0584 - Vampir-Katzen
Ihnen auch, daß ich sie abholen lasse. Für den Augenblick aber will ich sie nicht herumtragen.«
»Das ist klar.«
»Es bleibt unter uns. Ich komme zurück und werde mich wohl auf die Suche nach den Katzen begeben.«
Der Hausmeister runzelte die Stirn. »Wäre es nicht besser, das Gesundheitsamt zu verständigen? Ich will mich nicht in Ihren Job einmischen, aber…«
»Das ist klar. Später werde ich darauf zurückkommen. Nur muß ich jetzt das Tier loswerden.«
»Na gut, machen Sie es. Sie wissen ja, wo die beiden großen Container stehen?«
»Hinter dem Haus.«
»Genau.«
Er schaute mir nach, als ich durch den breiten Eingang schritt. Unter dem Vordach blieb ich für einen Moment stehen und dachte über den Katzenfall nach. Das Auftauchen des einen Tieres war also kein Zufall gewesen. Dahinter steckte Methode, und zwar die Methode eines vampirischen Teufels.
Allmählich kristallisierte sich bei mir wieder der Name Will Mallmann hervor. Versuchte er es jetzt mit Katzen? Wenn ja, was steckte dahinter? Welches Motiv sollte er gehabt haben, Katzen in das Wohnhaus zu schicken? Ein Vampir fiel normalerweise Menschen an und machte sie zu seinen willenlosen Dienern. Bei Mallmann war alles anders. Er bestand aus Schläue, Hinterlist und Rücksichtslosigkeit.
Ich schritt nach links und ging an der Wand des Hauses entlang.
Die Sonne hatte die Wolkendecke aufgerissen. Sie schien frühlingswarm auf London nieder.
Das Licht brach sich in den Scheiben, die glänzten, als wären sie frisch gestrichen worden. Es standen kaum Wagen auf den Außenparkplätzen zwischen den beiden Nachbarhäusern. Die Hecke an den Abstellflächen zeigte das erste frische Grün.
Man konnte es nicht wegdiskutieren. Die warme Jahreszeit war auf dem Vormarsch.
Die beiden großen Container standen so, daß sie den Gesamteindruck nicht zerstörten. Eingebaut in eine breite Lücke an der Rückseite des Hauses und nur von einer Seite offen. Wie breite Kuppeldächer lagen die Deckel auf ihnen, die sich trotz der Größe relativ leicht zurückschieben ließen, da sie über Gelenke miteinander verbunden waren.
Ich hielt die Tür mit der linken Hand. Mit der rechten umfaßte ich den Deckelgriff und schob ihn zurück. Dabei dachte ich an nichts Böses, bis zu dem Augenblick, als der gewölbte Deckel ganz zurückgeschwungen war und eine breite Lücke freigegeben hatte.
Aus ihr schossen sie hervor.
Ich hörte das Schreien, sah die schattenhaften Katzenkörper und wuchtete mich zurück.
Wie die springenden Teufel flogen ein halbes Dutzend Katzen gleichzeitig auf mich zu…
***
Suko schaute auf die Uhr, als er Glendas Vorzimmerbüro betrat.
Während er ein Blatt Papier in DIN-A4-Format schwenkte, das sehr amtlich aussah, schüttelte er den Kopf.
»Immer noch nichts von John?«
Die dunkelhaarige Glenda fuhr mit ihrem Schreibtischstuhl herum. »Nein, Suko.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Ich auch nicht.« Glenda hob die Schultern und reckte sich dann.
»Auch er ist kein Supermann. Oder bist du gegen Krankheiten gefeit wie Grippe oder so.«
»Nein.«
»Na bitte.«
Suko blieb am Ball. »Ich mache mir trotzdem Sorgen. Würdest du mal bei ihm anrufen?«
»Warum nicht du?«
Der Inspektor lächelte. »Du kannst das besser, Glenda.«
»Ja, ja, immer auf die Frauen. Ihr Männer…«
»Einmal nur.«
Glenda lächelte und tippte bereits die Nummer des Geisterjägers in das Telefon. Dabei schaute sie lächelnd auf den wartenden Inspektor, doch das Lächeln entschwand immer mehr, weil sich niemand meldete. Schließlich legte Glenda achselzuckend auf. »Es ist keiner da.«
»Dann wird er unterwegs sein.«
»Sicher.«
Suko stutzte. »Du, sagst du das komisch.«
Glenda stand auf und strich sich den Rock glatt. Er war neu und zeigte ein frisches Blumenmuster. Dazu trug sie ein T-Shirt und eine graue Jacke. »Ich weiß auch nicht, aber als ich heute morgen mit ihm sprach, klang seine Stimme richtig krank.«
Suko winkte ab. »Laß ihn mal in Ruhe, Mädchen. Der kriegt sich wieder ein.«
»Das hoffe ich auch.« Glenda schaute auf die Meldung, die Suko noch immer hielt. »Was hast du da denn?«
»Eine Meldung unserer uniformierten Kollegen. Von der Metropolitan Police.«
»Nicht die aus der City?«
»Nein, nein, aus den Randbezirken. Es passierte in einer Laubenkolonie. Da will jemand eine mit Vampirzähnen bestückte Katze gesehen haben.«
Glenda runzelte die Stirn. »Eine Vampir-Katze?«
»So sieht es aus.«
Sie winkte ab. »Daran glaubst du
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