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0582 - Der Totenbaum

0582 - Der Totenbaum

Titel: 0582 - Der Totenbaum
Autoren: Werner Kurt Giesa
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beiden Leichen herauspräpariert hat, in meinen Körper eingedrungen sind? Vermutlich kommen nur die Hände und Unterarme in Frage. Ach ja, und auch der Hals. Ansonsten hat es keine direkten Körperkontakte gegeben, bei denen Fasern von Ihrem Kollegen zu mir übergegangen sein können…«
    »Wenn Sie 'ne Leiche wären, wär’s einfacher…« Der Mann hatte dieselben dummen Sprüche auf Lager wie sein Chef, Dr. Mathieu. »Bevor ich Sie untersuche, muß ich erst mal meinem Kollegen Hilfe leisten…«
    »Müssen Sie nicht«, erklärte Robin. »Was für Ihren Kollegen getan werden kann, tun wir. Sie können ihm nicht helfen. Aber Sie können verhindern, daß andere in die gleiche Lage geraten.«
    Der Assistent ballte die Fäuste. »Vielleicht klärt mich mal jemand darüber auf, was hier vorgeht.«
    »Während Sie Professor Zamorra untersuchen. Danach sind Sie selbst dran, untersucht zu werden.«
    »Nicht nötig«, wandte Zamorra ein. »Oder hatten Sie zwischenzeitlich Berührung mit einem der Präparate, die Dr. Mathieu erstellt hat?«
    »Mit diesem verrückten Pflanzenzeugs? Nein. - Verdammt noch mal, hat das etwa diese Veränderung ausgelöst?« Er deutete auf die Rindenhaut seines Kollegen. Sie hatte sich in den letzten Minuten zentimeterweise weiter ausgedehnt. »Was ist das für eine Seuche? Scheiße, jetzt müssen wir den Quarantänezustand ausrufen!«
    »Behalten Sie die Ruhe!« herrschte ihn Robin an. »Sie hatten also keine Berührung mit dem, was hier kaputtgegangen ist?«
    »Hören Sie, ich betrete diesen Raum heute erst zum zweiten Mal. Heute morgen in der Früh waren die beiden Leichen ja noch gar nicht hier!«
    »Schön.« Zamorra ergriff wieder das Wort. »Dann sind Sie nicht infiziert.«
    »Woher… woher wollen Sie das wissen?«
    Der Dämonenjäger lächelte. »Sonst würden Sie jetzt ähnlich aussehen wie Ihr Kollege, und Sie hätten längst mich oder einen anderen von uns angegriffen, um den Pflanzenkeim zu übertragen.«
    Und daß Zamorra keine Negativ-Aura an ihm spüren konnte, war ein weiterer Beweis, aber das wollte Zamorra ihm nicht auch noch erklären müssen.
    Allerdings - möglicherweise wurde die Verwandlung ja auch spontan ausgelöst, durch irgend etwas, das Zamorra noch nicht kannte.
    Der Assistent tat jetzt endlich, was sie ihm befohlen hatten. Zehn Minuten später wurde er tatsächlich fündig. An Zamorras Hals entdeckte er eine winzige Pflanzenfaser, die mit bloßem Auge kaum sichtbar war. Er zupfte sie mit einer Pinzette aus einer winzigen Verletzung.
    »Vielleicht reicht das nicht. Untersuchen Sie auch Zamorras Blut«, verlangte Robin.
    Das Ergebnis war erschreckend. Zamorras Blutwerte wichen erheblich von der Norm ab.
    »Merde«, murmelte Robin. »Das war’s dann wohl, alter Freund. War schön, dich gekannt zu haben.«
    Der Assistent sah den Chefinspektor aus großen Augen an. »Das heißt, dieser Mann wird sterben? An dieser Faser? Aber ich habe sie doch herausgeholt.«
    »Er wird sich in einen Baum verwandeln, wie es auch bei Ihrem Kollegen geschieht.«
    »Na, dann such' schon mal 'ne Stelle, an der du mich einpflanzen kannst«, spottete Zamorra. »Aber schütze mich vor saurem Regen und Motorsägen!«
    »Verdammt, ich glaube das alles nicht!« Der Assistent war immer noch überzeugt davon, daß man einen üblen Scherz mit ihm trieb.
    »Mir bleibt noch etwas Zeit«, stellte Zamorra locker fest. »Unser borkiger Freund hat sich sicherlich nach Abschluß der Obduktion infiziert, und der Keim kam erst jetzt zum Ausbruch. Ich kann also mit etwa drei bis vier Stunden rechnen, die mir noch bleiben, mit etwas Glück sogar noch ein wenig mehr. Wenn ich es schaffe, den Mann von diesem Baum-Keim zu befreien, dann…«
    »Dieser Mann ist tot«, sagte der zweite Assistent in diesem Moment. »Verdammt noch mal, haben Sie das noch nicht gemerkt? Er ist tot!«
    Er kniete neben seinem Kollegen.
    »Tot?« staunte Nicole.
    »Er atmet nicht mehr! - Und keiner von uns hat mitgekriegt, wann er gestorben ist!« Der Assistent fuhr auf. »Robin, wenn Sie mich nicht davon abgehalten hätten, meinem Kollegen zu helfen…« Er wollte einen Wiederbelebungsversuch beginnen, aber Robin riß ihn zurück.
    »Keine Mund-zu-Mund-Beatmung!« herrschte er den Assistenten an. »Sind Sie wahnsinnig? Wollen Sie sich infizieren?«
    »Aber…«
    »Wenn Sie's versuchen«, sagte Robin, zog die Dienstwaffe und lud durch, »schieße ich Sie nieder. Das dürfte für Sie die angenehmere Todesart sein!«
    »Ich kann nicht
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