058 - Der Duft von Sandelholz
jetzt zu küssen, Edward", erklärte sie und bemühte sich, ihre abweisende Haltung zu wahren. „Sie haben mich angelogen, und Sie riechen wie der Fußboden einer Taverne."
„Ach, all mein Gold ist Ihnen das bestimmt wert."
„Sie benehmen sich wie ein Schwein!"
„Ein anständiger Kuss, und Sie können gehen. Kommen Sie, ich weiß, Sie haben mehr Glut in sich, als Sie mir bisher gezeigt haben. Ich rieche es in ihrem Blut."
Sie sah ihn ruhig an - obwohl sie sich innerlich wand und ihr übel war. Aber wenn sie das hinter sich bringen musste, um heil hier herauszukommen, dann sollte es so sein. „Dann machen Sie schnell", murmelte sie und wappnete sich, als er sich vorbeugte.
„Ah!" Im nächsten Moment spürte sie seinen rauen und feuchten Kuss. Er roch nach Bier und Schweiß, wie ein Wischlappen in einem Pub. Und wäre sie nicht so eine Expertin darin, ihre Gefühle zu kontrollieren, dann hätte sie geschrien oder zumindest gewürgt, als er seine Zunge in ihren Mund schob und sie seine Trunkenheit schmeckte. „Sehr schön", murmelte Edward, aber anstatt sie loszulassen, bedrängte er sie noch einmal.
Als er sie zu berühren begann, war Lily entsetzt über seine Aggressivität. Sie versuchte, sich ihm zu entziehen. Er achtete aber gar nicht auf ihre Gegenwehr, doch als er ihre Brust drückte, erstarrten sie beide bei dem knisternden Geräusch von Papier.
Sie machte große Augen.
Edward wich ein Stück zurück und sah sie verwirrt an.
Lily erbleichte und geriet in Panik. Sie entzog sich seinem Griff und wollte zur Tür laufen, doch Edward packte sie am Arm, riss sie zurück und brüllte: „Was verstecken Sie da?"
„Nichts! Lassen Sie mich los!"
Er packte sie an der Schulter und drehte sie so herum, dass sie ihn ansehen musste.
„Was haben Sie wirklich hier gesucht?"
„Ich habe Ihnen doch schon gesagt ..."
„Lügen Sie mich nicht an!"
„Ich weiß nicht, wovon Sie reden."
„Ach, tatsächlich?" Er streckte die Hand aus und umfasste grob ihre Brust. Dabei fand er nicht nur weiche Haut, sondern auch ein gefaltetes Stück Papier, das in dem weißen Hemd unter ihrem Reitkleid steckte.
Seine Augen loderten vor Zorn, als er sie wieder ansah. „Zur Hölle mit Ihnen!"
„Edward!" Sie schrie auf, als er mit beiden Händen den Rand ihres Mieders packte und es mit einer einzigen Bewegung aufriss.
Instinktiv versuchte Lily sich zu bedecken, aber in jenem Moment war er an ihrem Körper nicht interessiert. Er zog die Papiere über Philip Kane aus ihrem Hemd. Dann umfasste er mit
einer Hand ihre Kehle und drückte sie an die Wand. Mit der anderen Hand schüttelte er die Blätter auseinander, um zu sehen, was sie gestohlen hatte.
Langsam hob er den Kopf und sah sie entsetzt an. „Verlogenes kleines Biest." Er stieß sie von sich weg, sodass sie in einer Woge braunen und weißen Stoffes zu Boden fiel. Ihr Haar löste sich aus dem festen Knoten.
Danach beugte er sich über sie. Lily lag auf dem Boden. Sie musste sich vor diesem Mann schützen, gleichzeitig war sie dabei, das zerrissene Mieder zusammenzuhalten.
„Sie brechen hier ein, stellen es aber so dar, als wäre ich derjenige, der etwas verbrochen hat, nur weil ich ein bisschen Spaß in einem Pub hatte. Aber Sie! Sie sind diejenige, die erwischt wurde, meine hochnäsige Lady!" Er packte ihr Haar, riss ihren Kopf zurück und lehnte sich über ihr Gesicht. „Dafür werden Sie bezahlen!"
„Edward, bitte!"
„Knight hat Sie dazu angestiftet, oder? Antworten Sie!", brüllte er. „Schlafen Sie mit ihm?"
„Nein!", schrie sie.
„Nun, das glaube ich Ihnen nicht", sagte er nach einer Pause. „Sie haben mich dazu gezwungen, Lily. Jetzt werde ich ihn töten müssen."
„Edward, nein!"
„Oh ja, jetzt verstehe ich alles. Niemand hält Ed Lundy zum Narren. Ihr werdet beide dafür zahlen müssen." Mit einer unsanften Geste ließ er sie los, stapfte zur Tür und riss sie auf.
Ihr einstiger Verehrer brüllte nach seinen Gehilfen.
Lily blieben ungefähr fünf Sekunden, um sich zu überlegen, was sie jetzt tun sollte, ehe er zurückkam und sich über sie beugte. Einen Moment lang duckte sie sich ängstlich und rechnete damit, dass er ihr einen Tritt versetzte.
Jedes Mal, wenn sie aufzustehen versuchte, schob er sie wieder auf den Boden. „Du bleibst da unten liegen, du dreckige kleine Mitgiftjägerin. Dort, wo du hingehörst."
Lily zuckte zusammen, und Edward lachte.
Bates kam in diesem Moment angelaufen und blinzelte, als er sie sah. „Wie zum
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