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058 – Das Gift des Rings

058 – Das Gift des Rings

Titel: 058 – Das Gift des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neo
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ist?«
    Er starrte durch die Scheibe in das Patientenzimmer, wo Denurion flach unter den Robotarmen lag, die leuchtende Sonden über den ovalen Körper bewegten. Die Organe beulten seine Haut aus wie Früchte ein über sie gebreitetes Laken.
    »Die Positronik liefert doch eine Vielzahl von Messwerten.« Charron zeigte auf die Holos.
    Das Labor war offensichtlich nicht für einen Naat entworfen worden. Parleen bewegte sich auf allen vieren, um nicht gegen die von der Decke hängenden Instrumente zu stoßen. Dabei zeigte er ein bewundernswertes Geschick. Während eine unglückliche Bewegung Charrons bereits einen Ständer mit Probenbehältern von einem Tisch gefegt hatte, wusste der Naat offensichtlich blind, wie die empfindlichen Geräte im Raum verteilt waren. Als hätte er auch am Hinterkopf Augen, manövrierte er seinen massigen Leib trotz des metallenen Beins haarscharf an Tischen, Medizinschränken und Wiederbelebungssets vorbei.
    »Die Messwerte zeigen keine Organfunktion an. Sie überwachen die Temperatur oder Schwankungen in der Helligkeit der Haut. Natürlich auch Bewegungsmuster. Oder akustische Äußerungen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Nichts, was sich verwerten ließe. Arkonidisch spricht er nicht, auch kein Interkosmo.«
    »Naatisch natürlich ebenso wenig.«
    Wegen Parleens gebückter Haltung befand sich der riesige, nasenlose Schädel auf Augenhöhe mit Charron. Während seiner Reisen war er einmal auf Eridunni-7 in die Nähe eines Mordkraken geraten. Das Gefühl, jeden Moment den Kopf abgerissen zu bekommen, war ähnlich.
    »Nein, Naatisch auch nicht«, grollte Parleen. »Aber vielleicht sind diese pfeifenden Geräusche tatsächlich eine Sprache. Oder die Duftstoffe, die er absondert. Nur erkennt die Positronik von TARRAS'GOLL sie nicht.«
    »Seltsam, dass wir so wenig über Xisrapen wissen. Wo sie doch ständig auf arkonidischen Schiffen mitreisen.«
    Grummelnd wandte sich Parleen wieder den Holos zu. Er betätigte einige Sensorfelder. Schrift huschte durch die Anzeigen. Ein Robotarm zog sich in seine Ruheposition zurück, ein anderer strich eine Paste auf die Haut. »Ich habe hier Daten zu so ziemlich jeder Spezies, von der jemand nach Peshteer gebracht wurde. Nur wurde ein Xisrape noch nie verurteilt, soweit ich weiß. Erst recht nicht für ein Kapitalverbrechen, das seinen Aufenthalt hier zur Folge gehabt hätte.«
    »Das hört sich so an, als könnten wir nur abwarten und hoffen, dass sein Körper allein mit der Verletzung fertig wird.«
    »Danach sieht es leider nicht aus. Xisrapen benötigen viel Nahrung, weil sie nicht schlafen und zudem ihr Antigravorgan einen hohen Energieverbrauch hat. Sie nehmen die Nährstoffe über einen grobporigen Bereich ihrer Haut auf.« Er zeigte unbestimmt in den Raum nebenan, meinte aber wohl die Paste, die der Robotarm auf Denurion verteilt hatte. »Das dort ist bereits die dritte Mischung, die ich ausprobiere. Ich weiß nicht, ob sie schmackhaft ist. Ich weiß noch nicht einmal, ob Xisrapen überhaupt etwas schmecken. Jedenfalls sollte sie ihn am Leben halten. Aber er nimmt sie nicht auf.«
    »Sie wissen also nicht, wie das Gift wirkt?«
    »Ich habe die Überreste dieser Spinne analysiert. Sie enthält mindestens acht Substanzen, die toxisch wirksam sein könnten. Das meiste habe ich mit dem Dekontaminationsspray herausziehen können.«
    »Ich dachte, es ging um eine bakterielle Infektion!«, rief Charron.
    »Der Medoroboter Ihrer Jacht ist kein Labor. Ich habe hier andere Möglichkeiten. Auch die haben ihre Grenzen. Ich weiß, dass die Bakterien toxische Substanzen produzieren. Aber ich kann nicht sagen, welche dieser Substanzen für die Symptome verantwortlich sind. Bei diesem Patienten ist mir ja noch nicht einmal klar, wo genau die Trennlinie zwischen gesundem und krankem Merkmal verläuft.«
    Unwillkürlich krampfte Charron eine Hand in Parleens Arm. »Er darf nicht sterben. Er ... ist sehr wichtig für mich. Bitte tun Sie alles, was in Ihrer Macht steht!«
    »Einer solchen Aufforderung bedürfte es nicht. Ich bin Arzt.«
    »Entschuldigen Sie bitte. Ich wollte Sie nicht beleidigen. Es ist nur ...«
    »Ich weiß. Sie glauben, er ist ein Ahn Ihrer Familie. Ich respektiere das.«
    Charron überlegte, welche Vorstellungen Naats wohl vom Nachleben hatten. Spielte die Familie für sie überhaupt eine Rolle? Er hatte noch nie einen weiblichen Naat gesehen. Aber jetzt war sicher der falsche Moment, um der Neugier des von Fremdwesen faszinierten Reisenden

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