058 – Das Gift des Rings
Maschine, die im Nichts treibt. Felsen, Sand, Wind sind mir lieber als Maschinen. Oder Wellen, Wasser, Tropfen. Pflanzen, Pilze, Tiere, die alle ihren eigenen Duft haben. Aus ihnen kann ich meine Düfte malen. Parfüms, nennen das die Arkoniden. Ich sage »Schönheit« dazu.
Auf der TAI ARK'TUSSAN gibt es nur im Herbarium viele Pflanzen. Ich schwebe in einem Hain und sehe zwei Arkoniden dabei zu, wie sie einen Strauch einpflanzen. Er hat hellrote und blaue Blätter. An seinen Zweigen leuchten graue Kugeln, Murmeln, Bälle. Ob sie wohl dort gewachsen sind? Oder sind sie nur Schmuck, den die Bewohner des Planeten drangehängt haben? Orcasts Tross kreist wieder um eine Welt, deren Bewohner froh sind, dass der Imperator sie besucht. Sie machen ihm viele Geschenke, Präsente, Zuwendungen. Damit alle im Tross genug zu essen und zu trinken haben für die nächste Etappe. Für Orcast haben sie besondere Sachen, Dinge, Schätze, damit er sich freut. So wie diesen Strauch, Busch, dieses Gewächs. Als er in die Erde gesetzt ist, bewegt er seine Zweige, Äste, Arme, raschelt damit und streckt sie nach oben. Dabei klingeln die Kugeln. Die Arkoniden sind zufrieden und gehen weg.
Ich gleite über das Gras zu dem Busch. Er ist keine richtige Pflanze. Dafür kann er sich zu gut bewegen, rekeln, biegen. Vielleicht kann er auch seine Wurzeln aus der Erde ziehen und damit laufen. Ich würde ihn gern danach fragen, aber ich bezweifle, dass er Arkonidisch spricht. Also sende ich nur einen fröhlichen Begrüßungsduft aus.
Ich erkenne Orcast an seinen Schritten. Ich mische eine besondere Duftkombination, die von den verschiedenen Geräuschen beim Gehen handelt. Darin kommen nicht nur die Töne vor, die die Füße auf dem Boden machen. Der ganze Körper, Leib, die gesamte Gestalt macht Geräusche, wenn Beine oder die Arme am Rumpf aneinanderreiben und der Atem durch die Brust strömt. Leute mit festen Körpern sind ja immer gleich. Sie formen keine Gliedmaßen, Tentakel, Pseudopodien aus, wenn sie sie gerade gebrauchen.
Auch jeder Arkonide hat seinen eigenen Duft. Orcast riecht anders als seine Kinder oder die Höflinge oder Ihin, die Rudergängerin, die nicht bei uns ist. Vielleicht wandert sie gerade in der Natur eines Planeten.
Ich drehe mich zu Orcast um. Er lächelt mich an, aber zugleich sieht er traurig aus. Er fragt mich, ob ich nicht zu ihm und den anderen kommen will.
Ich sage ihm, dass ich nicht mehr hier sein will. Das habe ich ihm schon oft gesagt, mitgeteilt, geklagt.
Orcast sagt, dass er mich gern hat.
Ich glaube ihm. Aber ich bin unglücklich, traurig, schwach, weil ich so lange keinen echten Wind mehr gespürt habe. Orcast hat eine Maschine aufgestellt, um Wind für mich zu simulieren, aber das ist nicht dasselbe. Echter Wind trägt die Gerüche der Landschaften mit sich, über die er gezogen ist. Berge, Wiesen, Meere. Nichts davon gibt es auf der TAI ARK'TUSSAN. Können wir nicht auf einem Planeten, einer Welt, einem Himmelskörper landen? Dann könnte ich dort im Wind treiben.
Orcast verspricht, dass ich das bald wieder kann. Aber jetzt nicht. Das sagt er immer. Jetzt nicht.
Dann sagt er mir wieder, dass er mich gern hat. Weil ich anders bin als die Arkoniden. Das kann ich verstehen. Ich fühle mich meistens auch nicht wohl, wenn andere Xisrapen in der Nähe sind. Aber jetzt sehne ich mich nach ihnen. Ich stelle mir einige meiner Geschwister, Brüder, Schwestern vor, wie sie im Wind eines Planeten treiben und sich von einer blauen Sonne wärmen lassen. Das habe ich auch gemacht, bevor ich zu Orcast gekommen bin.
Orcast streichelt mich mit seinen Fingern, Kleingliedern, Handtentakeln. Ich mag das und lasse ein Pseudopodium um seinen Arm gleiten. Trotzdem will ich hier nicht mehr sein.
Orcast sagt, dass er mich braucht. Weil er mir Sachen sagen kann, die er niemand anderem sagen, mitteilen, kommunizieren kann. Positroniken können nicht mit ihm fühlen, und andere Arkoniden lauern immer darauf, dass er einen Fehler, ein Missgeschick, eine Dummheit begeht. Ich weiß, wie schwierig es ist, Imperator zu sein. Orcast hat viele Sorgen. Trotzdem will jeder Arkonide Imperator werden.
Ich frage Orcast, warum die Arkoniden nicht lieber Gärtner sein wollen. So wie die beiden, die den Busch eingepflanzt haben. Die haben keine Sorgen und können immer mit Pflanzen, Blumen, Büschen zusammen sein. Ist das nicht besser, als Imperator zu sein?
Orcast lächelt wieder, obwohl er immer noch traurig ist. Wegen meiner einfachen
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