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058 – Das Gift des Rings

058 – Das Gift des Rings

Titel: 058 – Das Gift des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neo
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einen Fortsatz auszuformen, der über den Handrücken hinausragte. Dieser war tatsächlich wie eine Schlange geformt – mit einem augenlosen Kopf, aus dem sich lange Giftzähne bogen.
    Sergh drehte die Hand, um sie besser ins Licht zu bekommen.
    Der Schlangenkörper behielt seine Richtung bei. Er zeigte auf einen Durchgang. Einen anderen als den, durch den Granaar verschwunden war.
    Sergh folgte der Richtung, die der Ring wies. Tief in das Labyrinth der Kavernen hinein.
     
    Serghs Erschöpfung mochte dafür verantwortlich sein, dass er das Zeitgefühl ebenso verlor wie die räumliche Orientierung. Die Anzeigen seines Kampfanzugs waren ihm keine Hilfe. Sämtliche Sensoren zeigten abstruse Werte an. Während er, immer den Wegweisungen des Rings folgend, durch die in buntem Licht dämmernden Kavernen schritt, fühlte er sich, als sei er seinem Leben enthoben, versetzt in eine andere Sphäre. Als hielte das Universum den Atem an, um erst bei seiner Rückkehr weiter dem fernen Kältetod entgegenzustreben.
    Als er um eine Ecke bog, stand Sergh plötzlich vor einem Energiefeld. Es verschloss den Gang vollständig. Weiße Bahnen wanderten gemächlich über die graue Fläche.
    Der Schlangenkopf seines Rings zeigte direkt auf die Barriere. Sergh schluckte. Es war ein gewaltiger Unterschied, ob man sich etwas wünschte oder ob dieses Etwas zum Greifen nah war. Solange man einem fernen Ziel entgegenstrebte, gab einem dieses Ziel einen Sinn. Auch wenn es oft an Trägheit und Disziplinmangel scheiterte, konnte man jede Entscheidung danach treffen, ob sie einen diesem Ziel näher brachte.
    Mit dem Erreichen fiel das Ziel weg, und damit auch die Orientierung. Die Frage nach dem Danach stellte sich in selten erreichter Dimension. Erregung ließ Serghs Augen tränen.
    Trotz seiner Furcht wusste Sergh, dass er sich verachten würde, wenn er den letzten Schritt nicht ginge. Dann hätte er besser spurlos im Treibsand versinken sollen.
    Er streckte die Rechte aus. Der Ring wand sich, drehte sich um seinen Finger. Die weißen Schlieren liefen zur Mitte des Energiefelds, verbanden sich. Formten ein Rechteck, groß genug, um einen Arkoniden aufzunehmen. Sergh schritt hindurch.
    Auf der anderen Seite herrschte vollkommene Dunkelheit. Sergh blieb stehen.
    In der Schwärze lauschte er auf das Pochen seines Herzens. Der Ring entspannte sich. Erst dadurch nahm er wahr, welcher Druck um seinen Finger gelegen hatte.
    Sergh ging einige vorsichtige Schritte nach vorn, die Hand ausgestreckt, damit er nirgendwo anstieß. Der Boden war viel ebener als in den Kavernen. Die Sohlen seiner Stiefel erzeugten ein hartes Geräusch, wenn er sie aufsetzte, aber es gab kein Echo und auch sonst keinen Hinweis darauf, wie groß der Raum war.
    Sergh wartete.
    Lange.
    Er glaubte, seine erschöpften Augen spielten ihm einen Streich, als er ein Schimmern wahrnahm. Wegen der fehlenden Vergleichspunkte konnte er die Entfernung nicht schätzen. Es wurde schnell größer.
    Das Glimmen wuchs zu einem bronzenen Leuchten, dann zu einem hellen Gold, schließlich zu einem Weiß, das ihn so sehr blendete, dass er die Lider schließen musste, obwohl er sich dagegen wehrte. Er hörte sich stöhnen.
    Als er die Augen wieder öffnete, sah er ihn vor sich. Aus unsichtbarer Quelle wurde er angestrahlt, was sein weites Gewand sichtbar machte. Es fiel in tausend Falten und war in dezentem Rot gehalten. Auffälliger waren die Hände, der Hals und das Gesicht mit den scharfkantigen Zügen. Dort war die Haut zu sehen, und sie leuchtete von innen heraus. Ein metallischer Glanz am Übergang zwischen Bronze und Gold.
    »Wir sind uns lange nicht begegnet, Sergh da Teffron«, eröffnete der Mann mit wohltönender Stimme das Gespräch.
    Sergh fiel auf die Knie. Er begann wieder zu atmen. »Zwölf Jahre. Mir kommt es wie Jahrhunderte vor.«
    »Steh auf und sieh mich an!«
    Sergh gehorchte. Die Augen waren nicht rot wie die eines Arkoniden, sondern grau. Sein Haar war auch nicht weiß, sondern schwarz. Gerade diese Fremdheit gab ihm etwas Edles, enthob ihn der Sphäre des Gewöhnlichen.
    »Viel ist geschehen«, sagte er.
    »Ja ...« Serghs Stimme versagte. »Wenn ich an damals zurückdenke, schaue ich auf ein anderes Leben.«
    Der Mann breitete die Arme aus. Das leichte Gewand vermochte das Spiel seiner kräftigen Muskeln nicht zu verbergen. »Willst du dein altes Leben zurück? Kommst du deswegen zu mir?«
    »Nein!«, rief Sergh. »Nur das nicht.«
    »Ich sehe, dass du unzufrieden bist. Habe

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