058 - Der Duft von Sandelholz
durchquerte er die Halle. Sie wartete, bis sein Vorsprung groß genug war, dann schlüpfte sie aus ihrem Versteck und schlich lautlos hinter ihm her.
Jetzt ging er zum Speisesaal - und erst in diesem Augenblick begann Lily zu ahnen, was er tatsächlich vorhatte.
Lily, die sich hinter einer Säule verschanzt hatte, sah stirnrunzelnd zu, wie Derek sich prüfend umdrehte, um sich davon zu überzeugen, dass niemand ihn beobachtete.
Danach durchquerte er den Speisesaal, wo er auf der anderen Seite durch eine weitere Tür verschwand.
Lily stand da und konnte es nicht glauben. Wohin geht er? Hatte Edward recht gehabt?
Es sah tatsächlich so aus, als hätte Derek nichts Gutes vor.
Lautlos schlich Lily, wie ihr Verehrer es ihr befohlen hatte, ihm nach.
Immer weiter drang er ins Innere des Hauses vor. Sie kniff die Augen zusammen und folgte ihm misstrauisch. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was er vorhatte. Aber dieses Eindringen in die privaten Teile des Hauses war außerordentlich unhöflich
-und sehr verdächtig.
Als ein Diener den Gang entlangkam, wich der Major ihm aus, indem er in einem der seitlich gelegenen Salons Deckung suchte. Es war die Bibliothek. Lily hatte keine Gelegenheit gefunden, ihm auszuweichen und tat so, als betrachtete sie eines der Gemälde an der Wand.
Als der Diener näherkam, erkannte er in ihr die zukünftige Dame des Hauses und grüßte sie mit einem respektvollen Nicken. Sie lächelte ihm etwas abwesend zu, aber da sie nicht nach seiner Aufmerksamkeit verlangte, ging er weiter seinen Pflichten nach.
Sobald er außer Sichtweite war, suchte sie sich eine Nische, um nicht entdeckt zu werden. Derek sollte keine Gelegenheit haben, ihrer ansichtig zu werden. Was immer der Major auch vorhatte, sie wollte jetzt weniger denn je, dass er merkte, wie sie ihm nachspionierte. Mit klopfendem Herzen presste sie ihren Rücken in den kleinen Alkoven neben dem Gang und wartete darauf, dass er seinen Weg fortsetzte.
Ein Stück weiter vorn schlüpfte Derek aus seinem Versteck in der Bibliothek. Er sah sich um, dann ging er weiter.
Sie wusste nicht, dass er sich so bewegen konnte. Er glitt durch das Haus wie ein Geist, wie ein Schatten.
In einiger Entfernung folgte ihm Lily den Gang entlang und beobachtete, wie er um die nächste Ecke bog.
Sie näherte sich dem Winkel und lauschte mit schief gelegtem Kopf, versuchte zu hören, wo er sich befand. Als sie nichts vernahm, folgte sie ihm.
In genau diesem Moment fuhr Derek herum, drängte sie gegen die Wand, erstickte ihren Schrei mit einer Hand und hielt ihr mit der anderen die Handgelenke über den Kopf.
Es geschah viel zu schnell, als dass sie sich hätte wehren können. Doch als sie seine Kraft spürte, bezweifelte sie, dass es ihr überhaupt etwas genutzt hätte.
Entsetzt sah sie ihn an, doch als Derek sich niederbeugte, funkelten seine Augen.
„Kann ich etwas für Sie tun, Miss Balfour?"
13. KAPITEL
Sie war eine verdammt unbequeme Frau. Er war sicher, dass Lundys Arbeitszimmer sich hier irgendwo in der Nähe befand, aber Lily schaffte es natürlich, ihm die einzige Chance zu rauben, die Informationen zu erlangen, die er brauchte.
Sieh zu, dass du sie los wirst, und erledige deine Aufgabe.
Er hatte keine weiteren Dienstboten gesehen, aber sicherheitshalber zog er sie hinter den Vorhang eines Alkovens.
Danach wandte er sich wieder ihr zu und wusste kaum, wo er anfangen sollte.
Er war noch immer wütend wegen Balfour Manor. Tatsächlich besaß sie, wenn sie nur wollte, die Mittel, für sich selbst zu sorgen, ohne Lundy heiraten zu müssen. Aus welchem Grund auch immer hatte sie das nie erzählt.
Es gab so vieles, das er ihr sagen wollte - und wie es schien, war dieses Gefühl gegenseitig. Ihre Augen schienen Funken des Zorns zu sprühen, während unter seiner Hand erstickte Proteste zu hören waren. Derek fühlte, wie ihre vollen Lippen sich unter seiner Handfläche bewegten. Aber als er sie so gegen die Wand des Alkovens drängte und sich jeder Teil ihres verlockenden Körpers an ihn presste, verschwanden all die wütenden Worte aus seinen Gedanken. Was blieb, war Begehren.
Heißes, glühendes, brennendes Begehren.
Wie sehr er nach ihr verlangte. Nun, er wollte verdammt sein, ehe er sie das wissen ließ. Denk nach, Dummkopf, befahl er sich selbst.
Es war schwer, sich zu konzentrieren, wenn seine hübsche Gefangene in ihm solche Lust weckte. Aber er weigerte sich, irgendetwas zu tun, das sie seine wahren Gefühle erraten ließ.
Er
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