0585 - Unterwelt
Nischenwand, da aber saß die Katze bereits auf ihrer linken Schulter, und das Mädchen hörte ein furchtbar klingendes Fauchen dicht an seinem Ohr.
Nun erst schrie sie.
Ein in dieser Situation lächerlicher Ruf nach Hilfe, den niemand hören würde.
Zu einer zweiten Aktion kam sie nicht mehr, denn Mickey kam seinem unheilvollen Drang nach.
Er saß genau richtig und brauchte nur den Kopf um eine Idee zu drehen. Dabei stand das Maul noch immer weit offen.
Ideal für einen Biß…
Das tat Mickey auch.
P.P. wußte nicht, wie ihr geschah. Sie spürte die harten Einstiche der beiden Zähne an ihrem Hals und glaubte sogar, das Blut sprudeln zu hören, als es aus der Wunde drang.
Das ist ja wie bei einem Vampir! Der Gedanke drehte sich in ihrem Kopf. Gleichzeitig drehte auch sie sich. Die Nische geriet in Bewegung, alles wurde zu einem Kreis. Sie spürte den Druck des Katzenkörpers auf ihrer Schulter nicht mehr und kam sich vor, als hätte sie diese Welt bereits verlassen.
Etwas packte sie mit unvorstellbarer Kraft und gleichzeitig sehr sanft. Dieses Etwas trug sie weg, weit hinaus in andere Fernen, Reiche oder Inseln.
In die rote Sonne, die ihr immer näher kam und plötzlich mit einer gewaltigen Detonation zerplatzte.
Blut, überall war Blut…
Mehr dachte Princess Perfect nicht mehr. Sie konnte sich auch nicht mehr halten. Die Beine gaben endgültig nach, so daß sie nicht einmal merkte, wie sie in der Nische zusammenbrach und verkrümmt liegenblieb.
Mickey aber war zufrieden. Der Vampir-Kater zog sich für einen Moment zurück und leckte über seine Schnauze. Die spitzen Zähne schimmerten rot, und die Augen hatten einen noch härteren Glanz angenommen. Nach einer kurzen Pause beugte er den Kopf wieder vor und trank weiter. Mickey war noch längst nicht satt…
***
Wir hatten unser Versprechen gehalten und waren zu den Childs gefahren.
Über gute Wege, über weniger gute und durch das Gelände der Schrebergärten, wo es keinen Asphalt mehr gab und die Reifen die weiche Erde regelrecht aufwühlten.
Von Mrs. Child wußten wir, daß sie den letzten Garten in der Reihe besaßen und ihr Haus als einziges das gesamte Jahr bewohnt war. In diesem Punkt hatte sie auch recht behalten. Es gab in der Tat keinen weiteren Menschen auf dem Gelände. Bei diesem Wetter hatte keiner Lust, nach draußen in den Garten zu gehen und dort zu hocken, um trübsinnig in den Regen zu starren.
Der hatte sich verändert. Jetzt rieselten Wolken von Sprüh aus dem grauen Himmel. In der Nähe des Waldes sahen wir auch Nebelschleier hochsteigen. Der Wind war kalt, überhaupt nicht normal für diese Jahreszeit. In wenigen Tagen schon sollte der Wonnemonat Mai beginnen, und wir trugen noch immer Winterklamotten.
Das Ziel war nicht zu verfehlen. Wenn wir die Häuser miteinander verglichen, so konnten wir mit gutem Gewissen sagen, in dem wohnten die Childs.
Es sah freundlicher, neuer und größer aus als die anderen. Sogar ein Ofen war angeschlossen, denn aus dem Kamin quoll Rauch.
»Nicht schlecht«, sagte Suko, als der Rover die letzten Yards durch das Gelände schaukelte.
»Möchtest du hier wohnen?«
Mein Freund grinste. »Lieber als in den Abrißbuden am Hafen.«
»Stimmt auch wieder.«
Wir waren schon gesehen worden, denn Mr. Child kam aus dem Haus und schritt uns entgegen, als wir vor seinem Grundstück anhielten. Er wartete in einer gewissen Entfernung ab. Der Regen hatte seine Lederjacke glänzend gemacht.
Ich stieg zugleich mit Suko aus und stellte den Kragen hoch. Das kleine Gartentor stand offen. Dahinter führte ein Plattenweg direkt zum Haus. Mr. Child nickte uns zu und streckte seine Hand aus.
»Ich bin Harold Child.«
Auch wir stellten uns vor.
»Es wurde auch Zeit, daß Sie endlich kommen. Wir waren von der Polizei sehr enttäuscht.«
»Wäre ich auch gewesen, Mr. Child. Aber wir haben Ihrer Frau erklärt, weshalb wir nicht kommen konnten.«
»Klar, ich weiß. Die Leute müßten Ihnen eigentlich dankbar sein, daß Sie die Bestien haben.«
»Bis auf eine«, sagte Suko.
»Ausgerechnet unser Mickey.« Er schüttelte den Kopf. »Ich begreife das nicht. Früher habe ich mich stets geweigert, an so etwas zu glauben. Aber jetzt bin ich sogar gegangen und habe unser altes Kreuz von einem Priester weihen lassen. Stellen Sie sich vor, es hat sogar gereicht. Ich konnte den Kater damit vertreiben, der unserer Tochter das Blut aussaugen wollte.«
»Sie hatte eine besondere Beziehung zu dem Tier?«
»Sicher,
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