0583 - Drachen-Jäger
So was führt auch Mostache nicht. Kleine Erinnerung an unser letztes Abenteuer.«
»Roullet & Files«, stellte Sparks überrascht fest. »Daß du dich daran noch erinnerst… Na gut, ich nehme die Flasche, und was trinkst du?«
Zamorra verdrehte die Augen. »Dein Blut!« grummelte er grimmig. »Willst du ausgerechnet bei diesem Stöffchen zum Quartalssäufer werden?«
»Eher würde ich heiraten.«
Ais Zamorra die Flasche geöffnet hatte und einschenken wollte, nahm Sparks sie ihm entschlossen aus der Hand und machte aus dem Vorgang eine wahre Zeremonie.
»Das muß man so machen, und ganz andächtig«, versicherte er. »Du hättest das Tröpfchen einfach so in die Gläser gekippt, nicht wahr? Ihr Franzosen versteht aber auch überhaupt nichts von Cognac…«
»Und was verstehst nun du von Drachen?« fragte Nicole, die in der Zwischenzeit trockene Klamotten angezogen hatte, und eine andere Frisur hatte sie sich auch zugelegt. Dank einer recht umfangreichen Perückensammlung kein großes Problem für sie.
Kurz hob sie die Hand und gab Zamorra Zeichen, beide nahmen sie kurz telepathischen Kontakt untereinander auf, und Nicole warnte Zamorra wegen des Drachen.
Schon mitbekommen, gab der Parapsychologe ebenso lautlos zurück.
»Ich weiß genug über die Drachenviecher«, antwortete nun Sparks, »um zu wissen, daß es immer noch welche gibt. Und daß man sie erschlagen muß.«
»Wie bist du denn darauf gekommen?« Nicole ließ sich ihm gegenüber im Sessel nieder und schlug die langen Beine übereinander.
Sparks stopfte erneut seine Pfeife. »Über eine alte Geschichte, die mir jemand erzählt hat. Eine Geschichte von einem König, der hier in der Gegend geherrscht hat, über eine Halb-Elfe und ein Breitschwert aus Laurins Zwergenschmiede, das Drachenschuppen durchschneidet. Und natürlich über den Drachen selbst. Wollt ihr sie hören?«
Und er wiederholte die Geschichte, die er schon in Mostaches Lokal zum Besten gegeben hatte…
***
»Klingt wie ein Märchen«, sagte Zamorra schließlich. »Kaum vorstellbar, daß sich das wirklich abgespielt haben soll.«
»Ich hatte gedacht, wenigstens ihr würdet mir glauben«, seufzte Sparks.
Er wärmte den Cognacschwenker in der Hand, bis er sicher war, daß der Inhalt die richtige Temperatur hatte. Dann begann er bedächtig daran zu nippen.
Das war doch etwas anderes als der Fusel, den der dicke Wirt seinen Dorfbauern vorsetzte…
»Nun gut«, sagte Zamorra. »Gehen wir mal davon aus, daß an dieser Geschichte etwas dran sein könnte. Was willst du nun tun? Der Drache ist längst vermodert, vermutlich sind von ihm nicht mal mehr fossile Relikte übrig, über die dann Archäologen ins Schwitzen geraten könnten.«
»Ja, der Drache, von dem in dieser Geschichte erzählt wird, der ist natürlich tot«, erwiderte Sparks. »Aber… das Schwert muß hier irgendwo noch sein! Und es gibt ernstzunehmende Hinweise darauf, daß es auch heute noch hier einen Drachen gibt! Wenn ich Nicoles Reaktionen vorhin im Lokal richtig gedeutet habe, wißt ihr sogar darüber Bescheid!«
Zamorra und Nicole wechselten einen schnellen Blick.
»Wer hat dir denn diesen… diesen Tip gegeben?« fragte Zamorra.
Sparks verzog das Gesicht, er setzte den Schwenker wieder ab und griff nach seiner Pfeife. In der Zwischenzeit war sie wieder erloschen, also setzte er sie erneut in Brand, dann hob er die freie Hand.
»Ich hab' darüber… gelesen.«
»Wo?«
»In einer uralten, frühmittelalterlichen Kirchenchronik. Deshalb war ich anfangs auch froh, daß ich diesen Geistlichen in der Kneipe traf. Ich dachte, er könnte mir weiterhelfen, aber er scheint den Sinn seines Lebens nur darin zu sehen, andere Christenmenschen vom Fluchen abzuhalten.«
»Wenn's nur das ist, kann's sicher nicht schaden«, sagte Nicole. »Pater Ralph ist erst seit ein paar Jahren hier, er dürfte kaum etwas über solche Schriften wissen. Ich glaube auch nicht, daß es hier so etwas wie eine Kirchenchronik überhaupt noch gibt. Oder jemals gegeben hat.«
Zamorra fügte hinzu: »Dermaßen alte Schriften wären auch sicher längst in irgendeinem Museum endgelagert worden und…«
»Da habe ich sie ja auch gefunden«, sagte Sparks.
»Und in dieser Chronik«, fragte Zamorra erstaunt, »stand also, daß es hier auch heute noch einen Drachen gibt, der Menschen belästigt, Tribut fordert und bisweilen einen mutigen Ritter als Dosenfutter nimmt? Anno domini 1996? Also, an das Schwert mag ich ja noch glauben,
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