0586 - In den Fängen des Wolfes
eine Weile her, denn Wölfe gibt es in Europa doch eigentlich gar nicht mehr, oder?«
»Nur noch im Zoo…«
»Blauer Nebel«, überlegte Mari plötzlich, und sie legte dabei die Stirn in Falten.
Die beiden Männer sahen sie an.
»Du konntest es nicht sehen, E.T.«, sagte sie. »Es war hinter deinem Rücken. Michelle hat auf etwas geschossen. Da war ein blauer Schimmer, glaube ich. An mehr kann ich mich aber nicht erinnern.«
»Warum hast du vorher nichts davon gesagt?« fragte Thorneaux.
»Ich erinnere mich erst jetzt wieder daran.« Mari wirkte leicht verdrossen. »Glaubst du mir etwa nicht?«
»Ich schon…«
»Es würde zu der anderen Beobachtung passen«, überlegte Wisslaire. »Bleibt nur die Frage, was dieses blaue Schimmern war und wie es ins Haus eindringen konnte. Türen und Fenster waren ja verschlossen. Wenn wir das herausfinden, sind wir ein gewaltiges Stück weiter…«
Und jetzt war er es, der darum bat, telefonieren zu dürfen…
***
»Die Hölle…?« flüsterte Michelle. »Was… was soll das bedeuten? Es gibt keine Hölle!«
»Viele Ihrer Art würden widersprechen«, entgegnete die Schwarzhaarige.
»Meiner - Art?«
»Sie sind ein Mensch, nicht wahr? Nun, ich glaube, es führt zu weit, alles zu erklären. Ich bin hier, um Ihnen zu helfen. Sie müssen Von hier fort, wieder zurück zu Ihresgleichen. Aber allein werden Sie es nicht schaffen.«
Dem wollte Michelle nicht widersprechen. »Trotzdem sollten Sie mir sagen, wo ich hier bin.«
»In der - nein, in einer Hölle«, sagte die Schwarzhaarige geheimnisvoll. »Mehr kann ich Ihnen nicht verraten. Ich weiß selbst zu wenig. Ich…« Sie unterbrach sich und winkte ab. »Sie sind in Gefahr, nur das zählt. Wissen Sie, wie lange Sie schon hier sind?«
»Lange genug, um Hunger und Durst zu haben«, erwiderte Michelle. »Aber… Sie haben mir immer noch nicht gesagt, wer Sie sind. Mein Name ist Michelle Garon, und Sie?«
Die Schwarzhaarige schloß die Augen. Sie schien zu überlegen.
»Kommen Sie mit«, bat sie dann. »Sie bekommen zu essen und zu trinken. Und ich werde Ihnen auch Kleidung geben.«
»Aber wer sind Sie? Wie heißen Sie?«
»Wie ich heiße? Ich bin mir nicht sicher. Es gab mal eine Zeit, in der ich Zia Thepin genannt wurde…«
***
Mostache winkte mit dem Telefonhörer. »Schon wieder dein Typ, Zamorra. Wenn du künftig dein Büro hier einrichten willst, werde ich Saalmiete verlangen.«
Zamorra ging wieder zum Tresen. Robin war erneut am Apparat.
»Vielleicht überzeugen dich zwei weitere Dinge«, begann er übergangslos. »Der Blutfleck an der Wand wurde untersucht, er stammt eindeutig von der verschwundenen Michelle Garon. Und diese Mari Marti hat sich, wie Wisslaire eben durchgab, daran erinnert, im Haus ein blaues Schimmern gesehen zu haben, wahrscheinlich war das der Nebel. Im Haus, Zamorra, nicht draußen beim Plumpsklosett des Nachbarn.«
Der Parapsychologe stöhnte auf.
»Ja gut, Pierre. Aber das alles liegt doch schon so weit zurück, mit der Zeitschau des Amuletts komme ich da nicht mehr heran. Es würde mich überfordern, mich vielleicht sogar umbringen, wenn ich versuche, so weit in die Vergangenheit vorzustoßen. Hast du überhaupt eine Ahnung, wieviel Kraft mich so etwas kostet? Ich wäre danach mit Sicherheit nicht mehr handlungsfähig.«
»Das klingt aber schon ganz anders als vorhin.«
»Warum willst du nicht begreifen, daß ich im Moment nichts tun kann? Ich häng' in ’nem anderen Fall, über den ich mir den Kopf zerbreche.«
»Ich dachte, du hängst in der Kneipe?« sagte Robin ätzend. »Hör zu, Marti scheint tatsächlich was gesehen zu haben. Du solltest ihr Unterbewußtsein mal unter die Lupe nehmen. Vielleicht gibt es Erinnerungsbilder, die sie selbst nicht vermutet.«
»Dazu muß sie erst einverstanden sein. Nur einfach so kann, will und werde ich das nicht tun.«
»Wir werden sie fragen. Kommst du nach Lyon? Ich stelle einen Wagen bereit, der dich abholt und nach Thurins fährt.«
Zamorra stöhnte und sah dann bedauernd auf sein Weinglas. »Ein Tag, der so schlecht anfängt, kann nur noch schlechter enden«, murmelte er, dann hob er die Stimme wieder. »Aber du wirst Nicole beibringen, daß mein Kneipenbummel etwas länger dauert. Ich kann in etwa zehn Minuten oder einer Viertelstunde in Lyon sein, d'accord?«
»Das Auto wartet im Park«, versicherte Robin. »Ich bin froh, daß du doch endlich mitmachst.«
Diesmal war es Zamorra, der auflegte. Er sah Mostache durchdringend
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