058 - Der Duft von Sandelholz
wollte nicht, dass sie in seine Ermittlungen verwickelt wurde, in welcher Weise auch immer. Und außerdem war er nach ihrem Streit in der vergangenen Woche nicht sicher, dass sie sich, wenn sie die Wahrheit erfuhr, nicht umdrehen und ihrem kostbaren Edward erzählen würde, dass er herumschnüffeln wollte. Seine Absichten waren klar. Seine Mission musste also warten, bis er dieses verflixte Frauenzimmer los war.
Dennoch war sein Verlangen groß, noch ein letztes Mal mit ihr allein zu sein.
Er wollte sie nicht verscheuchen, nachdem er eine ganze Woche lang seine Gedanken an sie unterdrückt hatte. Allein ihre Gegenwart war köstlich. „Ich dachte, wir wollten das nicht mehr tun", murmelte er heiser.
Als er hinter seiner Hand zwei Silben hörte, die sie in ihrem Ärger hervorstieß, lächelte er. Er vermutete, dass sie soeben seine Herkunft in Zweifel gezogen hatte.
Ihr Zorn belustigte ihn, während sie versuchte, sich gegen seinen unerbittlichen Griff zu wehren.
„Beiß mich nicht", warnte er sie, als er ihre Zähne an seinem Finger spürte.
Sie hörte damit auf, vermutlich war ihr eingefallen, dass Damen niemanden bissen, jedenfalls nicht vor Wut.
„So ist es besser", flüsterte er. Er genoss diesen kleinen Ausflug in die Fesselspiele mehr, als er sollte. Umso fester hielt er ihre Handgelenke. „So, können wir jetzt miteinander reden wie zivilisierte Menschen oder wollen wir auf dem Boden einen Ringkampf austragen? Ich wäre für das Letztere."
Sie sah ihn an wie eine Frau, die einen Mord plante. Tod durch ihre Hand, das wäre kein schlechter Weg aus der Welt zu gehen, dachte er. Während er sie mit wachsendem Verlangen ansah, ärgerte es ihn enorm, dass er seine Leidenschaft für dieses Mädchen offenbar nicht in Schach halten konnte, obwohl sie ihn verletzt hatte. Wenn überhaupt, dann hatte ihre Ablehnung sein Begehren nur noch mehr angestachelt. Hm, was tun? Lily Balfour war seiner Gnade ausgeliefert, und er wurde immer erregter, als er sich vorstellte, wie er ihre Lippen mit seinem Mund berührte.
Natürlich war es möglich, dass der kleine Teufelsbraten in seine Zunge biss. Doch dann würde er sie übers Knie legen.
Er erschauerte, aber sie schien noch immer über die Art und Weise, wie er sie festhielt, wütend zu sein.
Vorsichtig ließ Derek sie los - Gentleman, der er nun einmal war.
„Unmöglicher Mensch", fuhr sie ihn an und zerrte seine Hand weg von ihrem Mund.
„Bilden Sie sich nur nichts ein! Was immer Sie denken - deswegen bin ich nicht hier."
„Ach, wirklich? Warum folgen Sie mir dann?"
„Warum schnüffeln Sie in Edwards Haus herum?"
„Ich weiß es nicht", entgegnete er achselzuckend, erfahren darin, wie man sich beim schönen Geschlecht herausreden kann. „Vermutlich wollte ich mich einfach nur einmal in Ihrem zukünftigen Käfig umsehen. Lily Lundy - das klingt irgendwie nicht gut, oder? Aber vermutlich sind das nicht Ihre größten Sorgen. Schwer vorstellbar, dass Sie hier in trauter Zweisam-keit mit dem guten alten Edward leben. Sie wollen wirklich die Herrin über diese Monstrosität hier werden, oder?"
Sie sah ihn unbehaglich an, schnappte jedoch nach dem Köder und schien seine Ausrede zu akzeptieren. „So schlimm ist es nicht."
„Ich für meinen Teil denke, zu Hause bei den Fledermäusen hätten Sie es besser."
„Nun, niemand hat nach Ihrer Meinung gefragt."
Ihre Kühnheit erstickte jedes weitere Wort. Er schüttelte den Kopf. „Sie sind schon eine."
„Was?"
„Sie sind so enervierend! Sie und Ihr Haus!"
„Balfour Manor?"
„Oh, Entschuldigung - ein Herrenhaus, nicht einfach ein Haus. Wie praktisch, dass Sie es mir gegenüber nie erwähnten. Ich frage mich, warum nicht."
„Was ist los mit Ihnen?"
„Sie besitzen einTudor-Haus, das so groß ist, dass es verschiedene Flügel hat und einen halben Morgen an Dachfläche, und doch behaupten Sie, dass die finanzielle Lage Ihrer Familie so prekär ist, dass Sie Lundy heiraten müssen."
„Beides ist richtig."
„Lily!" Mit zwei Fingern tippte er an ihren Kopf. „Denk nach, Mädchen! Benutze deinen Verstand!"
„Ich muss doch sehr bitten!"
„Verkauf das verdammte Ding, anstatt dich für Lundys Gold zu opfern."
„Das kann ich nicht", erwiderte sie.
„Natürlich kannst du das."
„Ich will nicht, dass man sich an mich erinnert als an die Bal-four, die den Familiensitz verloren hat. Außerdem ..." Sie seufzte. „Das ganze Anwesen ist in einem so schlechten Zustand, ich glaube nicht, dass
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