0586 - In den Fängen des Wolfes
an.
»Meister der Geldgier und des hoffnungslos verpanschten Weines - ich und jenes niedliche Schoßhündchen dort«, er deutete auf Fenrir, »benötigen deine ebenso selbstlose wie spontane Unterstützung.«
Mostache tippte sich an die Stirn. »Kommt überhaupt nicht in Frage. Deine Bitten ziehen stets verheerende Folgen mit sich. Und was kann ich auch schon für dich und deinen überdüngten Grauhaardackel Fenrir tun?«
Fenrir erhob sich und knurrte drohend. Das ist Majestätsbeleidigung, telepathierte er. Zamoria, darf ich Mostache fressen?
»Du darfst nicht«, murmelte der Parapsychologe. »Er muß uns erst zu den Regenbogenblumen fahren. Möglichst schnell.«
»Unter zwei Bedingungen.«
»Die wären?«
»Erstens zahlst du deine Rechnung. Ich habe keinen Block zum Aufschreiben mehr im Haus, und mein Gedächtnis läßt im Alter ein wenig nach…«
»Wie schön für mich. Da ist meine Rechnung bestimmt niedriger, als du dich zu erinnern glaubst.«
»Zweitens: Du fütterst deinen Riesendackel nicht mehr mit Rindfleisch, sonst wird er noch größer und paßt in kein Auto mehr. Er ist doch jetzt schon eindeutig überdüngt… äh, überfüttert.«
Wenn du wüßtest, welch großen Appetit auf Menschenfleisch ich gerade habe, machte sich Fenrir bemerkbar.
»Nur gut, daß ich kein Mensch, sondern bloß Mostache bin«, brummte Mostache. »Zumindest meine Frau behauptet das immer.«
»Können wir jetzt fahren?« drängte Zamorra. »Von den zehn Minuten sind schon fast drei verstrichen.«
Mostache nickte. »Du brauchst dringend 'ne Therapie«, sagte er aber noch, aber erst dann schlurfte er um die Theke herum nach vorn. »Du solltest dich mal an die ›anonymen Hektiker‹ wenden… Na los, nimm dein Hündchen an die Leine, wir fahren mal eben ’rüber.«
Er führte sie zu seinem Wagen, und sie brauchten tatsächlich nicht länger als zehn Minuten.
Zamorras Ziel, die Regenbogenblumen, waren ja auch nicht sehr weit entfernt. Sie wuchsen in einer Flußbiegung nahe einer Stelle, an der oft kleine, spontane Feiern abgehalten wurden; der Platz eignete sich zum Baden, Grillen und zu sonstigen Dingen.
Die Regenbogenblumen waren magische Pflanzen. Ihre mannsgroßen Blüten schimmerten je nach Lichteinfall in allen Farben des Regenbogenspektrums, aber darüber hinaus konnte man sich von den ganzjährig blühenden Blumen überall dorthin transportieren lassen, wo es ebenfalls Regenbogenblumen gab.
Ohne meßbaren Zeitverlust konnte man gleich darauf am Zielort wieder zwischen den anderen Blumen hervortreten.
Es war ein faszinierendes, einfaches Transportsystem. Regenbogenblumen gab es überall auf der Welt an versteckten Orten, und es gab sie auch in anderen Welten. Seit Zamorra auf diese Pflanzen gestoßen war, war er auch bemüht, dieses Transportsystem auszubauen und an strategisch wichtigen Orten Ableger zu pflanzen, die eines Tages zu transportfähigen Pflanzen heranwuchsen.
Auch im Château Montagne gab es Regenbogenblumen. Aber der Weg dorthin war weiter als zu den Blumen an der Loire.
Sicher kam es nicht auf ein paar Minuten an. Der Wagen, den Robin für Zamorra zu einem der Parks in Lyon beordert hatte, würde bestimmt warten. Aber Zamorra hatte keine Lust, sich jetzt erst noch zum Château hinauffahren zu lassen. Mostache, der seine Gäste für ein paar Minuten auch mal allein lassen konnte, stoppte seinen betagten Chevrolet-Kombi an besagter Flußbiegung, und über die Regenbogenblumen war es kein Problem, nach Lyon zu gelangen. Was mit dem Auto mindestens eine Stunde gedauert hätte, ging hier innerhalb weniger Minuten.
Robin selbst wartete bei dem Dienstwagen. Er stöhnte auf, als er Fenrir sah. »Muß das sein? Der Wolf versaut mir wieder sämtliche Sitzbezüge!«
Fenrir verzog die Lefzen zu einem wölfisch-hungrigen Grinsen. Was glaubst du, wie prachtvoll die sich erst mit deinem Blut versauen lassen? Ich hege nämlich die feste Absicht, einen großen Teil von dir aufzufressen!
»Hilf mir, Zamorra«, bat der Chefinspektor. »Was habe ich Fenrir getan?«
»Du hast auf seine Freundin geschossen. Die Wölfin. Im letzten Winter, du erinnerst dich? Seither hält Fenrir dich für einen beamteten Silberkugel-Fetischisten.«
Petzen ist gemein! protestierte Fenrir. Das wollte ich ihm doch selbst sagen - in der Stunde seines grausigen Todes!
»Zu spät!« grinste Robin. »Ab auf die Rückbank, Fenrir.«
Ich will aber vorn sitzen! Da sieht man mehr, und da wird mir auch nicht so schnell schlecht!
»Die
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