058 - Der Duft von Sandelholz
Entschuldigungen zu stammeln, aber Lundy hörte ihm kaum zu, sondern schüttelte ungläubig den Kopf. Verstand denn keiner dieser Narren, dass seine Welt zusammenbrach?
Seine Stallungen waren nur noch ein Haufen Asche, seine Pferde waren ausgebrochen, seine Gefangenen verschwunden. Er spürte, wie das Verhängnis mit kalter Hand nach ihm griff und ihm ins Ohr flüsterte, dass er erledigt sei.
Die Angst umfing ihn in dieser Nacht. Vielleicht kam seine Mutter nicht rechtzeitig mit dem Gewinn aus den Landverkäufen zurück, und wenn er das Geld nicht zurückzahlen konnte, das er sich aus der Schatztruhe des Ausschusses geborgt hatte, dann würde man ihn hängen.
Verdammt, er würde sowieso gehängt werden. Selbst wenn seine Mutter es irgendwie schaffte, innerhalb kürzester Zeit zurückzukommen, dann hatte er noch ein paar andere Probleme am Hals. Die Liste seiner Verbrechen hatte sich in der Zwischenzeit verlängert. Er hatte zwei Menschen entführt, von denen einer eine halbe Armee aus Familienmitgliedern besaß. Wenn die Gesetzeshüter ihn nicht zu fassen bekamen, dann würden das diese Furcht einflößenden Gebrüder Knight schaffen. Verdammt, er hätte den Major töten sollen, als er die Gelegenheit dazu hatte. Aber in Wahrheit hatte er das nicht übers Herz gebracht - und bewies das nicht, dass er letztlich gar kein so übler Kerl war?
Nur ein ehrgeiziger, der ein wenig zu hoch hinaus wollte und dem das über den Kopf gewachsen war.
Dennoch war er entsetzt, dass die kleine, zerbrechliche Lily Balfouor ihren Helden gerettet hatte. Nun, sollte sie gehen, wenn sie wollte. Tatsächlich fühlte er sich bei Bess wesentlich behaglicher.
Aber selbst wenn er Bess morgen schon heiraten würde, hatten seine bislang im Verborgenen gehaltenen Probleme gerade eben einige Explosionen verursacht, gleichsam wie eine Reihe feuerspeiender Vulkane. Er hatte geglaubt, er könnte alles unter Kontrolle halten, aber jetzt wusste er nicht einmal, welchen Brandherd er zuerst löschen sollte. Alles war kaputt gegangen.
Seine Panik machte es ihm schwer, einen Plan zu fassen, wie er jetzt weiter vorgehen sollte. Ein weiterer großer Schluck Whisky aus der Flasche trug nicht dazu bei, seinen Kopf klar zu halten, aber es war an der Zeit für ihn, zu erkennen, dass er in ernsten
Schwierigkeiten steckte und Hilfe brauchte.
Wie sehr er sich wünschte, dass seine Mutter hier war. Sie besaß eine Härte, von der nur wenige Menschen wussten. Gesegnete Frau - in einer Krise war sie unbezahlbar.
Wäre sie hier, dann würde sie wissen, was zu tun war. Aber sie war schon unterwegs, um das zu erledigen, was zu seiner Rettung nötig war.
Er erwog, Lord Fallow aufzusuchen, aber er konnte es nicht ertragen, den Zorn und die Enttäuschung seines Mentors über sein Versagen zu sehen. Er hatte Angst, diesem zu gestehen, dass er dessen Erwartungen nicht erfüllt hatte. Trotzdem wusste Lundy, dass er bis zum Hals in Schwierigkeiten steckte und ihm keine andere Wahl blieb, als sich an jemanden zu wenden. Das einzig Vernünftige, das ihm jetzt einfiel, war, Jones zu Lord Sinclair zu schicken.
Es war mitten in der Nacht, aber das spielte keine Rolle. Die Botschaft, die er seinem Bediensteten mit auf dem Weg gab, würde dem alten Mann zeigen, wie kritisch die Lage war.
Himmel, das wird kein Vergnügen werden, dachte er, während er auf und ab ging und seinen nutzlosen Männern Befehle zubrüllte, bis er heiser war.
Er hatte sich den Fragen des Vorsitzenden ebenso wie Knights geschickten Nachforschungen entzogen. Er hatte sich auf Treibsand begeben. Das musste die Nerven eines Mannes strapazieren. Kein Wunder, dass er noch einen Schluck Whisky brauchte. Er hatte alle an der Nase herumgeführt - solange er konnte. Offensichtlich bestand jetzt seine einzige Hoffnung darin, alles zu gestehen.
Obwohl er mit dem Rücken zur Wand stand, war Ed Lundy noch nicht am Ende. Er war in seinem Leben nicht so weit gekommen, um jetzt aufzugeben. Er wusste sehr gut, dass Lord Sinclair keine andere Wahl hatte, als ihm zu helfen. Der Ruf des Vorsitzenden beruhte auf der Glaubwürdigkeit des gesamten Ausschusses. So war das in London, in dem Gentlemen's Club, in den ihm Lord Fallow hineingeholfen hatte.
Es würde Sinclair nicht gefallen, aber er würde ihm helfen, das Ganze zu vertuschen.
Davon war Lundy überzeugt.
Als der Vorsitzende endlich eintraf, spürte er Erleichterung. Der untersetzte alte Earl wunderte sich über das Feuer und die Pferde, die überall
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