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0585 - Der Mann, der eine Echse war

0585 - Der Mann, der eine Echse war

Titel: 0585 - Der Mann, der eine Echse war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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düster, der sich wieder aus seiner Halbtrance löste. »Wir werden weder der einen noch der anderen Spur folgen können. Weil beide für das Amulett nicht mehr existieren!«
    »Die Schlange hat sie nicht gebissen. Glaubst du, es war Rencalter?«
    »Nein, da muß noch etwas anderes im Spiel sein.«
    Zamorra überlegte.
    »Da wir nicht wissen, wohin unsere Freunde verschwunden sind, können wir nicht besonders viel unternehmen«, sagte er. »Wenn Rencalter schon hier im Zimmer für das Amulett unsichtbar ist, wird Merlins Stern ihn auch draußen nicht verfolgen können - und bei dem Mädchen wird es nicht anders sein. Wir werden die Schlange ins Château bringen.«
    »Und wir bitten Mostache, einen Zettel an die Tür zu hängen, der vor Rencalter und Brancard warnt.«
    »Das hältst du für notwendig? Wir wissen ja nicht mal, ob sie wirklich eine Gefahr darstellen. Wenn Rencalter ein Ssacah-Diener wäre, hätte er die Schlange nicht mitten in der Kneipe aus der Tasche geholt. Dann hätte ihn das Kollektivwissen, über das alle Ssacah-Anhänger verfügen, davor gewarnt, wie wir auf derlei Provokationen zu reagieren pflegen. Er hat dich ja vorher schon gesehen und dich sicher auch identifiziert. Nein, so dämlich ist diese verdammte Schlange nicht. Sie hätte die Messing-Kobra eher heimlich auf jemanden losgelassen und für eine stille Vermehrung der Messing-Ableger nach dem Schneeballsystem gesorgt. Aber da Rencalter genau das nicht getan hat, wird es auch künftig keine unmittelbare Gefahr für die Menschen geben. Ich denke eher, daß die ganze Aktion auf uns abzielt. Auf uns ganz speziell.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Fabius Rencalter hat an der Sorbonne und auch in Indien studiert. Möglicherweise war er sogar dort, als ich meine Gastvorlesung in Delhi hielt.«
    »Du denkst also, Ssacah hat ihn auf dich angesetzt?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es Ssacah ist«, erwiderte Zamorra. »Vielleicht handelt es sich eher um so etwas wie einen Trittbrettfahrer. Immerhin ist bisher alles recht Ssacah-untypisch! Auf jeden Fall geht es um mich. Nicht die anderen Menschen sind das Ziel, denn das wäre anders leichter zu erledigen gewesen. Nein, Nici, dies ist eine ganz persönliche Sache.«
    »Und wenn du dich irrst? Wenn es nur ein großangelegtes Täuschungsmanöver ist? Wir sollten nicht vergessen, daß wir es nicht mehr mit Leuten wie Mansur Panshurab zu tun haben, die trotz ihres Schlangendaseins noch immer menschlich dachten. Ssacah selbst ist wieder da. Vielleicht denkt Ssacah in ganz anderen Ebenen und ersinnt Tricks, um uns in die Irre zu führen.«
    »Dann«, sagte Zamorra stirnrunzelnd, »können wir im Moment ohnehin nichts tun. Weil wir Ssacahs neue Taktik erst mal prüfen müssen. Also… sagen wir Mostache Bescheid. Er kann andere informieren. Ebenfalls Schneeballsystem. Vielleicht ist auch Pater Ralph noch da, und der wird morgen sicher einer Menge seiner Schäflein über den Weg laufen. Und er kann auch einen Hinweiszettel in Marie-Claires Krämerladen aushängen.«
    »Ich erledige das«, sagte Nicole. »Ich spreche mit den Leuten. Ich muß ja auch noch Patricia und Lord Zwerg bei den Lafittes abholen.«
    »Das heißt, daß ich mit der Schlange«, Zamorra wies auf die Ledermappe, »schon mal zum Château hinauf fahre.«
    Seine Sekretärin, Lebens- und Kampfgefährtin nickte. »Genauso habe ich mir das gedacht.«
    An die beiden Holzstäbe dachte sie nicht…
    ***
    Zamorra jagte seinen BMW die Serpentinenstraße zum Château Montagne hinauf. Die Ledermappe mit der Messingschlange, die er auf den Beifahrersitz gelegt hatte, betrachtete er mit äußerstem Mißtrauen.
    Als er die Schutzmauer erreichte, die die stilistisch gelungene Mischung aus Schloß und Burg umgab, wurde er besonders aufmerksam. Vorsichtshalber passierte er das Tor nur im Schrittempo.
    Ein normaler Ssacah-Ableger konnte die weißmagische Barriere, die das Château wie eine unsichtbare Schutzglocke umgab, nicht durchdringen. Die Messing-Kobra würde sich gegen die Rücksitzlehne und notfalls durch diese hindurch pressen! Bei höherer Geschwindigkeit würde sie, von der Sperre abgewehrt, vielleicht sogar Metall durchschlagen.
    Das wollte Zamorra nicht riskieren.
    Aber nichts geschah.
    Im Innenhof stoppte er den 740i, öffnete die Mappe. Die Messing-Schlange war immer noch da.
    Zamorra stieg aus. Vorsichtshalber prüfte er, ob die M-Abwehr überhaupt noch aktiv war. Aber die Schutzsymbole waren unversehrt, die unsichtbare Schutzkuppel

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