058 - Der Duft von Sandelholz
klopfendem Herzen im Zimmer um, damit sie sicher sein konnte, dass alles an seinem Platz war. Aber wie sollte sie hier herauskommen? Es gab nur eine Tür, keinen anderen Ausgang, kein Versteck.
Vielleicht konnte sie aus dem Fenster springen, aber sie wusste, dass ihr dafür nicht genügend Zeit blieb. Er musste gleich da sein. Die Schritte wurden immer lauter.
Nachdem sie seinen Verrat herausgefunden hatte, wusste Lily, dass Edward sie umbringen würde, wenn er sie hier entdeckte. Ihr musste sofort etwas einfallen. Sie hatte nicht geahnt, in was sie durch ihre Aktion hineingeraten würde.
Plötzlich fiel ihr ein, dass sie die Tür abgeschlossen hatte, und sie lief dorthin, um sie zu öffnen. Edward sollte keinen Verdacht schöpfte, wenn er sein Arbeitszimmer betrat. Inzwischen hatte
sie beschlossen, dass ihre einzige Hoffnung, hier unversehrt herauszukommen, darin bestand, das zu tun, was nach jahrelanger Übung ihre Stärke geworden war.
Sie würde ihre kühle Maske aufsetzen.
Als er die Tür aufmachte, saß sie auf seinem Schreibtisch, die Arme hinter sich aufgestützt, die Beine übereinander geschlagen. Sie schwang ihren Fuß ungeduldig hin und her.
Als er in der Tür zögernd stehen blieb und sein benommener Ausdruck sichtbarer Verblüffung wich, sah sie ihn von oben herab an. „Lily!"
„So", sagte sie schroff. „Da sind Sie also. Endlich."
Er räusperte sich schuldbewusst, doch schlug er sogleich einen missbilligenden Tonfall an. „Was machen Sie hier, meine Liebe?"
„Auf Sie warten natürlich!", erwiderte sie mit kühlem Lächeln.
„Oh. Haben Sie - äh - mich vermisst?"
„Nicht im Geringsten."
Er räusperte sich ein weiteres Mal und schlich geradezu zu ihr hin, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
„Haben Sie sich amüsiert bei Ihrer Geschäftsreise? Wirklich, Edward, ich bin enttäuscht von Ihnen."
„Wie haben Sie es herausgefunden?", murmelte er mit gesenktem Kopf.
„Klatsch verbreitet sich schnell. Aber ich musste mich selbst davon überzeugen, dass die Gerüchte stimmten. Nun, wie es scheint, habe ich meine Antwort. Jetzt werde ich gehen." Sie sprang vom Schreibtisch und ging an ihm mit hoch erhobenem Haupt vorbei.
„Ah - Lily. Stürmen Sie nicht so hinaus." Er streckte den Arm aus und hielt sie fest.
Verdammt! Soeben war ihr ein eleganter Abgang misslungen. Sie blickte auf die fleischigen Finger an ihrem Ellenbogen. „Lassen Sie meinen Arm los. Ich werde sonst einen blauen Fleck bekommen." Es kostete sie alle Kraft, die hochmütige Fassade aufrechtzuerhalten, aber sie wusste, dass eine Aura aristokratischer Kühle ihre beste Waffe war, um seine niederen Instinkte in Schach zu halten. Doch je größer ihre Angst wurde, desto durchschaubarer wurde ihre List.
„Kommen Sie, wir haben nur selten die Gelegenheit, allein zu sein", schmeichelte er. „Bleiben Sie und lassen Sie uns plaudern."
„Ich kann nicht. Ich muss gehen." Voller Abscheu wollte sie sich ihm entziehen, aber er ließ sie nicht los.
„Bekomme ich nicht wenigstens einen Abschiedskuss?"
„Auf keinen Fall." Er beugte sich vor, und sie verzog das Gesicht bei dem Geruch, der von ihm ausging. „Sie benötigen ein Bad."
„Vielleicht sollten Sie mir Gesellschaft leisten."
„Edward! Wie können Sie es wagen!" Sie holte tief Luft, dann verstand sie. „Sie sind noch immer betrunken."
„Nein! Nun, vielleicht ein wenig." Sein Gelächter bestätigte ihren Verdacht. „Geben Sie mir einen Kuss, dann lasse ich Sie nach Hause gehen", scherzte er, aber in seinen Augen trat ein lüsterner Glanz.
Ich muss hier fort, dachte sie. Hier wurde es außerordentlich gefährlich.
„Sehen Sie mich an, meine hochmütige Prinzessin. Ich freue mich so sehr, dass Sie erschienen sind, um mich zu sehen. Ich denke, Sie wollen wirklich bleiben." Ohne Vorwarnung schlang er den anderen Arm um ihre Taille und bückte sich, sog ihren Duft ein. „So reizend. Geben Sie es zu, Lady Lily. Ich nehme an, Sie haben mich nicht ohne Grund ausgewählt. All die feinen, vornehmen Gentlemen, die Sie haben könnten. Ich denke, Sie haben eine kleine Schwäche für das Derbe."
„Wie können Sie es wagen, auf so abscheuliche Weise mit mir zu sprechen?" Sie versuchte, seine Arme von ihrer Taille zu schieben, aber er umfasste sie nur noch fester. „Himmel, Sie sind so unglaublich grob."
„Ja, aber ich bin genau das, was Sie brauchen. Kommen Sie, Lily, mein Engel. Nur einen Kuss."
„Ich verspüre wirklich nicht den Wunsch, Sie gerade
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