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0587 - Mumien in Moskau

0587 - Mumien in Moskau

Titel: 0587 - Mumien in Moskau
Autoren: Jason Dark
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um nicht zu einem Spielball zu werden.
    Wir gerieten mit den linken Rädern dicht an den Rand der Straße.
    Die Reifen radierten über einen staubigen Grünstreifen. Der nahe Graben blieb mir erspart.
    Der Wagen blieb auf der Fahrbahn, wurde langsam und stand.
    Ich hatte mich auf diesen Moment vorbereitet. Auf der Ladefläche wäre mein Aktionsradius zu klein gewesen. Die Gunst des Augenblicks mußte ich nutzen, hatte Sekunden später den Lkw verlassen und rannte um ihn herum.
    Als ich nach dem Griff der Fahrertür greifen wollte, schwang sie mir bereits entgegen, als der Mann aussteigen wollte. Halb schräg auf der Kante des Sitzes hockend, erstarrte er, denn er schaute genau in die Mündung der Beretta.
    »Raus!« sagte ich.
    Er bewegte sich nicht. Ich konnte in sein schweißfeuchtes Gesicht schauen, in dem besonders die großen, dunklen Augen auffielen.
    Seine Haut war gebräunt. Wenn mich nicht alles täuschte, handelte es sich bei ihm um einen Südländer.
    »Verstehst du mich?«
    Er nickte.
    Wie schön, er sprach einige Brocken englisch. »Dann steig aus, zum Henker!«
    Ich ging einen Schritt zurück, um ihm den nötigen Platz zu schaffen. Er verließ das Führerhaus mit zitternden Knien, blieb vor mir stehen und sagte kein Wort.
    Sein Haar war rabenschwarz wie sein Oberlippenbart. An einigen Stellen durchzogen von grauen, dünnen Strähnen.
    Er trug normale Kleidung, Hemd und Hose, dazu klobige Schuhe.
    Seine Arme waren kräftig, und ich sah auf beiden Handgelenken Halbmonde eintätowiert.
    »Bist du ein Russe?«
    »Nein.«
    »Woher kommst du?«
    »Orient.«
    »Toll, der ist groß. Ägypten?« Das Aufblitzen in seinen Augen verriet mir, daß ich richtig getippt hatte. »Und was hast du hier zu suchen?«
    »Ich fahre.«
    »Das habe ich gesehen. Wohin?«
    Er senkte den Kopf. Klar, der Mann stand unter Druck. So leicht würde er es mir nicht machen.
    »Ins Kloster, zum Hotel, nicht wahr?«
    Er hob die Schultern.
    »Wie heißt du?«
    »Selim.«
    »Okay, Selim, du kannst den Weg wählen. Entweder wird es hart, oder aber wir arbeiten zusammen. Was willst du?«
    »Nichts, gar nichts. Ich fahre nur.«
    »Was wolltest du mit den Hyänen?«
    »Ich habe den Befehl bekommen, sie wegzubringen. Dann mußte ich euch finden.«
    »Wer hat dir das gesagt?«
    »Der Pharao!«
    Ich wollte lachen, aber ich konnte mir nicht vorstellen, daß er mich in dieser Lage auf den Arm nehmen wollte. »Es gibt keine Pharaonen mehr. Also rede keinen Mist. Wer hat dir tatsächlich die Anweisung gegeben?«
    Er sah mich an. »Es war der Pharao, ich kann es beschwören.«
    »Die Pharaonen sind tot, zum Henker! Sie können dir keine Befehle erteilen.«
    »Nicht alle sind tot. Viele leben. Ihre Geister haben überlebt. Sie wollen weitermachen.«
    »Womit?«
    »Ich helfe nur.«
    »Und wer hat dich ins Land gelassen? Bist du nicht kontrolliert worden?«
    »Ich gehöre zur Delegation!« erklärte er mir. »Ich bin ganz offiziell eingereist.«
    »Ihr stellt also aus?«
    »Das war vorgesehen.«
    »Im Kloster oder in Moskau?«
    »In der Stadt.«
    »Schön, aber was geschieht dann im Kloster? Das hätte ich verflixt gern gewußt.«
    »Es ist ein heiliger Ort. Wir wollen ihn wieder zurückhaben. Daran wird uns niemand hindern.«
    Ich lachte ihn scharf an. »Wo gibt es das denn? Wir befinden uns hier in der Sowjetunion. Wie kann es in diesem Land einen heiligen Ort geben? Kannst du mir das verraten?«
    »Es gibt ihn, aber es liegt lange, lange Zeit zurück. Damals war alles anders. Der Pharao verehrte den Totengott, er liebte seine Tiere. Die Hyänen müssen zu ihm. Erst wenn sie da sind, kann er zurückkehren. Das wirst du sehen.«
    »Nein, Selim, das werden wir sehen. Außerdem gibt es die Hyänen nicht mehr. Du kannst noch eine besichtigen. Die liegt tot auf der Ladefläche. Mein Dolch war stärker. Dein verdammter Hyänenkult hat verloren, wie auch der Pharao.«
    Ich wollte ihn provozieren, damit er mir scharfe Antworten gab und noch mehr verriet, aber er hielt sich ungewöhnlicherweise zurück, sagte nichts und schaute an mir vorbei.
    Bisher waren wir die einzigen auf der Straße gewesen. Jetzt näherten sich aus der Gegenrichtung mehrere Fahrzeuge, die dicht hintereinander fuhren.
    Selim hatte sie ebenfalls gesehen. Als ich seinen Blick bemerkte, erklärte ich ihm gleich, wo es langging. »Du hast keine Chance, mein Freund. Hilfe wird es nicht geben. Bleib hier ruhig stehen, und denke daran, daß ich nur den Finger zu bewegen brauche, dann bist du tot.
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