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0585 - Der Mann, der eine Echse war

0585 - Der Mann, der eine Echse war

Titel: 0585 - Der Mann, der eine Echse war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sondern Charr Takkar, der Mensch.
    Zumindest äußerlich. In seinem Inneren war er der geblieben, der er immer gewesen war.
    Auch biologisch war die Verwandlung nicht hundertprozentig perfekt, wie sich bald herausstellte. Takkar war nach wie vor ein Kaltblüter, der kaum in Kältezonen wie den irdischen Polargebieten würde leben können.
    Er brauchte die warmen Regionen dieses Planeten wie jeder andere Sauroide auch.
    In Sommermonaten könnte er auch nördlicher gelegene Zonen aufsuchen, aber im kalten Winter, bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, würde er wie jedes Reptil in Schlaf starre verfallen.
    Daran änderte auch sein Äußeres nichts, das ihn nur wie einen Menschen aussehen ließ.
    Auch in anderer Hinsicht war er ein Sauroide geblieben. Der Traum, sich fortpflanzen zu können, blieb ein Traum. Es würde keinen Nachwuchs geben, der aus einer Verbindung zwischen Takkar oder einem der Adepten und Menschenfrauen entstand.
    Damit standen sie nach wie vor auf verlorenem Posten.
    Und ihre Zahl war um ein Drittel geschrumpft - durch den Tiger und durch das Opfer.
    Theoretisch gab es noch die Möglichkeit, daß ein weiterer Sauroide sich umwandeln ließ, was aber das Selbstopfer eines seiner Kameraden erforderte, falls sie nicht von Takkars Prinzip abweichen wollten. Danach würde es zwei Menschenähnliche und einen Sauroiden geben.
    Aber welchen Sinn hatte es, wenn sie immer weniger wurden?
    Und nach dem Erlebnis seiner eigenen Umwandlung war Takkar nicht mehr bereit, diese Prozedur einem anderen Sauroiden zuzumuten. Er wußte jetzt, daß sie nicht tödlich für den Körper war. Aber der Körper war nicht alles.
    Er hätte alles darum gegeben, den Vorgang nicht nur rückgängig zu machen, sondern ihn auch vergessen zu können. Es war furchtbar gewesen, entsetzlich. Das pure Grauen.
    Selbst seinen Gegnern Reek Norr und Zamorra wollte er so etwas nicht zumuten.
    Er sprach mit den Adepten darüber.
    Und sie kamen überein, daß niemals wieder ein Sauroide umgewandelt werden sollte.
    Sie mußten sich eben so, wie sie jetzt waren, mit den Bewohnern dieser Welt arrangieren. Das war der Preis, den sie dafür zu zahlen hatten, daß sie ihre Gegner eines Tages zur Rechenschaft ziehen konnten für das, was sie getan hatten.
    Die Menschen im Dorf akzeptierten, daß Charr Takkar jetzt wie einer der ihren aussah - nein, nicht ganz. Ihm fehlte die etwas dunklere Tönung der Haut. Seine weiche Menschenhaut war hell wie die jener, die als Nachfahren der Arier nach Indien zurückgekehrt waren, um es zu besetzen, zu regieren und auszubeuten - gerade so, als hätten die Radjas das nicht schon perfekt gekonnt.
    Takkar sah aus wie einer der Engländer, die Indien wieder in die Selbständigkeit entlassen hatten, als sie glaubten, nichts mehr aus dem großen Land herauspressen zu können.
    Aber sein Aussehen machten ihm die Menschen im Dorf nicht zum Vorwurf. Obwohl ihre Groß- und Urgroßeltern noch unter der britischen Kolonialherrschaft gelitten hatten, um dann irgendwann völlig in Vergessenheit zu geraten und selbst den Radjas nicht mehr bekannt zu sein.
    Aber schließlich war Charr Takkar vorher noch fremdartiger gewesen.
    Das Leben ging weiter.
    Miteinander.
    ***
    Gegenwart:
    Zamorra glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen. Im ersten Moment dachte er an eine Fehlfunktion des Amuletts. Aber die konnte er sich in dieser Form beim besten Willen nicht vorstellen.
    Nicole merkte, daß etwas nicht stimmte. Sie sah ihm über die Schulter und betrachtete ebenfalls, was das Amulett anzeigte.
    Der stilisierte Drudenfuß in der Mitte der handtellergroßen Silberscheibe war zu einer Art Mini-Fernsehschirm geworden, der die unmittelbare Umgebung in der beobachteten Zeitspanne wiedergab.
    Der Bildschirm zeigte Jeanette Brancard…
    Nicht aber Fabius Rencalter!
    Aber er war da, das konnte man an Jeanettes Bewegungen und Handlungen genau erkennen. Nur blieb er unsichtbar!
    Nach wie vor lag die Messing-Schlange auf dem Sideboard und bewegte sich nicht vom Fleck.
    Dann zuckte Jeanette zusammen, sah sich um - das mußte der Augenblick gewesen sein, in dem sie gebissen worden war.
    Aber da war nichts und niemand!
    Im nächsten Moment brach sie bereits zusammen.
    Und - verschwand…
    Sie war jetzt ebenso unsichtbar wie zuvor schon Fabius Rencalter!
    Nichts weiter geschah - bis nach endlos langen Minuten die Tür geöffnet wurde und Zamorra und Nicole eintraten, das Licht einschalteten und…
    »Und das war's dann wohl«, sagte Zamorra

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