0582 - Das Monstrum
Namen?«
»Weshalb willst du ihn wissen?«
»Damit ich dich später holen kann.«
»Okay, Killer. Ich heiße Suko.«
»Wie?«
»Ich bin Chinese und gleichzeitig bei Scotland Yard angestellt. Reicht das?«
»Ja.«
Suko schob den Mörder durch die Schwingtür. Dahinter lag das Foyer des Kinos.
Bis auf Melody Ingram war es menschenleer. Sie stand vor einem der schmalen hohen Spiegel, die den Raum größer erscheinen ließen, als er in Wirklichkeit war.
Zum ersten Mal sah sie ihn im Licht. Der Killer wirkte tatsächlich wie ein Untier. Über seine vorgeschobene Unterlippe floß Speichel und tropfte auf den billigen Belag.
Den Waffenarm des Mannes hatte Suko in die Höhe gedrückt.
Noch hielt die Hand das widerlich lange Messer fest, bis zu dem Augenblick, als Suko mit seinem Gefangenen stehenblieb und ihm bedeutete, die Waffe fallen zu lassen.
Der Killer wollte nicht.
Suko verstärkte den Druck, da öffnete sich die Faust, das Messer fiel zu Boden.
Suko trat es zur Seite. Es rollte aus der Reichweite des Mörders.
Zum erstenmal zuckte ein Lächeln über das Gesicht des Inspektors.
Eine Geste der Erleichterung. Er hatte es geschafft, den Kino-Killer zu fangen. Niemand brauchte mehr Angst zu haben, ins Kino zu gehen.
Auch auf Melodys Gesicht zeichnete sich Erleichterung ab. Sie kam mit langsamen Schritten vor. »Meine Güte, daß Sie das geschafft haben, Suko. Ich… ich habe mich schon tot gesehen.«
»So schnell stirbt man nicht.«
»Bei diesem Mörder doch.«
»Haben Sie die Kollegen alarmiert?«
»Nein, tun Sie das.«
Melody drehte sich um und wollte zu einem Telefon gehen, als der Killer aufschrie. »Nein, mach es nicht, sonst bringe ich dich um!«
»Du bringst niemanden mehr um!« erklärte Suko. Er war sich seiner Sache sehr sicher, zu sicher, wie er im nächsten Moment schmerzhaft erfahren mußte, als der Tritt sein Schienbein traf.
Etwas Glühendes raste hoch bis zum Oberschenkel. Unwillkürlich lockerte Suko den Griff. Darauf hatte der Killer gewartet. Mit einer wilden Bewegung riß er sich los, während der Inspektor zurücktaumelte. Der Killer kreiselte nicht herum. Er rannte auf den Ausgang des Foyers zu, der nicht weit entfernt lag. Mit drei großen Sprüngen hatte er ihn erreicht.
Suko hätte ihn vielleicht packen können, doch der Tritt gegen das Schienbein hatte ihn fast außer Gefecht gesetzt. Wenn er lief, dann mußte er humpeln.
Melody zerrte die Waffe aus ihrer Handtasche. Viel zu spät, da war der Killer schon weg. Sie wollte hinter ihm her, doch Suko hielt sie mit einem scharfen Befehl zurück.
»Nein, das mache ich!«
Trotz der Schmerzen im rechten Knie rannte er. Er hatte einen Fehler begangen. Wenn dieser schreckliche Mörder entwischte, konnte er sich das als Niederlage an seine Fahne heften. Dann würde der Mann weiterkillen, und Suko sah dies als Antriebsfeder an.
Die Schwingtüren des Kinos befanden sich noch in Bewegung, als Suko die rechte aufhämmerte. Dahinter lag der Gehsteig, relativ leer, doch auf der Straße herrschte Betrieb.
Suko schaute zuerst nach links.
Die geduckt wirkende Gestalt des Mörders war nicht zu übersehen und kaum zu überhören. Bei jedem Schritt klatschten seine Füße auf den Boden.
Daß ihm Menschen entgegenkamen, störte ihn nicht. Wenn sie zu nahe waren, schaufelte er sie zur Seite. Er stieß dabei wütende Morddrohungen aus, die auch Sukos Ohren erreichten.
Er drehte sich nicht um, steigerte allerdings sein Tempo nicht. Wütend schlenkerte er dabei mit dem linken Arm, der rechte hing ungewöhnlich bewegungslos an seinem Körper herab. Da hatte Suko wohl etwas zu hart zugedrückt.
Sein Lauf hatte etwas Torkelndes an sich. Er erinnerte auch an die Bewegungen des Glöckners von Notre Dame, den Anthony Quinn damals so großartig dargestellt hatte.
Manchmal rutschte er nach links weg. Dann prallte er gegen eine der Hauswände, er rutschte aber auch auf der feuchten Fläche aus, denn es hatte erst vor einer Stunde aufgehört zu regnen. Die Scheinwerfer der Wagen blendeten. Ihre Lichter spiegelten sich in den Pfützen.
Suko holte auf.
Wie ein Schatten stürmte er durch das bunte Reklamelicht der Auslagen. Er befand sich mitten im Vergnügungsviertel, wo in Soho tatsächlich noch etwas los war.
Auch Suko räumte sich den Weg frei. Auf Passanten konnte er bei der Verfolgung dieses unmenschlichen Mörders keine Rücksicht nehmen. Er mußte ihn einfach stellen.
Der Mörder hetzte auf eine Kreuzung zu. Die Ampelanlage leuchtete
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