058 - Der Kampf um den Ring
ausgehe, deshalb wirst du sie fragen, ob sie mit mir essen möchte. Aber komm mit keiner Absage zurück.«
»Tim, du bist verrückt. Du weißt nicht, was du damit alles aufs Spiel setzt.«
»Verdammt noch mal, ich werde in vierzehn Tagen siegen. Was willst du mehr?«
Tim Tigers Sparringspartner verließ den Ring, und auch der übergewichtige Boom Nadegelt kletterte aus dem Seilgeviert.
Er war selbst Boxer gewesen, aber so ein leichtsinniges Leben hatte er nie geführt. Sein Pflichtbewußtsein und seine Disziplin waren beispielhaft gewesen.
Bestimmt hätte er international von sich reden gemacht, aber ein Bruch des Mittelhandknochens und ein Achillessehnenriß im selben Jahr beendeten seine Boxerlaufbahn.
Nadelgelt begab sich zu dem schönen rothaarigen Mädchen. Er hätte in heller Panik die Flucht ergriffen, wenn er geahnt hätte, wer sie war.
Sie hieß Yora und war eine gefährliche Dämonin!
Die Hölle, in verblüffender Schönheit verpackt.
***
»Kennen Sie Tim ›Tiger‹ Huitgaacht?« fragte Boom Nadegelt. »Er ist ein großartiger Boxer, wohl einmalig in seiner Art. Ein Bulle. Nicht unterzukriegen.«
Yora, die Totenpriesterin, lächelte. »Warum preisen Sie ihn so an? Soll ich ihn unter Vertrag nehmen?«
»Darf ich mich setzen?«
Yora hatte nichts dagegen. Niemand sah ihr an, wie gefährlich sie war. Wie eine Schönheitskönigin sah sie aus. Genauso hatte Oda ausgesehen.
Oda, die weiße Hexe, war Yoras Zwillingsschwester gewesen. Sie lebte nicht mehr. Mago, der Jäger der abtrünnigen Hexen, hatte sie mit dem Höllenschwert getötet.
Yora wußte davon, doch sie trauerte nicht um ihre Schwester. Zu verschieden waren sie seit jeher gewesen, und sie hatten in verschiedenen Lagern gestanden.
Während sich Oda dem Guten zuwandet, machte sich Yora um die Hölle so sehr verdient, daß Asmodis sie in den Dämonenstand erhob.
Mit Odas Tod gab es eine Gegnerin der schwarzen Macht weniger, so sah das Yora, und das konnte ihr nur recht sein.
»Interessieren Sie sich für Tim?« fragte Boom Nadegelt.
»Ich bin Journalistin«, log Yora. »Man hat mir gesagt, daß es in ganz Holland keinen Boxer gibt, der sich mit Tim Tiger messen kann.«
»Das stimmt. Zur Zeit ist er die Nummer eins.«
»Ich möchte über ihn schreiben«, sagte das rothaarige Mädchen.
»Publicity ist immer gut«, sagte der Manager lächelnd. »Tim ist ein wunderbarer Bursche. Er hat nur einen Fehler. Er kann nicht wegsehen, wenn er ein hübsches Mädchen sieht. Er hat mich zu Ihnen geschickt, damit ich Sie frage, ob Sie mit ihm essen wollen. Ehrlich gesagt, ich hatte die Absicht, Sie zu bitten, ihm einen Korb zu geben, doch wenn Sie Journalistin sind, ist das natürlich etwas anderes.«
»Sagen Sie dem Champion, daß ich die Einladung gern annehme.«
»Oh, darüber wird er sich freuen. Weniger wird er davon begeistert sein, daß ich mitkomme.«
»Braucht Tim Tiger denn einen Aufpasser?«
Boom Nadegelt lachte leise. »Aber ja. Er ist wie ein Teenager. Bei einem Mädchen wie Ihnen hakt sein Verstand aus. Ich bin froh, daß er nie gegen eine Frau zu boxen braucht, das wäre eine Katastrophe. Ich werde Tim klarmachen, daß ich dabei sein muß, wenn sich die Presse für ihn interessiert. Sie kriegen von mir das Backgroundmaterial für Ihren Artikel.«
»Ich muß Tim Tiger erst einmal näher kennenlernen«, erwiderte Yora. »Aber ich kann Sie beruhigen. Ich habe nicht die Absicht, den Champion in der Luft zu zerreißen.«
Die Totenpriesterin hatte etwas anderes mit Tim Tiger vor, und sie hatte nicht die Absicht, sich noch lange damit Zeit zu lassen.
Boom Nadegelt kehrte zu dem Boxer zurück.
»Was hat sie gesagt?« fragte Tim »Tiger« Huitgaacht.
»Sie nimmt deine Einladung an.«
»Großartig. Sie ist ein bildschönes Mädchen. Ich werde viel Spaß mit ihr haben.«
»Aber sie stellt eine Bedingung«, sagte der schlaue Manager. »Ich muß dabei sein.«
»Du?« fragte der Boxer, als glaubte er, sich verhört zu haben. »Sollst du den Anstands-Wauwau spielen?«
»Das Mädchen ist von der Presse«, sagte Boom Nadegelt eindringlich. »Sie interessiert sich aus beruflichen Gründen für dich.«
»Ich werde dafür sorgen, daß sich das ändert«, meinte der Boxer grinsend.
»Erst mal werde ich mich mit ihr befassen - wegen ihres Artikels. Wenn wir es geschickt anstellen, wird das ein Bombenartikel, der gerade rechtzeitig vor deinem großen Fight erscheinen wird. Junge, dieses Mädchen schickt uns der Himmel.«
Wie falsch der
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