0582 - Der Totenbaum
bereitete Zamorra brennende Schmerzen.
Früher hatte das Amulett noch so stark glühen können, es hatte ihm niemals geschadet.
Aber früher hatte das Amulett bei schwarzmagischen Angriffen auch eine Art Schutzfeld um Zamorra geformt, ein grünes Lichtfeld, das die fremde Magie abwehrte.
Doch diesmal entstand dieses Feld nicht.
Hing es vielleicht damit zusammen, daß sich bereits Pflanzenkeime in Zamorra befanden? Konnte das Amulett deshalb nicht die böse Magie angreifen, weil es Zamorra dann ebenfalls bekämpfen müßte?
Er tastete nach dem Dhyarra-Kristall und der Strahlwaffe. Der Kristall war zu weit fort.
Den Blaster aber bekam er am Lauf zu fassen, doch da zerrte der Baum den Dämonenjäger mit einem heftigen Ruck von der Waffe weg, die jetzt ebenfalls unerreichbar war.
»Nein«, keuchte Zamorra in verzweifelter Wut. »Du kriegst mich nicht!«
Doch das war nur noch eine trügerische Hoffnung. Der Baum hatte ihn schon längst in seinem tödlichen Griff. Gegen das zähe und bewegliche Wurzelwerk kam Zamorra nicht an.
Er hörte den Wagen nahen, sah das blendende Licht aufflammen.
Aber dann war alles wieder dunkel um ihn herum!
Der tödliche Griff verstärkte sich weiter, mit geradezu perfider Langsamkeit.
Warum? fragte sich Zamorra. Warum bereitet er mir kein schnelles Ende?
Wollte sich der Baum möglichst grausam an ihm rächen?
Aber wofür?
***
Robin stoppte den Wagen. Im Scheinwerferlicht stand plötzlich ein großer, düsterer Baum. Und vor ihm lag Zamorra am Boden. Er wand sich, während er von Luftwurzeln mehr und mehr eingewickelt wurde.
Nicole sprang aus dem Citroën. In ihrer Hand lag die Strahlwaffe. Mit dem Daumen schaltete sie auf Laser um.
Der blaßrote Energiefinger zog mit einem schrillen Pfeifen eine sonnenheiße Brücke zum Mörderbaum.
Holz brennt - und Dämonen fürchten Feuer! Der Laserbrand, den Nicole entfachte, mußte doch wir…
Er wirkte nicht!
Sie schaffte es nicht, den Brand zu entfachen, weil der Laserstrahl ins Leere stieß!
Er traf die Friedhofsmauer, sprengte Mörtel auf und zog knackende Risse ins Gestein.
Mit seiner Fähigkeit zur Teleportation hatte der Mörderbaum, einem denkenden Lebewesen gleich, die Flucht ergriffen!
Allerdings nicht allein.
Er hatte Zamorra mitgenommen!
»Verdammt!« stöhnte Nicole auf. Sie sah sich um, konnte den Baum jedoch nirgendwo mehr erblicken.
Statt dessen rauschte etwas durch die Luft und über sie hinweg!
Unwillkürlich flog ihre Hand mit dem Blaster empor, und beinahe hätte sie im Reflex geschossen, aber dann dachte sie daran, daß es Fooly sein konnte.
Aber so elegant-schnelle Flugbewegungen hatte sie bei dem tolpatschigen Jungdrachen noch nie erlebt. Fooly flatterte immer eher wie ein aufgeschrecktes Huhn auf der Flucht vor dem Suppentopf.
Oder erweckte er nur diesen Eindruck, wenn er sich unbeobachtet fühlte? Machte der Bonsai-Drache aus seiner Tolpatschigkeit vielleicht extra eine Show?
Aber dieses Geheimnis konnte Nicole jetzt nicht ergründen. Dafür fehlte ihr die Zeit. Sie mußte zuerst Zamorra helfen.
Aber war das überhaupt noch zu schaffen? Sie mußte erst diesen verdammten. Dämonenbaum wiederfinden…
Und von dem war nichts mehr zu sehen! Er mußte die Gefahr, die für ihn von der Laserwaffe ausging, sehr genau erkannt haben. Und er hatte vorsichtshalber eine so große Distanz zwischen sich und Nicole gelegt, daß er in der unwirklichen Finsternis nicht mehr auszumachen war.
Zumindest nicht mit den Augen…
Aber Nicole hatte auch Ohren.
Und mit denen lauschte sie jetzt in die Dunkelheit.
»Motor aus!« rief sie Robin zu, um besser hören zu können.
Doch sie vernahm weder Zamorras Stöhnen noch irgendwelche Kampf--geräusche.
War Zamorra etwa schon tot?
***
Fooly sah den Laserblitz aufzucken. Da wußte er, was er zu tun hatte. Auch wenn es ihm in seinem Innersten widerstrebte, ausgerechnet einen Baum anzugreifen…
Feuer war das einzige, womit er diesem Mörderdämon beikommen konnte!
Im gleichen Moment teleportierte sich der Baum fort - und er nahm Zamorra mit sich!
Allerdings konnte Fooly ihn immer noch spüren.
Er schwang sich in die Luft. Diesmal störte ihn nichts. Das Unbehagen wurde zurückgedrängt von dem starken Verlangen, den ›Chef‹ zu retten.
Fooly jagte mit rauschenden Schwingen über das Auto und die beiden anderen Menschen hinweg. Durch die Luft konnte er den Mörderbaum rasch erreichen, und aus der Luft heraus ließ er sich auf ihn niederfallen, hinein in das dicht
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