058 - Der Duft von Sandelholz
sein! Ein Sturm des Klatsches könnte uns von hier wegtragen!" Er zog die Brauen hoch und lächelte sie vielsagend an. „Wie viele Gäste haben wir hier?"
„Wage es nicht", sagte sie warnend und wich ein Stück zurück.
„Ach, aber es wäre so leicht und so wirkungsvoll." Er trat näher und streichelte ihre Arme. „Du weißt, ich könnte dich hier und jetzt ruinieren. Dich vor dir selbst retten.
Ich sollte es außerdem tun, um dich von diesem Wahnsinn abzubringen."
„Oh ja, großartige Idee", erwiderte sie und begegnete seinem spöttischen Tonfall mit einem warnenden Blick. „Tut mir leid, Major, aber nachdem ich deinen Bruder und deinen Vater getroffen habe, bin ich ziemlich sicher, dass sie dich in diesem Fall zwingen würden, mich zu heiraten - und dann hättest du das Nachsehen."
„Vielleicht wäre es kein Nachsehen." Plötzlich sah er ihr in die Augen. „Soll ich es tun? Soll ich dich zwingen, mich zu heiraten?"
Erstaunt sah sie ihn an. „Derek! Du hast mich doch nicht gerade gefragt, ob ich dich heiraten ...?"
„Nein! Nicht so. Ich meine ..." Was meine ich denn? Er verstummte und war von seinem plötzlichen Einfall selbst überrascht. „Ich - ich versuche nur zu helfen."
Sie legte den Kopf schief und sah ihn zweifelnd an.
Sein Herz schlug wie rasend. Dann zuckte er die Achseln und wandte sich ab, versuchte das, was er eben gesagt hatte, herunterzuspielen. „Wir würden bekommen, was wir beide wollen", meinte er.
„Stimmt", erwiderte sie und sah ihn misstrauisch an. „Wenn du mich heiratest, dann müsstest du nach Indien zurückgehen und dich in all die Freuden der Kriegsführung stürzen, bis du deine Seele verlierst. In der Zwischenzeit schickst du alles Gold, das du verdienst, zu mir, damit ich mein Anwesen halten kann.
Und vielleicht, aber nur vielleicht, gewinne ich eines Tages die Anerkennung meiner Mutter."
Er verstummte und sah sie aufmerksam an. „Darum also geht es."
Er hörte zum ersten Mal von ihrer Mutter, aber in dem Moment, da sie das sagte, fügten sich so viele unerklärliche Einzelheiten zusammen.
Er war froh über diesen Themenwechsel und erleichtert, dass die Reihe jetzt an ihr war, verlegen zu werden. Sie hatte sich abgewandt und wirkte peinlich berührt nach ihrem leichthin geäußerten Bekenntnis. Sie war errötet.
„Ich hätte das nicht sagen sollen", murmelte sie. „Es war respektlos."
„Keine Sorge. Deine Mutter ist nicht hier, und ich verspreche dir, ich werde nichts erzählen. Außerdem", bekannte er leise und beugte sich zu ihrem Ohr, „ich hatte auch eine von diesen Müttern."
„Wirklich?" Sie sah ihn überrascht an.
„Lily", sagte er langsam und umfasste ihre Wange. „Jeder, der dich nicht liebt, ist ein Dummkopf. Vor allem deine Mutter. Und das gilt auch für Lundy."
„Und was ist mit dir, Major?", fragte sie kaum hörbar und hob das Kinn. Sie sah ihm in die Augen. „Gilt das nicht auch für dich?"
„Ich bin kein Dummkopf", flüsterte er.
Die süße Sehnsucht, die er in ihren lavendelblauen Augen las, spiegelte sein brennendes Verlangen.
Er umfasste ihre Schultern, schloss kurz die Augen, nicht länger fähig, sich zu verleugnen. „Himmel, es ist so - ich kann nicht zulassen, dass du das tust. Ich werde einen Skandal verursachen, der die Gesellschaft bis in die Grundfesten erschüttert und dich befreit aus diesem verdammten Gefängnis, in das du dich selbst begeben hast."
„Nein! Wage es ja nicht!" Ihre Wangen waren von Leidenschaft gerötet, als sie die Hände gegen seine Brust stemmte und ihn von sich fernhielt. „Ich werde dich nicht heiraten!"
„Warum nicht?", fragte er empört.
„Weil wir uns das nur dann leisten könnten, wenn du entweder deine Familie bittest, uns zu helfen, oder nach Indien zurückgehst, um zu kämpfen. Ich weiß, dass du das Erste niemals
tun wirst - und das Zweite würde ich nicht ertragen. Nicht, nachdem ich selbst gesehen habe, welchen Schaden dein Herz schon erlitten hat."
„Ich würde es für dich tun", flüsterte er voller Sehnsucht.
Sie umfasste sein Gesicht und sagte sehr ernsthaft: „Aber ich würde es nicht zulassen."
Sie sahen einander an, und die Zeit schien stehen zu bleiben.
Er lächelte. „Willst du mich etwa beschützen?", murmelte er. Dieses kleine Persönchen wollte ihn beschützen? Das war das Lächerlichste und Schönste, was er je gehört hatte.
Aber er hatte etwas in ihren Augen gesehen, eine Antwort auf seine Frage, als hatten seine Worte sie an etwas Dringendes
Weitere Kostenlose Bücher