Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0586 - In den Fängen des Wolfes

0586 - In den Fängen des Wolfes

Titel: 0586 - In den Fängen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
paar Kilometer bis Thurins wirst du wohl noch überstehen«, meinte Zamorra - und sorgte schnell dafür, daß er es war, der den Beifahrersitz erwischte.
    Robin öffnete die Fondtür und ließ den Wolf in den Wagen springen. Vernünftigerweise verzichtete Fenrir darauf, sich nunmehr nach vorn auf den Fahrersitz zu mogeln.
    Allerdings gab er ein ständiges, irritierendes Dauerknurren von sich. Er war mit seinem Platz sehr unzufrieden.
    »Warum hast du mir nicht gesagt, daß du Fenrir mitbringst?« fragte Robin, während er den dunklen Citroën XM aus der Stadt hinauslenkte.
    »Es ergab sich so. Und vielleicht kann er uns weiterhelfen. Hast du nicht selbst etwas von einem Wolf gesagt, den dein nächtlich-sanitärer Zeuge blaubenebelt gesehen haben will?«
    »Fang nicht schon wieder mit deiner Wortspielerei an!« Brummte Robin. »Oder hast du bei Mostache so sehr zugelangt?«
    Zamorra seufzte. »Fang nicht auch du noch damit an! Von zwei Gläsern Wein werde ich nicht betrunken! Was soll das alles - ist das eine Verschwörung?«
    Es waren vier Gläser, alles in allem, meldete Fenrir.
    »Petzen ist gemein«, tadelte Zamorra ihn jetzt seinerseits. »Zumindest erinnere ich mich daran, daß sich erst vor ein paar Minuten ein telepathischer Wolf dahingehend geäußert hat, oder?«
    Was schert mich mein Geschwätz von gestern? Fenrir drängte sich zwischen den Sitzlehnen vor und fuhr Zamorra mit der nassen Wolfszunge übers Ohr.
    »Wenn wir wieder zurück sind«, drohte Zamorra, »werde ich dich Fooly zum Fraß vorwerfen.«
    Wenn hier jemand gefressen wird, dann ganz bestimmt nicht ich, prophezeite der Wolf.
    ***
    Zia Thepin… Der Name sagte Michelle nichts.
    Aber sie folgte der schwarzhaarigen Frau durch den Nebel. Weniger, weil sie ihr vertraute, sondern weil es wohl nichts gab, das sie sonst tun konnte.
    Nach einer Weile tauchte eine Art Burgruine aus dem dichten Nebel auf. Sie bestand aus einem großen Grundriß mit vielen Mauerfragmenten, aber nur ein kleiner Gebäudeteil war noch einigermaßen erhalten und bewohnbar.
    Die Burgmauer selbst war weitestgehend zerfallen, existierte nur noch rudimentär und an wenigen Stellen.
    Aber jenseits der Ruine zeigte sich etwas, das einem Friedhof glich, über dem die Nebelschwaden lagen.
    »Was ist das?« fragte Michelle und deutete auf die Grabsteine - zumindest sahen die schiefstehenden Blöcke nach Grabsteinen aus.
    »Es ist nicht real«, erwiderte Zia Thepin. »Wenn Sie versuchen, jenen Platz zu betreten, werden Sie sich an dem Ort wiederfinden, von dem aus Sie aufgebrochen sind.«
    »Also in unserem Haus?« hoffte Michelle sekundenlang.
    »Bitte? Ich verstehe nicht.«
    Michelle präzisierte ihren Gedanken.
    »Nein, nicht in Ihrer Weit, sondern genau hier. Und wenn Sie von der anderen Seite her kommen, werden Sie auch auf der anderen Seite wieder den Punkt erreichen, an dem Sie den Totenacker betreten haben. Sie werden den Friedhof selbst niemals erreichen, das geht nicht mehr.«
    »Nicht mehr?«
    »Früher war es möglich«, sagte Zia Thepin. »Dort existierte nämlich die Gruft der schwarzen Wölfe. Dort lag auch der Bann über mir. Es… es ist vorbei. Einiges ist vorbei, nicht alles. Aber das interessiert Sie bestimmt nicht. Es gibt andere, wichtigere Probleme. Zum Beispiel, wie wir Sie in Ihre eigene Welt zurückbekommen.«
    Sie betrat das Gemäuer und winkte Michelle zu, ihr zu folgen. Die Polizistin zögerte, kam der Aufforderung aber schließlich nach.
    Draußen wurde die andauernde Nacht auf unerklärliche Weise ausgerechnet von dem Nebel schwach aufgehellt, und auch hier drinnen war es seltsamerweise nicht absolut dunkel. Dabei gab es keine erkennbare Lichtquelle. Dennoch konnte Michelle genug sehen, um nirgends anzustoßen.
    Zia Thepin führte sie in einen größeren Raum mit niedriger Decke. Sie machte sich vor einer Nische in der Wand zu schaffen, dann stellte sie einen Teller mit Obst und eine Karaffe Wasser mitsamt hölzernem Trinkbecher vor Michelle auf einen Tisch, der aus rohen Balken zusammengezimmert war. Der Holzbecher wies jede Menge Krallenspuren auf.
    »Mehr kann ich Ihnen leider nicht anbieten«, sagte Zia Thepin. »Meine eigene Ernährung… ist etwas komplizierter.«
    Sie faßte in eine andere Nische und zog etwas aus Stoff hervor, das sie Michelle ebenfalls reichte.
    »Vielleicht paßt es Ihnen.«
    Die nackte Polizistin faltete es auseinander. Es war ein Hemd, das sie nun auch über den Kopf streifte. Es paßte, aber es war kaum, lang genug. Immerhin

Weitere Kostenlose Bücher