Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
058 - Der Duft von Sandelholz

058 - Der Duft von Sandelholz

Titel: 058 - Der Duft von Sandelholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaelen Foley
Vom Netzwerk:
Rosetten, Schleiern und Zierborten Wochen dauern.
    Und doch fand Lily keines der feinen Muster ansprechend. Zu ihrem Unmut war es nicht Edwards Gesicht, das ihr in den Sinn kam, als sie auf eines der prachtvollen Brautkleider blickte, sich selbst darin sah und sich dann den Mann vorstellte, der sich neben ihr am Altar befand.
    Um Himmels willen!
    Sie stand ihr nicht einmal zu, Weiß zu tragen, verflixt.
    „All das ist für meinen Geschmack etwas zu üppig", meinte sie leise zu ihrer Patin, als die Schneiderin davongeeilt war, um sich um andere Damen zu kümmern, die sich im Vorderraum aufhielten. Mrs. Clearwell betrachtete ein kostspieliges rosafarbenes Kleid, das die Schneiderin für eine Brautmutter aus bester Familie nähte. „Ich brauche mehr Auswahl", sagte Lily unruhig.
    Ihre Gönnerin warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „Die brauchst du in der Tat."
    „Warum gehen wir nicht hinüber in den Buchladen? Die Zeitschriften dort bieten vielleicht weitere Vorschläge."
    „Eine gute Idee, Liebes. Gehen wir."
    Sie dankten der Frau und verließen das Geschäft. Lily nahm den Arm ihrer Patin und half ihr, die betriebsame Straße zu überqueren.
    Heirate Derek Knight, dachte sie und verspottete sich selbst wegen dieses tollkühnen Gedankens, der ihr beim Anblick der Brautmoden plötzlich in den Sinn gekommen war.
    Welch ausgezeichnete Methode, sich das Leben zu ruinieren!
    Zweifellos würde er es im Ehebett wert sein, aber das wäre auch das Einzige, was sie davon hätte.
    Außerdem war er bereits verheiratet - mit der Armee. Der wilde Major zeigte nicht das geringste Interesse daran, gezähmt zu werden, trotz seines Vorschlags, den er gegenüber der reichen Mrs. Coates geäußert hatte.
    Wenn er sich aber trotzdem dazu überreden lassen würde und Lily verrückt genug wäre, diesen Barbaren zu heiraten, dann würde das nicht nur bedeuten, dass sie arm bleiben würde und ihre Familie enttäuscht hätte, schlimmer noch, sie würde ihm in dieses schreckliche Land mit seinen Monsunregen und menschenfressenden Tigern folgen müssen. Sie müsste ihnen beiden mitten in einem Armeelager ein Heim schaffen und ihn nach jeder blutigen Schlacht zusammenflicken.
    Gütiger Himmel, und wenn sie mit ihm ging und er in diesem Krieg getötet würde?
    Sie würde in Indien festsitzen und keine andere Menschenseele dort kennen.
    Das war die schlechteste Idee der Welt. Wirklich, sollte sie jemals das geringste Anzeichen dafür zeigen, so etwas zu tun, dann sollte man sie in der Irrenanstalt einsperren.
    Sie war eine Lady, und eine Lady wohnte nicht in einem Zelt.
    Vor ihnen stand die Tür zum Buchladen einladend offen, der durch eine dunkelgrüne Markise mit goldenen Lettern erkennbar war. Einige Spaziergänger scharten sich um das Schaufenster und lachten über die neuesten satirischen Zeichnungen, die der Inhaber täglich aushängte, um Kunden hineinzulocken.
    Zusammen mit Mrs. Clearwell betrat sie den betriebsamen Laden, und sie suchten nach Modezeitschriften sowie Musterheften mit der letzten Brautmode.
    Als sie sich zwischen den vielen Kunden hindurchschoben, knabberte Lily an ihrer Unterlippe. Ein weiterer Grund war ihr eingefallen, warum allein der Gedanke, Derek Knight zu heiraten, vollkommen unsinnig war.
    Hinter ihrer Absicht, einen reichen, aber dummen Mann zu heiraten, verbarg sich nicht nur der Wunsch, Zugang zu seinem Vermögen zu erlangen. Sie hoffe, einem solchen Mann auch nicht erklären zu müssen, warum sie keine Jungfrau mehr war.
    Da Derek Knight, der erfahrene Kämpfer, weder reich noch dumm war, wusste sie, dass er als ihr Ehemann eine genaue Erklärung verlangen würde. Aber wie sollte sie ihm ihren Fehler verständlich machen? Es gab keine annehmbare Rechtfertigung.
    Sie erschauerte bei der Vorstellung, das ganze Thema überhaupt anzuschneiden und nach so langer Zeit ans Tageslicht zu zerren. Bei diesem Gedanken wurde ihr beinahe übel.
    Dennoch fragte sie sich tief in ihrem Innern, wie er die Geschichte aufnehmen würde. Sie war von einem gut aussehenden, aber gewissenlosen Schurken verführt worden. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, wie ein Mann wie der Major darauf reagieren würde. Vermutlich würde er Lord Owen Masters jagen, ohne weitere Fragen zu stellen, und ihm jedes Glied einzeln ausreißen.
    Ach ja. Obwohl dieser Einfall ihr eine gewisse Befriedigung verschaffte, wusste Lily, dass er nichts als eine dunkle Fantasie war. Sie war Christin und hatte genügend Predigten gehört, um zu wissen, dass

Weitere Kostenlose Bücher