0579 - Die Psycho-Vampire
hören.
Der Blick seiner großen Augen war auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne gerichtet. Sein zierlicher Körper war zur Bewegungslosigkeit erstarrt, die Arme waren auf den seitlichen Lehnen aufgestützt, die Hände hielten die Instrumente verkrampft.
Eine volle Minute lang rührte sich Corello überhaupt nicht. Als er schließlich mit entrückter, wesenloser Stimme sprach, bewegten sich nur seine Lippen.
„Verlieren Sie keine Zeit, Onacro. Es würde fatale Folgen haben, wenn durch Ihre Nachlässigkeit Normalsynthos mit physischen Mißbildungen entstünden."
Onacro wartete noch etwas, um zu sehen, ob sich Corellos Zustand ändern würde. Aber als der Mutant weiterhin wie versteinert in seinem Tragerobot saß, wandte sich Onacro dem Instrumentenpult zu.
Die Robotstimme verkündete: „Die acht Gen-Konserven entsprechen in ihrer Entwicklung hundertachtzig Tage alten Fetussen. Achtung! Retorte eins zeigt Energieschwankungen. Das kann zu Wachstumsstörungen führen."
Onacro war sofort zur Stelle, um die Energiezufuhr für den gefährdeten Schnellbrüter zu erhöhen, bis sich die Energieglocke stabilisiert hatte. Er konnte von Glück sagen, daß er in dieser kritischen Situation zur Stelle gewesen war. Denn in der Retorte-1 befand sich jene Gen-Konserve, die er in seinem Privatlaboratorium für sein Einei-Sechs-Experiment vorbereitet hatte.
Wenn Corello dahinterkam, konnte das unabsehbare Folgen haben. Und auf jeden Fall hatte Onacro damit seinen letzten und wirkungsvollsten Trumpf ausgespielt.
Während Onacro die Energiezufuhr durch Fernsteuerung regulierte und Feinabstimmungen vornahm, reifte in ihm ein Plan.
Hatte Alaska Saedelaere nicht gesagt, daß sich über dieser Station Unterwasserstädte der Neuen Menschheit befanden?
Solche Städte, die tief unter dem Meeresspiegel lagen, konnten nur unter ungeheurem technischen Aufwand existieren. Es lag auf der Hand, daß es dort auch empfindliche Ortungsgeräte gab.
Wenn er nun den Energieverbrauch dieser Station erhöhte, nach und nach sämtliche Atomkraftwerke anlaufen ließ und die Stromreaktoren bis zur Leistungsgrenze hochfuhr, dann mußte das einfach in den Unterwasserstädten geortet werden.
„Wir brauchen mehr Energie", sagte Vauw Onacro und ließ ein zweites Atomkraftwerk anlaufen.
*
Stunden später mußte sich Onacro verzweifelt die Frage stellen, warum sein Vorhaben nicht klappte.
Er hatte bereits, von Ribald Corello nicht weiter beachtet, die Hälfte aller zur Verfügung stehenden Kraftwerke eingesetzt. Er hatte immer wieder neue Ausreden ersonnen, um Energien freizumachen; einmal waren es die Reinigungsroboter, die für den steigenden Energiebedarf verantwortlich waren, dann die Fabrikationsanlagen für Ersatzteile - und nicht zuletzt die gigantische Maschinerie, die für die Erschaffung der Normalsynthos angelaufen war.
Inzwischen war die Energieemission der biologischen Station bereits so groß, daß sie mit empfindlichen Geräten sogar aus dem All angemessen werden konnte.
Onacro konnte sich nicht erklären, warum man in den Unterwasserstädten noch nicht auf sie aufmerksam geworden war.
Immerhin waren bis zur Vollendung der Normalsynthos noch drei Tage Zeit, und bis dahin konnte er die Energieproduktion weiter erhöhen. Es war fast ausgeschlossen, daß die Atomkraftwerke und die Maschinen, die auf hyperdimensionaler Basis arbeiteten, bis dahin nicht geortet wurden.
Er sagte sich immer wieder, daß man sie einfach entdecken mußte!
Doch seine Zuversicht schwand mit jeder Stunde.
Warum kam Perry Rhodan nicht?
Wenn er tatsächlich so fieberhaft nach Ribald Corello suchte, wie Alaska Saedelaere behauptete, dann mußte er einfach jeder Spur nachgehen. Und die Energieemission tief unter dem Meeresboden war ein unübersehbarer Hinweis.
Warum kamen Perry Rhodans Teleporter nicht, um nach der Ursache der energetischen Tätigkeit in diesem subozeanischen Gebiet zu suchen?
Waren die Energieimpulse noch nicht stark genug?
Vauw Onacro schaltete - als Corellos Aufmerksamkeit für einige Augenblicke nachließ - einige zusätzliche Maschinen ein, die einen ungeheuren Energiebedarf hatten, und ließ einen weiteren Atomreaktor anlaufen.
Dann suchte er seine Kabine auf, um einige Stunden zu schlafen. Er wollte zumindest ausruhen, bis die zweieinhalbtägige Geburtsphase der Normalsynthos in den Schnellbrütern beendet war.
Dann würde er vor einem neuen Problem stehen.
Wie sollte er das Ergebnis seines Einei-Sechs-Experiments in den
Weitere Kostenlose Bücher