0581 - Die Geistermutanten
Onrains Brust. „Sie haben eine Art, die Worte zu setzen, als wären Sie ein Dichter.
Der selbst wird sich darin fangen, der sie gestellt hat. Meinen Sie nicht, Sie hätten den Mund ein wenig zu voll genommen?"
Bivar Onrain zeigte ein überlegenes Lächeln.
„Sie selbst sind derjenige, der den Mund zu voll nimmt", wies er Looman zurecht. „Vor allen Dingen reden Sie zuviel. Besonders für einen Mann, der nicht einmal genug Kraft hat, seine Waffe gerade zu halten. Spüren Sie, wie sie immer schwerer wird und sich nach unten neigt?"
Verblüfft starrte Savrin auf Loomans Hand. Der Lauf des Schockers hatte sich in der Tat zu neigen begonnen. Looman selbst wußte nicht, was er von der Sache halten sollte. Mit einem Ausdruck perplexer Hilflosigkeit musterte er zuerst die Waffe, dann die Hand, und schließlich glitt sein verwirrter Blick zu Onrain zurück.
„Die Waffe ist so schwer, daß sie Ihren Fingern entgleitet", spottete der junge Mann. Gleich darauf tat es einen lauten Plumps, und der Schocker lag auf dem Boden. „Das ist aber noch lange nicht alles", fuhr Onrain fort. „Jetzt fangen Ihre Knie an zu zittern. Sie sind mir wirklich ein wackerer Bursche, nicht einmal gerade auf den Beinen können Sie stehen!"
Looman begann zu zittern. Immer noch sprachlos sah Savrin, wie er zu wanken begann. Es war, als sei ihm plötzlich alle Kraft aus den Muskeln geflossen. Die Beine knickten ein. Langsam und schwerfällig sank er zu Boden. Wie mit letzter Kraft streckte er den Arm aus, um nach dem Schocker zu greifen, der nur einen halben Schritt weit von ihm entfernt lag, aber Onrain sagte: „Auch der Arm gehorcht Ihnen nicht mehr. Er ist auf einmal steif geworden. Sie können ihn nicht bewegen."
Der Arm hörte sich auf zu bewegen. Looman stöhnte voller Verzweiflung. Fast hatte er Mitleid erwecken können, wie er so da lag - wie ein wundes Tier, das auf Gnade und Ungnade dem Jäger ausgeliefert ist.
„Und schließlich weicht Ihnen sogar das Bewußtsein", gab Onrain ihm den Rest. „Ihr Geist entweicht. Es wird Nacht ringsum!"
Looman horte auf zu stöhnen. Er schloß die Augen und regte sich nicht mehr.
Eldor Savrin fand plötzlich wieder Worte. Er war Augenzeuge eines unglaublichen, fast übernatürlichen Vorgangs geworden.
Das war zuviel, als daß er es schweigend hätte hinnehmen können.
„Das ist... das ist außerordentlich, phantastisch!" brach es aus ihm hervor. „Woher haben Sie diese Kräfte? Wie können Sie..."
„Ich habe keine Zeit", erklärte er. „Wir werden uns eines Tages wiedersehen, und dann will ich Ihnen gerne alles erklären.
Vorläufig jedoch gibt es für mich Wichtigeres zu tun, und vor allen Dingen habe ich Eile. Verzeihen Sie mir!"
Savrin dachte noch über den Sinn der letzten Worte nach, da fühlte er plötzlich, wie der Boden unter ihm wich. Aber anstatt zu stürzen, begann er zu schweben. Er fühlte eine nie gekannte Leichtigkeit. Dabei wurde sein Blickfeld immer enger und enger, bis er die gewohnte und vertraute Umgebung seines Arbeitszimmers nur noch wie durch eine lange, dünne Rohre sah.
Ringsum fing es an zu rauschen, als hätte sich ein starker Wind aufgetan, und dennoch spürte er nicht den geringsten Luftzug.
Looman und Onrain waren aus seinem Blickfeld verschwunden.
Er sah nur noch den Tisch, an dem er des Abends oft zu arbeiten pflegte, und selbst über dieses Bild legte sich nun ein Schleier.
Es wurde dunkel. Eldor Savrin schwebte einsam und verloren in tiefster Finsternis. Und schließlich legte sich das Dunkel auch über sein Bewußtsein. Er hörte auf zu denken und zu empfinden.
*
Gedanken eilten durch den Äther.
„Alle bisherigen Versuche sind fehlgeschlagen. Außerdem ist man uns auf der Spur, und die Lage wird kritisch. Wir müssen rasch und mit Nachdruck handeln. Ich schlage vor, ihr macht euch schleunigst auf den Weg hierher."
Die neugierige Antwort kam sofort: „Was ging schief? Du hattest acht Stunden, um das System anzuzapfen!"
„Das System kann nicht angezapft werden. Nicht von jemand, der sich nicht bis ins kleinste Detail auskennt. Eine falsche Bewegung, und wir hätten einen weltweiten Alarm gehabt."
„Kaum zu glauben. Auch nicht, wenn du dir mehr Zeit genommen hättest?"
„Zwei oder drei Monate - dann vielleicht."
„Und der zweite Versuch? Du konntest Savrin nicht beeinflussen?"
„Doch, aber nicht so völlig, wie es nötig gewesen wäre, um jeden Verdacht zu unterdrücken. Ich bin kein Hypnotiker. Ich zehre von eurer Kraft,
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