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0585 - Der Mann, der eine Echse war

0585 - Der Mann, der eine Echse war

Titel: 0585 - Der Mann, der eine Echse war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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um ihn auf den Stab zu übertragen. Diese Energie würde als Verstärker dienen für das, was der Schwarzhaarige sonst noch in den Stab pflanzte.
    Der Stab würde durch die Magie des Ssacah-Ablegers eine Art Eigenständigkeit erhalten, wie sie auch die Messing-Kobras besaßen.
    Aber nicht die Magie des Kobra-Dämons würde auf das Opfer übertragen werden. Nicht der Ssacah-Keim, sondern das, was der ›Drachenmensch‹ vordringlich hineinpflanzte.
    Wenn Ssacah annahm, er könne sich der Kräfte seines neuen Bündnispartner bedienen, würde er sich wundern.
    Es würde genau umgekehrt sein…
    ***
    Währenddessen näherten sich die Ssacah-Ableger, die Bishop freigesetzt hatte, dem Dorf. Niemand sah sie, wie sie ihrem Ziel entgegenkrochen.
    Gespaltene Zungen pendelten in offenen Mäulern hin und her, die Schlangen witterten. Sie nahmen den charakteristischen Geruch ihrer Opfer wahr und folgten den Duftströmungen.
    Es waren verwandte Düfte. Reptil witterte Reptil.
    Schon bald erreichten die Messing-Kobras die Hütten und drangen ein.
    Niemand beachtete sie, während sie sich ihren Opfern näherten.
    Niemand dachte mehr an einen Angriff…
    ***
    Erinnerungen: der erste Tod
    Ehe sie damit begannen, Charr Tackars ehrgeizigen Plan in die Tat umzusetzen, benötigten sie zunächst einen sicheren Unterschlupf.
    Sie fanden ihn in einem kleinen Dorf fernab jener Stelle, an der sie die Erde durch das Weltentor erreicht hatten.
    Keiner von ihnen war unfroh darüber, nun weit von diesem Tor fort zu sein - in umgekehrter Richtung konnten sie es so oder so nie wieder benutzen, da es ins Nichts führte, sobald auch die letzten Reste der Echsenwelt verweht waren. Möglicherweise würde es sich dann ohnehin für immer schließen.
    Die Säuger gewährten ihnen Aufnahme. Es war eine kleine, in sich festgefügte Gemeinschaft von Menschen, die wenig Vorurteile Fremden gegenüber zeigte - möglicherweise lag das gerade an der geringen Einwohnerzahl, vielleicht aber auch an der Abgeschiedenheit des Dorfes.
    Hinzu kam, daß einer der Adepten einen Bewohner von einem Schlangenbiß heilte. Unter anderen Umständen wäre das Kind qualvoll gestorben.
    Die Sauroiden gliederten sich in die Dorfgemeinschaft ein.
    Sie bauten ihre eigenen Hütten, sie lernten die Kultur dieser Menschen kennen, sie versuchten daraus zu übernehmen, was ihnen möglich war, ohne ihre eigene Herkunft verleugnen zu müssen. Sie leisteten medizinische Hilfe und ernteten Dankbarkeit.
    Was Takkar anfangs befürchtet hatte, trat nicht ein: Es gab keine Feindschaft, keine Angst, keine Unterdrückung. In dieser kleinen Gemeinschaft wurden die fremdartigen ›Krokodilmänner‹ einfach akzeptiert. Es war wie ein kleines Wunder.
    Es bedurfte keiner magischen Versklavung, um die Menschen an die Sauroiden zu gewöhnen, wie Charr Takkar es anfangs für nötig gehalten hatte.
    Man freundete sich miteinander an. Man sprach durchaus über die biologischen Unterschiede, über die Herkunft, und die Menschen verstanden die Befürchtungen der Echsen.
    Sie verstanden aber auch noch etwas.
    Niemand wußte genau, wie hoch die Lebensspanne der Sauroiden war. Der Zeitverlauf in der Echsenwelt war chaotisch gewesen, auf jeden Fall verging die Zeit dort anders als auf der Erde, sie unterlag in ihrem Tempo starken Schwankungen. So konnte niemand Voraussagen, wie lange Charr Takkar und seine fünf Begleiter noch leben würden. Besonders dann nicht, wenn sie neben ihrem hohen magischen Energieniveau auch ihre Eigenzeitschwankungen mitgebracht hatten. Takkar fragte sich oft, wie es damit auf dem Silbermond bestellt war, wie sein Volk mit der neuen Situation fertig wurde.
    Aber die Lebensspanne war nur ein Teil des Problems. Das andere bestand darin, daß sie in ihrer derzeitigen Existenzform keine dauerhafte Überlebenschance hatten.
    Denn sie waren alle sechs männliche Wesen.
    Also keine Möglichkeit zur Fortpflanzung…
    Eine der jungen Menschenfrauen aus dem Dorf brachte es eines Tages mutig auf den Punkt: »Wenn eine von uns würde wie ihr, oder wenn ihr werden könntet wie wir, dann gäbe es dieses Problem nicht.«
    Das bestärkte die Sauroiden in ihrer Absicht, eine körperliche Verwandlung anzustreben. Es wäre sicher nicht gut gewesen, die Menschen zu überreden, Sauroidengestalt anzunehmen, und das Risiko, sie während der Wandlung zu vernichten, war zu groß. Takkar und seine Leute waren die Fremden, die Eindringlinge, die sich anpassen mußten.
    Zum einen, um zwischen den Menschen -

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