0579 - Die Psycho-Vampire
Atomar-Molekularen-Wachstumsbeschleuniger schaffen, ohne daß Ribald Corello etwas davon merkte?
Er verschob die Lösung dieses Problems auf einen späteren Zeitpunkt.
Im Augenblick beschäftigte ihn immer noch die Frage, wieso man in den Unterwasserstädten die energetische Tätigkeit unter dem Meeresboden noch nicht angemessen hatte.
Über dieser Frage schlief er ein.
Als er Stunden später von Ribald Corellos Stimme geweckt wurde, hatte er sich zu dem Entschluß durchgerungen, einen Test durchzuführen. Bisher hatte er nur gehofft, geortet zu werden, jetzt wollte er selbst eine Ortung vornehmen.
Vielleicht brachte ihn das weiter.
„Kommen Sie sofort in die Hauptschaltzentrale!" hatte Corello über die Sprechanlage gefordert. „Die Geburt der Normalsynthos steht unmittelbar bevor."
Einige Minuten später war Onacro zur Stelle.
„Ich bin um eine Viertelstunde zu früh dran", stellte der Biogenetiker mit einem Blick auf die Armaturen fest.
Auf dem Bildschirm war zu sehen, daß die Energieglocken der Schnellbrüter noch immer in einem beständigen Violett glühten.
Da sie nicht transparent waren, konnte man nicht sehen, wieweit das Leben in ihrem Innern gediehen war.
Das ist mein Glück, dachte Vauw Onacro. Denn wenn Corello sähe, was in Retorte-1 heranwächst, dann...
Die vier Wissenschaftler, die von Corello in die Schnellbrüter-Halle abgestellt worden waren, saßen vor den Prüfgeräten und bedienten sie mit unnatürlich wirkenden Bewegungen. Da sie immer noch von Corello beherrscht wurden, konnten sie nur für einfache Tätigkeiten, wie die Kontrolle der Organtätigkeit, des Stoffwechsels und der Nahrungsaufnahme der ungeborenen Normalsynthos herangezogen werden.
Onacro wartete einen günstigen Zeitpunkt ab, dann stellte er eine Verbindung zur Ortungszentrale her und schaltete die Energie-, Masse- und Elementetaster durch Funkbefehl ein. Er brauchte die Reichweite der Geräte gar nicht weit auszudehnen und hatte bereits nach wenigen Sekunden ein Ortungsergebnis auf dem Bildschirm.
Dabei konnte es sich nur um eine der von Saedelaere erwähnten Unterwasserstädte handeln. Die Stadt, deren Umrisse Onacro auf dem Bildschirm sah, besaß riesige Ausmaße und war groß genug, um gut einer Million Menschen Platz zu bieten.
Entsprechend gewaltig war auch die Energieentwicklung.
Onacro ließ von der Positronik blitzschnell einige Auswertungen vornehmen und Berechnungen anstellen, dann unterbrach er den Kontakt zur Ortungszentrale, bevor Corello Verdacht schöpfen konnte.
Für Onacro war nun alles klar.
Die Ortungsergebnisse zeigten ihm deutlich, daß sich sein Vorhaben im Augenblick noch nicht durchführen ließ. Die Unterwasserstadt verfügte selbst über eine Vielzahl gigantischer Kraftwerke, die auf Hochtouren liefen. Die Energietaster hatten eine zehnfache Kapazität der stationseigenen Kraftwerke angemessen. Selbst wenn es in der Unterwasserstadt noch so empfindliche Ortungsgeräte gab, konnten sie die Energieimpulse der biologischen Station nicht orten, weil sie von den Energien der eigenen Kraftwerke überlagert wurden.
Die Ortungsergebnisse waren für Onacro eine einzige Enttäuschung, aber er wollte das begonnene Vorhaben deshalb nicht gleich abbrechen.
Bestimmt läßt der Energieverbrauch in der Unterwasserstadt zur Schlafenszeit nach, sagte er sich - und ließ das nächste Atomkraftwerk anlaufen.
„Wann geben die Schnellbrüter die Normalsynthos endlich frei?" erkundigte sich Corello ungehalten.
„Überhaupt nicht", sagte Onacro. Er begann zu schwitzen. Er hoffte, daß Corello auf sein Täuschungsmanöver einging. Denn wenn er darauf bestand, in Retorte-1 Einblick zu nehmen, dann war er endgültig verloren.
Diesmal würde Corello bestimmt nicht zögern, ihn zu töten.
„Was wollen Sie damit sagen?" herrschte der Mutant ihn an.
„Nichts weiter, als daß die Normalsynthos mitsamt den Retorten zu den Ato-Mol-Beschleunigern überstellt werden", sagte Onacro.
Er blickte Corello überrascht an. „Wußten Sie nicht, daß die neugeborenen Normalsynthos nicht den normalen Umweltbedingungen ausgesetzt werden dürfen? Retortenkinder besitzen viele jener natürlichen Abwehrstoffe nicht, die im Mutterleib groß gewordene Kinder haben."
„Das mag schon sein", gab Corello zu. „Ich verlange auch nicht mehr, als zu sehen, ob die Retorten gesunde und überlebensfähige Menschen produziert haben. Sagen Sie nicht, daß sich das nicht machen ließe."
„Doch, es geht, aber nicht durch
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