0585 - Unterwelt
Inspektor, sicher.« Er strich durch sein feuchtes, glänzendes Haar. »Mickey war für unsere Cathy das Größte überhaupt. Sie hing an ihm wie an einem Bruder. Um so unverständlicher ist es für mich gewesen, daß…« Er verstummte und hob die Schultern.
»Kommen Sie erst einmal rein. Meine Frau hat Kaffee gekocht.«
Ich mußte lächeln. Das hörte sich an, als wären wir zu einem Kaffeeklatsch eingeladen, dabei wollten wir auf Vampirjagd gehen.
Vielleicht ergab sich das noch.
Mrs. Child kam uns entgegen. Sie hatte etwas Rouge aufgetragen, was ihr besser stand. Im Lockenhaar glänzte eine helle Spange. »Ich bin froh, daß Sie Ihr Versprechen eingehalten haben, Gentlemen. Jetzt brauchen wir nur noch darauf zu warten, daß Mickey erscheint.«
»Mal sehen.«
Die Childs führten uns in einen gemütlich eingerichteten Wohnraum, in dem Kiefermöbel standen. Sie waren noch neu, und das Holz roch frisch.
»Nett haben Sie es hier«, sagte ich, als ich mich umschaute. »Hält man kaum für möglich.«
»Wenn man für immer hier wohnt, muß man etwas tun«, meinte der Hausherr.
»Wo sind Sie beschäftigt, Mr. Child?«
»Nicht weit von hier. Bei den Wasserwerken.«
»Ach so.«
Er lächelte und bot uns Plätze an. »Ja, ich habe es nicht weit bis zu meiner Arbeitsstelle.«
Seine Frau brachte den Kaffee. Als sie einschenkte, erkundigte ich mich nach ihrer Tochter.
Das Gesicht der Mrs. Child überzog sich mit einer leichten Röte.
»Wissen Sie, Cathy ist etwas seltsam geworden. Sie will Sie beide auch nicht sehen.«
»Weshalb nicht?«
»Weil sie davon ausgeht, daß Sie Ihren Kater töten wollen«, erklärte Harold.
Ich wunderte mich. »Hängt sie so sehr an ihm?«
»Und wie.«
»Was sagt sie dazu, daß Sie es auch versucht haben, Mr. Child?«
»Cathy hat die Auseinandersetzung nicht so recht mitbekommen. Sie wurde aus dem Schlaf gerissen und war einfach zu benommen.«
Mr. Child schaute durch das Fenster. »Bald wird es dunkel sein. Dann hoffe ich, daß sich Mickey aus seinem Versteck traut.«
Da ich trank, stellte Suko die nächste Frage. »Wo könnte er sich denn versteckt haben?«
Harold Child legte seine Stirn in Falten. »Eine gute Frage, auf die ich zahlreiche Antworten wüßte.«
»Ja, die Gegend bietet sich an.«
»Nicht nur hier oben«, wies er Suko zurecht. »Auch unterhalb existiert eine Welt für sich.«
»Tatsächlich?«
»Es sind die Kanäle, die die Abwässer aus der City in die Kläranlagen leiten.«
»Das ist verständlich.«
Ich nickte dem Ehepaar zu, denn auch Lorna Child hatte mittlerweile Platz genommen. »Die Anlagen unter der Erde eignen sich hervorragend für Vampir-Verstecke. Da können wir Jahrzehnte suchen, ohne daß wir eine Katze finden. Deshalb müssen wir darauf hoffen, daß Ihr Mickey auftaucht.«
»Er soll aber nicht umgebracht werden. Nein, das soll er nicht. Nicht von euch!«
Wir hatten das Kind nicht gehört. Es hatte sich angeschlichen. Als wir uns drehten, sahen wir es an der Tür stehen. In einer sprungbereiten und irgendwie abwehrenden Haltung lehnte es am Rahmen und schaute uns aus bösen Augen an.
Lorna Child stand auf. »Aber Darling, bitte, sei doch vernünftig.«
»Nein, Mummy!«
Cathy stampfte wütend mit dem Turnschuh auf. Sie trug eine blaue Hose und einen roten Pullover. In der rechten Hand hielt sie eine Stoffkatze. »Die sollen verschwinden.«
»Nein, die Herren bleiben!« erklärte Harold mit scharfer Stimme.
»Ich habe versucht, dir zu erklären, daß Mickey sich verändert hat und daß er jetzt eine Gefahr für uns bildet. Er ist grausam, er will wirklich nur töten.«
»Aber ich…«
»Auch dich, Cathy.« Mrs. Child sprach die Worte sehr ruhig und hatte ihre Tochter in den Arm genommen. Das wollte Cathy nicht zulassen. Sie riß sich los und lief zurück in ihr Zimmer.
Harold hob die Schultern. »Es tut mir leid, aber das Kind begreift die Tragweite dessen nicht, was geschehen ist.«
»Können Sie Ihrer Tochter einen Vorwurf machen?«
»Nein, Mr. Sinclair.«
»Wir auch nicht.«
»Ich bin froh darüber, daß Sie es so sehen, Sir. Vielleicht wendet sich noch alles zum Guten.«
»Das will ich doch hoffen.«
Suko kam noch einmal auf das Thema Unterwelt zurück. »Sagen Sie, Mr. Child, ich würde mich gern nach den Eingängen erkundigen, die in die Unterwelt führen. Wie viele sind es?«
Er winkte mit beiden Händen ab. »Vergessen Sie das, Inspektor. Es sind zu viele.«
»Also hätte die Katze jede Chance…«
»Ja.«
»Aber sie
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