris stand auf und bog ihren Rücken durch.
    »Ich konnte es sehen, nur kann ich es nicht erklären. Als der Tote schon in der Küche lag, bewegte sich hinter dem Fenster ein langer Schatten. Er kam mir vor wie ein Schlauch, der von einer Seite zur anderen pendelt und die Fensterbreite nie ausließ.«
    »Du spinnst.«
    »Nein, Cascadal, ich spinne nicht.«
    »Der Meinung bin ich auch.«
    »Ach Sie mit Ihrer…« Der Wirt winkte ab.
    »Können Sie weitererzählen?« wandte ich mich an Doris.
    »Nein Monsieur, weil es da nichts mehr zu berichten gibt. Ich sah ihn, wie er wedelte oder pendelte, dann war es vorbei. Keine weiteren Auskünfte mehr.«
    »Das ist wenig.«
    »Meine ich auch.«
    »Ich werde mir den Hinterhof einmal genauer ansehen. Vielleicht entdecke ich eine Spur.«
    »Jetzt reden Sie wieder wie ein Bulle!«
    »Monsieur Cascadal, ob Bulle oder nicht. Jeder Mensch ist nun mal neugierig, besonders dann, wenn es sich dabei um ein Phänomen handelt, wie wir es hier erlebt haben. Ich kann nur sagen, das hier ist für mich ein Phänomen. Tut mir leid.«
    »Es braucht Ihnen nicht leid zu tun.« Cascadal winkte ab. »Ich frage mich nur,

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