058 - Der Duft von Sandelholz
wäre. „Sie mit brennendem Pech ausräuchern?"
„Nein. Es ist sehr viel einfacher als das." Derek sah Lily an.
Er wirkte nicht sehr glücklich, und sie verstand nicht, warum. Sie dachte, die Geschichte mit den Fledermäusen würde ihn amüsieren. Stattdessen zeigte seine Miene, dass er über irgendetwas verstimmt war, sich sogar ärgerte.
Welch ein rätselhafter Mann!
Als er sich an Mrs. Clearwell wandte, war sein Tonfall noch immer höflich. „Zuerst müssten Sie die Löcher im Dach schließen."
„Leichter gesagt als getan." Kopfschüttelnd mischte Lily sich wieder ein. „Der letzte Bursche, der kam, um unser Dach zu begutachten, sagte, das Ganze müsste erneuert werden. Es ist beinahe ein halber Morgen Dachfläche, und das Haus stammt aus der Tudorzeit. Die Reparaturen müssen entsprechend der damaligen Zeit angepasst werden."
Entsetzt starrte er sie an. „Gütiger Himmel, das wird ein Vermögen kosten! Haben Sie das Edward erzählt?"
„Derek!", rief Gabriel aus, der seinen überaus interessierten Bruder ein wenig bremsen wollte.
Lily war an Dereks Neugierde gewöhnt. Sie störte sich nicht daran. „Stimmt etwas nicht damit?", fragte sie ihn ruhig.
„Nein", rief er aus, und es war offenbar, dass er log. „Ich bin nur überrascht. Ich höre zum ersten Mal von Balfour Manor. Ich ahnte nicht, dass Ihnen ein großes Haus imTudorstil gehört."
Verwirrt sah Lily ihn an. „Und?"
„Egal. Ich gehe jetzt besser Kricket spielen." Als Derek an ihr vorbeiging, um sich zu den drei jungen Männern zu gesellen, die ihm zuwinkten, warf er Lily einen finsteren Blick zu.
„Was ist?", rief sie ihm nach.
„Sie könnten das verdammte Ding verkaufen."
Sie starrte ihm nach.
„Major, Liebling, ich verdurste", erklärte Lady Amherst und schenkte Gabriel ein bezauberndes Lächeln. „Sollen wir uns etwas zum Trinken holen?"
„Ich komme mit." Mrs. Coates schien ebenfalls genug von Lilys Gesellschaft zu haben.
„Äh - ja, natürlich", erwiderte Gabriel gehorsam. „Miss Bal-four, Mrs. Clearwell, wenn Sie uns bitte entschuldigen."
„Gewiss, Major. Meine Damen", sagte ihre Gönnerin höflich. „Genießen Sie das Picknick."
Gabriel nickte Lily zum Abschied ein wenig unbeholfen und entschuldigend zu, dann wurde er von den beiden eleganten Damen fortgezogen, von denen je eine an seinen Armen hing.
Sobald sie außer Hörweite waren, konnte Lily ihre Empörung nicht länger zurückhalten. „Er hat mich gescholten! Derek meine ich."
„Ja, das habe ich gehört."
„So ein ungehobelter Kerl! Er ist empörend."
Mrs. Clearwell sah sie an. „Vor allem, wenn er recht hat."
„Was?"
Sie zuckte die Achseln. „Wenn du das Haus verkaufst, brauchst du Edwards Geld nicht, oder?"
„Das Haus verkaufen? Sie scherzen."
„Ich bin nie in meinem Leben ernster gewesen. Es ist Zeit für dich aufzuwachen und der Realität ins Auge zu sehen."
„Aber ..."
„Aber, aber ... Natürlich! Der Stolz der Balfours! Au revoir, meine Liebe. Aber vergiss nicht, wenn du dir dein Bett bereitest, bist du die Einzige, die darin liegen muss." Mit einer eleganten Bewegung ihres Fächers ging Mrs. Clearwell davon, um sich zwischen die anderen Gäste zu mischen. Lily blieb allein zurück.
Stirnrunzelnd sah sie zu, wie ihre Patin sich zu einer Gruppe von Freundinnen gesellte.
Jeder hatte sie verlassen!
Sie ließ den Blick über den Rasen schweifen und sah, dass Edward noch immer mit Bess Kingsley und ihrem Vater, dem Fabrikbesitzer, zusammenstand.
Sie wäre gern zum Zelt gegangen, um sich ein frisches Glas Punsch zu holen, doch da stand noch immer der arme Gabriel mit den beiden schrecklichen Frauen.
Widerstrebend blickte sie zum Kricketfeld hinüber.
Derek hatte den Schläger auf seine Schulter gelegt, während er mit einer Hand den Ball ungeduldig hochwarf und wieder auffing. Er wartete darauf, dass das Spiel begann. Seine Mannschaftskameraden scharten sich um ihn und warteten auf seinen
Rat, was die Strategie anging, was ihn, wie sie vermutete, zu ihrem Kapitän machte.
Natürlich.
Es dauerte nicht lange - und das Spiel fing an.
Lily schützte ihre Augen vor der Sonne und sah zu, wie der Werfer ausholte und den Ball durch die Luft schleuderte, wie der Ball flog, dann einmal aufkam und zu dem anderen Spieler sprang, der schlagbereit dastand. Dahinter befand sich der Tormann, und der Schiedsrichter, der sich in dessen Nähe hielt, beobachtete alles mit Argusaugen.
Der harte Ball prallte von dem Kricketschläger ab und flog zu
Weitere Kostenlose Bücher