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0586 - In den Fängen des Wolfes

0586 - In den Fängen des Wolfes

Titel: 0586 - In den Fängen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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- besser als gar nicht.
    Unterdessen hatte Zia Thepin ihren dunklen Umhang abgelegt. Darunter hatte sie nichts getragen, wie Michelle jetzt feststellte. Aber es schien die Frau mit den seltsamen Augen nicht zu stören, und Michelle fast neidisch, als sie ihre makellose Figur sah.
    Michelle trank. Das Wasser war kühl und erfrischend, das Obst, das sie heißhungrig verzehrte, ganz frisch.
    Sie mußte an das Märchen denken, in dem ein Mensch, in eine Zwergenhöhle verschlagen wurde, sich von den Zwergen bewirten ließ und als er gesättigt und ausgeschlafen wieder ans Tageslicht kam, waren dort über hundert Jahren vergangen…
    Hieß es nicht, man sollte nichts essen und trinken, was die Zwerge einem anboten, um nicht verzaubert zu werden?
    Aber Zia Thepin sah nicht da nach aus, als gehörte sie in ein Märchen, und erst recht nicht zum Zwergenvolk. Sie war auch nicht die Hexe, die Hänsel und Gretel in den Käfig sperrte, um sie zu mästen und schließlich zu verspeisen…
    Oder…?
    Nachdenklich betrachtete Michelle den Becher. Die Kratzspuren mußten tatsächlich von Krallen stammen, und sie waren auf dem Becherholz so angeordnet, als hätten sie - an einer menschlichen Hand gesessen!
    Michelle erschrak, sah mit großen Augen auf Zia Thepins Händen.
    Die schienen normal, aber trotzdem…
    »Großmutter, was hast du für große Hände?«
    »Bitte?« fragte Zia Thepin irritiert.
    Da merkte Michelle, daß sie aus einem weiteren Märchen zitiert hatte, daß sie auch laut gesprochen hatte, ohne es zu wollen, denn diese Worte waren plötzlich durch ihre Gedanken gespukt.
    Rotkäppchen und der Wolf…
    »Ach, ich verstehe«, sagte Zia Thepin nun. »Das Märchen von der alten Frau, dem jungen Mädchen und dem Werwolf, nicht wahr?«
    »Werwolf?«
    »Nun, ein Wolf, der mit Menschen sprechen kann, das muß ja wohl ein Werwolf sein, oder nicht?«
    Michelle hob die Brauen. »Was… was wissen Sie von Werwölfen?«
    »Zuviel«, sagte Thepin leise und wandte sich ab. »Mehr, als Sie ertragen könnten, Mensch.«
    »Und was wissen Sie von Clio Bragelles?«
    »Wer ist das? Auch ein Werwolf?«
    »Eine Freundin. Sie verschwand von mir und aus dem gleichen Haus.«
    »Ich weiß nichts von ihr.«, sagte Zia Thepin erschrocken. »Noch eine Entführung?« Sie gab einen erstickten Laut von sich. »Das ist nicht gut. Davon habe ich nichts mitbekommen. Er scheint mich übertölpelt zu haben«
    »Wer ist er?«
    Die andere schluckte. Sie strich sich nervös durch das schwarze Haar.
    »Sie fragen zuviel«, sagte sie dann entschieden. »Seien Sie still, ich brauche Ruhe. Ich muß einen Weg finden, Sie zurückbringen.«
    »Und Clio?«
    »Seinen Sie endlich still!« knurrte Thepin, und von einem Moment zum anderen war ihre Stimmlage um mindestens zwei Oktaven im tiefsten Baß gesunken. Ihre Augenbrauen wuchsen auch plötzlich über die Nasenwurzeln.
    Und jetzt - hatten ihre Finger auch Krallen!
    Und ihr Mund präsentierte ein Raubtiergebiß!
    Eine Werwölfin stand kampfbereit vor Michelle Garon!
    Fenrir sprang sofort aus dem Wagen und rannte auf das Bauernhaus zu. Im Hof standen zwei Autos - ein knallroter Renault 5 und ein schwarzer, top restaurierter Audi 75.
    Zamorra entsann sieh dumpf, daß dieser letzte Wagen modern gewesen war, als er sein Studium absolviert hatte. Heute erinnerte sich vermutlich nicht mal die Herstellerfirma daran, daß sie dieses Modell dereinst produziert hatte. Und erst recht nicht an seine unverwüstliche Qualität.
    Einer von Zamorras Kommilitonen hatte den 75er gefahren, und beinahe hätte Zamorra ihm den Wagen abgekauft. Aber dann war er günstig an einen BMW 2002 gekommen, und danach an einen 200er Mercedes. Bei Mercedes und BMW war er dann auch geblieben, für einheimische Fabrikate hatte er, von zwei Ausnahmen abgesehen, nichts übriggehabt.
    »Hübscher Oldie, nicht?« fragte Robin. »Das ist Garons Wagen. So was gibt's heute überhaupt nicht mehr. Nur noch stromlinienförmige flache Geschosse, die schneller sind, als der Schutzengel des Fahrers fliegen kann. Autos, die keine Persönlichkeit mehr haben.«
    »Wem sagst du das?« murmelte Zamorra. »Nicole hätte sicher ihre Freude an diesem Unikum.«
    »Ist doch kein Cadillac.«
    »Sie interessiert sich für jede Art von Oldies, hauptsächlich aber aus den 50er und 60er Jahren, und nicht nur für alte Cadillacs.«
    Fenrir lenkte ihn von dem Aüdi-Oldtimer ab. Die Nackenhaare des Wolfes sträubten sich nämlich, und Fenrir knurrte leise. Er witterte auch in eine

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