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0577 - Die Krakenfalle

0577 - Die Krakenfalle

Titel: 0577 - Die Krakenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dann brauchen Sie sich nichts vorzuwerfen.«
    »Weshalb haben Sie überhaupt gefragt?«
    »Mir ging es allein ums Motiv. Wie gesagt, auch das Unerklärliche geschieht nicht grundlos.«
    »Dann bin ich eben die Ausnahme.«
    »Das haben schon viele gesagt, Monsieur. Für die gab es später ein böses Erwachen.«
    »Jagen Sie mir nur keine Angst ein.«
    »Das habe ich auch nicht vor. Wir sehen uns später.« Ich nickte ihm zu und verließ die Küche.
    Im Lokal fand ich Doris. Sie kippte gerade ihren zweiten Cognac.
    Auch ich leerte mein Glas. Im Gegensatz zu mir stellte sie es hart ab, blieb in einer vorgebeugten Haltung und schielte zur Seite, weil sie mich anschauen wollte. »Eine schöne Scheiße ist das, nicht?«
    »Das können Sie wohl sagen.«
    »Ich habe noch nie so eine Angst verspürt«, flüsterte sie. »Das kann man sich kaum vorstellen.«
    »Wollen Sie denn bleiben?« fragte ich.
    Doris schaute sich um, sah ihren Chef nicht und hob die Schultern.
    »Mal sehen, was er mir bietet. Wissen Sie, ich gehöre zu den Menschen, die gern leben, Sie verstehen…?«
    »Also Parties und…«
    »Ja, so ähnlich. Ein chices Leben. Noch bin ich jung genug. Sie glauben gar nicht, wie schnell man hier altert. Das hat mit dem Äu ßeren wenig zu tun, du erkennst es an den Blicken, die man dir zuwirft. Wie die Kerle dich abschätzen, die oft dreißig und mehr Jahre älter sind als du. Das ist schon deprimierend.«
    »Und weiter?«
    »Nichts mehr. Du mußt zusehen, daß du noch den Absprung schaffst.« Sie blickte mich an. In ihren dunklen Augen schien Wasser zu glitzern. »Wenn ich über Sie nachdenke, so gehören Sie wahrscheinlich nicht hier an die Küste.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun ja, Sie sind einfach anders.«
    »Das kann schon sein. Ich bin auch gekommen, um hier zu entspannen.«
    Sie wartete etwas mit der Antwort und drehte ihr Glas dabei.
    »Wenn du eine Hilfe dabei brauchst, sag Bescheid.«
    »Klar, später.«
    Cascadal kam. »Aufräumen werden wir aber«, sagte er. »Los, das geht zu zweit schneller!«
    Doris lächelte mir noch einmal zu, bevor sie dem Wirt in die Küche folgte. Beim Gehen schwang sie die Hüften. In manchen Frauen brodelte eben ein Vulkan.
    Ich trat hinaus ins Freie.
    Die Sonne meinte es gut. Sie schien bereits herrlich warm und betupfte meine Haut. Jenseits der Straße glänzte das Meer. Nur wenige Boote schaukelten auf den blaugrauen Wellen. Auch jetzt waren schon Surfer unterwegs.
    Einige Parkbänke wurden neu gestrichen. Der Wind kam aus südlicher Richtung. Er brachte die Wärme des afrikanischen Kontinents mit. Die Luft wirkte klar wie Kristall. Im Westen und Osten schob sich das Küstenland hin und wieder wie eine stumpfe Nase hinaus ins Meer. Da brandeten die Wellen dann gegen die steilen Felsen.
    Hoch hinter mir, über Felsvorsprünge und Tunnels lief die weltbekannte Corniche, die Küstenstraße, entlang. Von dort aus war der Blick paradiesisch zu nennen. Zwischen ihr und Meer standen die Villen der Reichen. Gelegen auf herrlichen Plätzen mit Blicken, von denen der Normalbürger wie ich nur träumen konnte.
    Wie verträumt lagen die kleinen Dörfer verstreut auf den hohen Plateaus. Jetzt, wo der Frühling Einzug hielt und die ersten Knospen aufbrachen, durchwehten die Duftaromen die zahlreichen Städte unten am Meer. Zwei Wochen später würde hier die Hölle los sein.
    Da strömten die Touristen aus allen Teilen Europas an den Strand.
    Ich hatte an dieser Stelle nichts mehr zu suchen. In Gedanken versunken schlenderte ich über den Gehsteig. Es waren keine fröhlichen Gedanken, nicht allein wegen Will Mallmann.
    Hier war etwas geschehen, für das ich keine Erklärung hatte. Etwas Unheimliches war aus der Tiefe der Erde gestiegen, um mit gewissen Personen abzurechnen.
    Weshalb?
    Ich dachte über die Gründe nach, fand kein Motiv und setzte meinen Spaziergang fort.
    Der einzige Anhaltspunkt war das kleine Bistro. Wahrscheinlich würde ich dort unfreiwillig zu einem Stammgast werden…
    ***
    Beide, Cascadal und Doris, schraken zusammen, als sie das Dröhnen der Motoren hörten.
    Sie schauten sich an und wußten Bescheid.
    »Das sind sie«, sagte Cascadal.
    »Und? Willst du ihnen was erzählen?«
    »Bin ich blöd?«
    »War nur eine Frage.« Doris zog einen Flunsch. Es ging ihr wieder besser. Vielleicht lag es auch daran, daß sie sich geduscht und umgezogen hatte.
    Die Frau trug einen weißen, kniekurzen, weiten Rock und dazu eine schwarze Bluse, die sehr viel Stoff besaß, locker fiel

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