0583 - Drachen-Jäger
aber…«
»Unsinn«, entgegnete Sparks etwas ungehalten. »In einer Kirchenchronik aus dem Jahr Siebenhundertpiependeckel kann natürlich nicht verzeichnet sein, was ein Dutzend Jahrhunderte später an feuerspeienden Drachen, Raubrittern, Politikern und anderem unwillkommenen Getier im Land herumstrolcht. Das wäre ja Hellseherei, und die wurde seinerzeit ja von der Kirche als Hexerei abgestempelt!«
»Um Siebenhundertnochwas aber noch nicht. Hexen- und Ketzerverbrennungen… die waren erst ein paar Jahrhunderte später.«
»Dafür kann doch ich nichts!« rechtfertigte sich Sparks. »Nein, nein… es gibt vielmehr aktuelle Hinweise auf diesen Drachen. Hin und wieder ist dieses Tier hier gesichtet worden. Es gibt sogar beim Militär eine Aktennotiz, die besagt, daß hier ein Drache mit Hubschraubern bekämpft worden ist.«
»O Junge«, seufzte Zamorra. »Hast du diese Akte auch zu Ende gelesen?«
»Konnte ich nicht. So ein Knallkopp vom DGSE hat mich daran gehindert.«
»Dieser Drache«, sagte Zamorra. »Der ist tot!«
Er meinte damit Foolys Elter, der bei der Schlacht gegen die Unsichtbaren sein Leben verloren hatte.
»Ach was«, winkte Sparks ab. »Mit Hubschraubern kann man keine Drachen töten. Was soll der Unsinn? Dazu braucht man ein Schwert, und zwar eins, das in der Lage ist, Drachenhaut zu durchschneiden. Ich kann mir nicht vorstellen, daß euer Militär über so was verfügt.«
»Natürlich nicht. Es gibt ja auch keine Drachen mehr.«
»Und der, der hier mit dem Hubschrauber…«
»Nun hör schon auf, Chris!« unterbrach ihn Zamorra. »Das ist Schnee von vorgestern und schon dreimal weggetaut.«
»Aber trotzdem gibt es immer wieder Berichte über Drachen-Sichtungen, da muß also etwas dran sein. Ich werde dieses Schwert finden - und ich werde den Drachen erschlagen!«
Er lehnte sich zurück, runzelte die Stirn, und er musterte Zamorra und Nicole mißtrauisch.
»Sagt mal… so, wie ihr die Existenz dieses Drachen abstreitet… Ihr wollt das Untier doch nicht etwa selbst erledigen? He, der gehört mir! Ich werde ihn erlegen und die Belohnung kassieren!«
»Ach, eine Belohnung gibt es auch?« Zamorra staunte. »Wenn früher jemand einen Drachen massakriert hat, erhielt er für gewöhnlich des Königs süßes Töchterlein, nebst dem halben Königreich als Draufgabe. Zu dumm, daß Frankreich schon lange keine Monarchie mehr ist. Unseren letzten König haben wir vor zwei Jahrhunderten ’nen Kopi kürzer gemacht.«
»Und mit welchem Erfolg, hä?« brummte Sparks. »Ein paar Jahre später hattet ihr einen Kaiser.«
»Und jetzt haben wir 'nen Präsidenten«, sagte Nicole. »Aber der wird dir kaum sein Töchterlein geben.«
Der blonde Geisterjäger winkte ab. »Ich habe den Drachen aufgespürt, und ich werde ihn auch erschlagen! Ihr könnt mir gern dabei helfen, dann werde ich euch an der Belohnung auch beteiligen. Aber wenn ihr mir das Monster vor der Nase wegschnappen wollt…«
»Ach, wo kämen wir da hin?« sagte Zamorra todernst. »Wir geben uns schon mit der Beteiligung zufrieden. Laß mich mal nachdenken… Du bekommst den Ruhm, ich die süße Präsidententochter und Nicole halb Frankreich. Oder… Nicole die Tochter, ich halb Frankreich, du den Ruhm… oder Nicole dich, das Land, den Ruhm und die Tochter, oder… ach, da kommt man ja völlig durcheinander, so kompliziert ist das, da brauchen wir noch 'nen Taschenrechner für…«
Sparks verdrehte die Augen.
»Wer braucht noch Feinde, wenn er solche Freunde hat?«
»Der Drache«, erwiderte Nicole mit strahlendem Lächeln…
***
Der Drache hatte das Ende des Regenbogens erreicht und ließ sich zu Boden sinken.
Er bot ein recht eigenwilliges Erscheinungsbild. Er war etwa 1,20 Meter groß, hatte kurze Beine und kurze Arme mit vierfingrigen Händen. Er hatte auch einen langen Krokodilkopf mit großen Telleraugen, er hatte sogar Flügel, die aber dem Augenschein nach zum Fliegen viel zu klein waren, und ein Rückenkamm aus dreieckigen Hornplatten erstreckte sich vom Kopf bis zur Schwanzspitze. Die Haut war grünlichbraun gefleckt.
Sein Talent zum Aushecken dummer Streiche war ausgeprägt, und seine Stimmung war hervorragend.
Seit er vor einiger Zeit Butler William regelrecht zugelaufen war, hatte er sich als Dauergast im Château Montagne etabliert.
Nicht immer zur ungeteilten Freude der anderen Schloßbewohner. Es verging kaum ein Tag, an dem er nicht irgend etwas anstellte. Aber es war schon seltsam, niemand konnte ihm lange Zeit
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