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058 – Das Gift des Rings

058 – Das Gift des Rings

Titel: 058 – Das Gift des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neo
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machen. Hinter sich sah er die Ortungsimpulse, die seine Begleiter markierten.
    Er ließ den Helm einfalten. Die Hitze fühlte sich an, als stünde er direkt neben der Stichflamme eines zündenden Impulstriebwerks. Dazu kam der Staub, der in seine Haut biss. Tausend kleine Stiche.
    Er schrie dagegen an. »Ich bin Sergh da Teffron! Ich bin nach Naat zurückgekehrt! Seht meine Stärke!«
    Er spreizte die Finger, öffnete die Arme, führte die Hände zur Seite. Für die Naats sähe die Geste so aus, als deute er auf die Einschlagstellen. Sie selbst wirkten wegen des Hitzeflimmerns wie geisterhafte Erscheinungen.
    »Und seht meine Güte! Ich bringe euch Wasser!«
    Die Einfuhr von Wasser war stark reglementiert. Auf Naat war es so wertvoll, dass sein Privatbesitz über den Eigenbedarf hinaus verboten war. Wer es hortete, beging ein Verbrechen an der Gemeinschaft. Als Zeichen tiefster Verachtung galt das Anspeien eines Gegenübers. Es bedeutete, dass man es für zu schwach hielt, um selbst Wasser zu finden und ihm deswegen von dem eigenen gab. Das Eis der Meteoriten erhöhte den Wasservorrat des Planeten nur um einen lächerlichen Betrag, aber der psychologische Effekt war erheblich.
    »Und ich bringe euch einen eurer Stärksten zurück! Granaar!«
    Die Gestik der Naats war für Sergh auch nach all den Jahren kaum zu deuten. Aber es hätte ihn gewundert, wenn Granaar vollkommen frei von Widerwillen an seine Seite getreten wäre.
    »Der Starke erweist den Untergebenen Gnade! Durch meine Gnade bist du frei, Granaar! Geh und streite im Tasbur um die Große Grube von Luusok!«
     
    Der Palast des Gouverneurs war eine der wenigen arkonidischen Trichterbauten, die man trotz der erdrückenden Schwerkraft zum höheren Ruhm des Imperiums auf Naat errichtet hatte. Seine schiere Größe imponierte, aber noch mehr beeindruckte und provozierte die Naats der Garten an den Innenwänden des auf der Spitze stehenden Kegels. Zu jeder Tages- und Nachtzeit plätscherte hier offenes Wasser. Während der heißesten Tontas sammelte sich der Dunst in Wölkchen unter dem Energiefeld, das die Öffnung abschirmte. Nachts wurde geheizt, um ein Gefrieren trotz der Außentemperaturen zu vermeiden, die schon während der Abenddämmerung unter den Schmelzpunkt fielen.
    Die unteren Stockwerke im zylindrischen Teil des Baus waren weit weniger spektakulär. Seit dem letzten Naataufstand, zu Beginn von Serghs Gouverneurszeit, taten hier nur noch arkonidische Soldaten und Kampfroboter Wachdienst. Der Palast war jedoch keine Garnison. Neben Empfangsräumen waren hier vor allem Büros der planetaren Verwaltung untergebracht. Hier wurden die Freigaben für die weitere Ausbildung auf den Monden erteilt. Der Eintritt in die arkonidische Flotte war die einzige Möglichkeit für Naats, den Planeten zu verlassen, wenn man von aufwendigen Sondergenehmigungen absah.
    Manche Adlige wollten unbedingt einen »unverbrauchten« Leibwächter und waren bereit, horrende Summen dafür zu bezahlen.
    Bei Nacht wirkte der Palast verlassen. Serghs Schritte hallten durch den Gang, bis er in den Antigravschacht trat. Er betätigte das Sensorfeld, das das unterste Stockwerk bezeichnete. Dort begab er sich ins Zentrum des Gebäudes, wo die schweren Generatoren untergebracht waren. Er öffnete eine Wartungsklappe in einer der Maschinen. Sie hätte selbst da Gonozal genug Platz geboten. Entscheidend war, dass die Energieemissionen des Generators die meisten Ortungsgeräte verwirrten. Auf der Kontrollanzeige gab Sergh eine Kombination ein, in der auch der begabteste Wartungstechniker keinen Sinn erkannt hätte.
    »Autorisiere dich!«, forderte die Stimme der Positronik.
    »Sergh da Teffron. Gouverneur von Naat.« Das stimmte zwar schon seit zwölf Jahren nicht mehr, aber Sergh hatte keinen Grund gesehen, den Satz für die Erkennung des Stimmmusters zu ändern.
    »Ich stehe zu deinen Diensten, Gouverneur.« Ein zusätzliches Eingabefeld wurde über die bestehende Konsole projiziert.
    Hätte Sergh eines der einladend leuchtenden Felder betätigt, hätte die Positronik ihm einige komplexe, aber vollkommen sinnlose Darstellungen geliefert. Manche davon waren enzyklopädische Einträge zur naatischen Fauna, andere fortgeschrittene Gleichungen der Astronavigation. Vor allem aber hätte die Positronik die Energie des Generators genutzt, um ihn in zehn Zentitontas mit einem Überschlagblitz in ein gut durchgebratenes Stück Fleisch zu verwandeln. Die gleiche Entladung hätte auch die Konsole und

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