058 - Das Monster
Kontrolle war“, sagte er. „Das Ding, das im Labor gezüchtet wurde, und das dann alle in Angst und Schrecken versetzte. Das personifizierte Grauen.“
Als Ray Vernon die Auffahrt des alten Herrenhauses hinunterging, hatte er ein ungutes Gefühl. Die Vorstellung des an den Tisch gefesselten Geschöpfes ließ ihn nicht los. Zugegeben, es war häßlich. Es hatte nichts an sich, das es auch nur im Entferntesten liebenswert machte. Es war ein mißgebildetes Monster, abstoßend und gefährlich. Aber es war ein lebendiges, ein fühlendes Wesen, und Ray Vernon hatte ein Gewissen. Er war kein sentimentaler Träumer, sondern ein echter Altruist und Idealist. Der Gedanke an die Qualen, die die gefesselte Kreatur ausstehen mochte, verfolgte ihn unablässig, während er in seinem kleinen Wagen zurückfuhr.
Zu Hause angekommen, kümmerte er sich zuerst um die ihm anvertrauten Tiere.
Dann ging er in sein spartanisch eingerichtetes Büro und ließ sich tief in Gedanken neben dem Telefon nieder. Im allgemeinen vermied er es tunlichst, Mr. Davenport mit seinen Sorgen zu behelligen, aber in diesem Fall brauchte er Rat. Davenport war ein umgänglicher Mann. Es war nicht seine Art, jemanden schroff abzuweisen. Aber Vernon haßte es, die Gutmütigkeit anderer auszunutzen. Viele seiner Kollegen kamen mit jeder Kleinigkeit zu Davenport, nur weil sie zu träge waren, selbst eine Entscheidung zu treffen. Schließlich entschloß Vernon sich doch dafür, anzurufen. Er nahm den Hörer auf, wählte die Nummer der Londoner Dienststelle und ließ sich mit Davenport verbinden. Eine warme, angenehme Stimme meldete sich: „Hier Arthur Davenport. Guten Morgen.“
„Ray Vernon. Guten Morgen, Sir.“ Er nannte seine Dienststelle.
„Oh, ich erinnere mich. Vernon, natürlich. Wie geht es Ihnen?“
„Danke, gut, Sir.“
„Was kann ich für Sie tun?“
„Ich habe da ein Problem“, begann Vernon zögernd. „Es gibt hier ein Versuchslabor, das von Harry Bolton unterhalten wird. Geleitet wird es von einem Arzt namens Durger. Außerdem ist da noch ein neuer Mann mit Namen Quentin, vermutlich ein Medizinstudent, der in den Semesterferien dort arbeitet.“
„Aha. Ich will mir nur rasch ein paar Notizen machen.“
„Sie haben eine Versuchsreihe durchgeführt, bei der ein Affenembryo in einer Art Inkubator künstlich aufgezogen wurde.“
„Ein bißchen ausgefallen, oder?“ bemerkte Davenport. „Wirft allerhand Probleme auf, nicht?“
„Ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir uns da einschalten dürfen, oder nicht“, sagte Ray Vernon. „Irgendwie beunruhigt mich die Angelegenheit. Ich habe mir das Ding angesehen. Da ich nicht den Eindruck hatte, daß es gequält wird, habe ich erst einmal nicht interveniert.“
„Und wie haben sich die Dinge weiterentwickelt?“
„Nicht sehr glücklich, fürchte ich.“
„So?“ Davenport horchte auf.
„Das Ding hat sich unglaublich schnell entwickelt und ist jetzt so groß und stark, daß es ausbrechen konnte.“
„Das hört sich alles ziemlich beunruhigend an“, sagte Davenport. „Dieses unnatürliche Wachstum gefällt mir gar nicht.“
„Das Problem, das sich jetzt für uns ergibt“, fuhr Vernon fort, „ist, daß sie das Ding wieder eingefangen und an einen Tisch gefesselt haben.“
„Das können wir nicht zulassen! Es muß eine gewisse Bewegungsfreiheit haben. Es geht nicht an, daß diese Leute bei ihren Experimenten die Tiere unnötig leiden lassen. Wir müssen das fest unter Kontrolle halten!“ Davenports Stimme klang ärgerlich. „Ich werde mich um die Sache kümmern und rufe Sie dann wieder an.“
„Ich bin froh, daß Sie nicht der Meinung sind, ich stehle Ihnen die Zeit, Sir“, sagte Vernon erleichtert.
„Aber nein, durchaus nicht. Es handelt sich hier schließlich um eine heikle Angelegenheit. Ich werde eventuell noch weitere Stellen einschalten.“
Vernon legte auf. Er hatte das Gefühl, als wäre ihm eine Zentnerlast von den Schultern genommen worden, zumindest vorläufig.
Arthur Davenport verbrachte den Rest des Tages damit, bei verschiedenen Kollegen vorzusprechen und seine Kenntnisse über spezielle Tierschutzvorschriften wieder aufzufrischen. Aber der Abend kam, und er war der Lösung des Problems noch keinen Schritt näher. Nachdem er in seinem Stammlokal zu Abend gegessen hatte, beschloß er, noch einmal in seinem Club vorbeizuschauen. Arthur Davenport war nur in einem Club Mitglied, da seine Zeit äußerst beschränkt war. Bellamy’s war
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