0581 - Der Blutstein
Tropfen sprühten in wolkenartigen Gebilden weg.
Mallmann war ein Vampir. Der Blutsauger liebte die Finsternis, auch den Mond. Für ihn mußte diese einsame Gegend ein nahezu ideales Terrain bilden.
»Stop!«
Sinclair hörte das Krächzen des Hausmeisters und drehte sich um.
Orth und Suko waren stehengeblieben. Der Inspektor mußte den Mann stützen. Langsam ging Sinclair auf die Männer zu.
»Ist es hier?«
Orth nickte.
»Wo denn?«
»Der Eingang liegt versteckt!« keuchte der Hausmeister. »Ihr müßt ihn nur suchen.«
»Wie schön.«
»Ich habe euch doch gesagt, daß ich den genauen Platz nicht kenne.« Er schwankte. »Ich muß mich setzen.«
»Okay, wie du willst.« Suko ließ ihn zu Boden gleiten. Orth grinste und keuchte dabei. »Laßt mich hier hocken, sucht selbst weiter. Es ist ein Schacht. Man soll ihn sogar gemauert haben. Früher hat er in der Tiefe Wasser aufgefangen.«
»Und heute?«
»Keine Ahnung.«
»Kannst du eine Richtung sagen?« fragte Suko.
»Hier irgendwo.« Orth legte sich zurück. Sein Körper verschwand im Gras. Er stöhnte und bedauerte sich wieder selbst. »Macht es, gebt nicht auf, aber ohne mich.«
Suko schaute auf ihn herab. »Und wo, mein Freund, befindet sich der Haken?«
»Wieso? Welcher Haken?«
»Du wirst doch nicht sagen wollen, daß wir nur den Schacht finden müssen, um den Stein hochholen…«
»Klar.«
»Solltest du uns reingelegt haben, gibt es Ärger. Auch wir haben unseren Job zu erledigen und keine Lust, uns hier lange aufhalten zu lassen.«
»Dann fangt auch an.«
»Komm schon, Suko.« Sinclair nickte. Die beiden Männer warfen noch einen letzten Blick auf den liegenden Hausmeister und gingen davon.
Orth grinste ihnen nach. »Der Teufel soll euch holen«, flüsterte er, »der Teufel.«
Dann starrte er nur noch gegen den Himmel, wo der Mond seinen Schein fluten ließ.
Weit, sehr weit entfernt, glaubte er, einen Schatten zu sehen. Er besaß besondere Umrisse, war hoch und gleichzeitig weit gespannt.
Wenn ihn nicht alles täuschte, malte sich dort eine Fledermaus ab.
Das Zeichen der Vampire…
***
Um wen sollte ich mich zuerst kümmern? Um Kopf oder Körper?
Ich entschied mich für den Torso, der durch den Schild gedeckt war.
Der Druidenstern darauf leuchtete eben in diesem satten Grund.
Wie ein künstliches Gebilde wankte der Torso durch den Schloßgang, vorbei an alten Rüstungen und Bildern, auf denen der Staub langer Jahre klebte.
Ich hörte die Hexe lachen. Aus dem verbrannten Maul drangen die kichernden Laute, und auch Dennis atmete heftig. »Sie kommen hier nicht ungeschoren raus, John, die Hexe ist stärker. Sie beherrscht das Schloß. Lassen Sie den Kopf los!«
»Nein!«
»Mach es!« kreischte Gina.
Ich kümmerte mich nicht um sie. Der Körper war wichtiger. Hastig streckte ich den Arm aus und wollte nach dem Lanzenschwert fassen. Ich griff ins Leere, die Waffe war verschwunden.
Für einen Moment stockte mir der Atem. Dann drehte ich mich herum und sah Dennis. Er hatte sich der Waffe bemächtigt. Mit einem hastigen Sprung tauchte er in die Dunkelheit des Ganges, wo er Deckung fand. »Tu meiner Mutter nichts, John. Tu ihr nichts, sonst müßte ich das Lanzenschwert werfen.«
»Ja, schon gut.«
»Laß den Kopf los!«
»Junge, mach dich nicht unglücklich!«
»Bitte!« Er kreischte das Wort.
Dennis stand dicht vor dem Durchdrehen. Wenn jemand so sprach, dauerte es zumeist nicht lange.
»Hast du nicht gehört, was Dennis sagte?« fragte die Hexe flüsternd und kicherte dabei. »Es ist besser für dich, wenn du dir nicht zu viele Feinde machst. Du willst doch den Stein…«
Ich ging das Risiko ein. Blitzschnell schleuderte ich den verbrannten Schädel auf die schildartige Decke zu. Der Druidenstern glühte für einen Moment noch stärker auf, bevor er den Kopf verschluckte.
Er raste förmlich hinein und wirkte zwischen den beiden ineinandergeschobenen Dreiecken wie gefangen.
Dann griff ich an.
Ich raste dem Torso entgegen, wollte ihn mit dem Kreuz vernichten und schaffte es auch, mein Kreuz gegen den Druidenstern zu schmettern. Dabei hatte ich den Eindruck, in eine weiche Masse geschlagen zu haben. Das Kreuz klebte förmlich fest. Der Schild leuchtete vor meinen Augen so stark auf, daß ich geblendet wurde, doch wenig später war alles vorbei. Da zerplatzte er in einer wahren Farbenkaskade, die wie ein Feuerwerk über mich kam.
Ich hatte das Gefühl, von lautlos explodierenden Raketen umgeben zu sein. Die Lichtblitze
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