0579 - Die Psycho-Vampire
Fernbedienung", antwortete Onacro. „Entlassen Sie Phantroc aus Ihrer Gewalt, dann kann er zwei oder drei Stichproben machen."
„Es hat mit Gewalt nichts zu tun - es ist Dressur", entgegnete Corello. „Es besteht für mich keine Veranlassung, Phantroc aus der Dressur zu entlassen. Ich werde Gorlan Lym befehlen, die nötigen Schaltungen vorzunehmen."
Onacro starrte gebannt auf den Bildschirm. Dort sah er den jungen Biochemiker unbeteiligt vor den Armaturen sitzen. Jetzt wandte er den Kopf in Richtung der Aufnahmekamera und zwinkerte Onacro vertraulich zu.
Dann nahm er einige Schaltungen vor. Die Energieglocken von drei Retorten wurden transparent - und zwar die Nummern zwei, vier und sieben. In jedem Schnellbrüter lag, auf ein Energiekissen gebettet, ein neugeborener Normalsyntho; die Anschlüsse an den künstlichen Blutkreislauf, an das Atemgerät und die übrigen technischen Anlagen waren bereits durchtrennt; die Kontrollgeräte zeigten an, daß die Neugeborenen geistig und körperlich völlig gesund waren.
Onacro nahm davon keine Notiz.
Er dachte über Gorlans seltsames Verhalten nach. War er einer Täuschung zum Opfer gefallen, oder hatte ihm Gorlan tatsächlich zugezwinkert?
Wenn er sich nicht getäuscht hatte, konnte das nur bedeuten, daß Gorlan von Corello nicht völlig beherrscht wurde.
10.
Gorlan Lym erfuhr auf eindrucksvolle Weise, was eigentlich hinter Onacros Einei-Sechs-Projekt steckte.
Es war bald danach, als er merkte, daß Phantroc, Nyva und Parolar Uym von Corello geistig versklavt wurden. Gleichzeitig spürte er in seinem Gehirn eine seltsame Leere, die von fremden Befehlsimpulsen angefüllt wurde. Aber wahrend die anderen drei Wissenschaftler machtlos gegen die hypnosuggestiven Impulse waren, konnte sich Gorlan dagegen wehren.
Es gelang ihm, Corello unbedingten Gehorsam vorzuheucheln, obwohl er jederzeit Herr über sich selbst war. Bald fand er heraus, daß auch alle anderen Wissenschaftler von Corello beherrscht wurden. Nur Vauw Onacro, der das Extreme Notprogramm leitete, war von dem Supermutanten verschont worden.
Gorlan wartete auf seine Chance, mit dem Biogenetiker Kontakt aufnehmen zu können. In der Zwischenzeit verrichtete er seine Arbeit an den Schnellbrütern und führte Corellos Befehle so gewissenhaft aus wie die Beeinflußten.
Darüber hinaus machte er auch einige „Fleißaufgaben", die Corello entgingen. Unter anderem überprüfte er von Zeit zu Zeit die sich rasend schnell entwickelnden Normalsynthos in den Retorten.
Dabei stieß er auf einen seltsamen Umstand.
Retorte-1 benötigte viel mehr Energien als die anderen sieben Schnellbrüter. Zwar war ihm nicht entgangen, da Onacro überflüssig viele Atomkraftwerke anlaufen ließ, doch betraf das wahrscheinlich wiederum einen anderen Plan des Biogenetikers.
Gorlan wußte von Phantroc, daß in Retorte-1 jene Gen-Konserve untergebracht war, die aus Onacros Einei-Sechs-Experiment stammte. Er konnte sich zwar immer noch nicht vorstellen, was dahintersteckte, doch war er überzeugt, daß der außerordentlich hohe Energiebedarf damit zusammenhing.
Von Neugierde getrieben, nahm er weitere Messungen vor.
Die Ergebnisse, die er nach und nach erhielt, waren im höchsten Grad erstaunlich.
So betrug das Gewicht des Synthos in Retorte-1 nahezu das Sechsfache der anderen Normalsynthos. Ebenso unterschieden sich die Gehirnimpulse wesentlich von denen der anderen und waren zudem viel stärker. Ein Blick auf die Kontrollgeräte zeigte ihm auch, daß Herzschlag und Atmung überdurchschnittlich kräftig waren und außerdem eine geradezu erschreckende Unregelmäßigkeit aufwiesen.
Als Gorlan diese Entdeckung machte, nahm er sofort an, daß entweder dieser Schnellbrüter schadhaft war, oder daß der heranreifende Fetus darin physische Mängel besaß. Bevor er jedoch die nötigen Korrekturen vornahm, um den Normalsyntho in Retorte-1 vielleicht doch noch zu retten, wollte er sich einen optischen Eindruck von ihm verschaffen.
Nach den Meßergebnissen zu schließen, mußte sich unter der Energieglocke eine schwere, ungeheuerlich mißgebildete Kreatur befinden.
Er wartete einen Zeitpunkt ab, da Ribald Corello der Schnellbrüter-Halle keine Aufmerksamkeit schenkte, dann schaltete er die Energieglocke von Retorte-1 auf Transparenz.
Zu Gorlans größter Überraschung erblickte er innerhalb der energetischen Plazenta statt eines Fetusses deren sechs!
Und da begann er zu begreifen, was Onacros Einei-Sechs-Experiment
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