0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe
sich.
Doch es war niemand da, um ihn zu stützen.
Mit einem gequälten Keuchen auf den Lippen klappte Zamorra in sich zusammen. Ein Teil seines Bewußtseins nach dem anderen erlosch wie Kerzen im Herbststurm, und Dunkelheit, tief und undurchdringlich, senkte sich über ihn herab.
Bewußtlos stürzte Zamorra zu Boden.
Im letztmöglichen Moment gelang es ihm noch, Merlins Stern durch einen Gedankenbefehl zu aktivieren…
***
Als Zamorra mit dröhnendem Kopf aus seiner Ohnmacht erwachte, konnte er nicht sagen, wieviel Zeit inzwischen vergangen war. Es konnten eine oder zwei Minuten gewesen sein, seit er das Bewußtsein verloren hatte, möglicherweise auch bloß dreißig oder vierzig Sekunden.
Aber wie lange seine Ohnmacht auch immer gedauert hatte, die Zeitspanne hatte Agbar Nabob gereicht, um sich aus dem Staub zu machen.
Doch der Fischdämon hatte sich nicht verabschiedet, ohne dem Parapsychologen ein grausiges Andenken zu hinterlassen. Das mußte Zamorra entsetzt erkennen, als er sich, noch immer ziemlich benommen, in der Bucht umsah.
Der Hohepriester der Sikhs und drei Kuttenträger waren noch auf den Beinen gewesen, als das Ungeheuer aus den tiefsten Tiefen des Meeres emporgestiegen war, um sich sein Opfer zu holen. Jetzt waren sie tot. Alle. Grausam verstümmelt lagen sie im blutgetränkten Sand, starrten aus blicklosen Augen zum Vollmond empor, der mit kalter Gleichgültigkeit am wolkenschwangeren Firmament stand.
Anscheinend war Agbar Nabob zu dem Schluß gekommen, daß er auf die Dienste dieser Menschen, die ihm über Jahre, sogar über Jahrhunderte hinweg gehuldigt hatten, in Zukunft verzichten konnte…
Zamorra roch das Blut der Männer, den schweren, kupfrigen und gleichzeitig irgendwie süßlichen Geruch, und schluckte trocken.
Dann fragte er sich, warum der Dämon seine getreuen Diener getötet und ihn, den Feind, am Leben gelassen hatte.
Als er die Wärme von Merlins Stern auf der Brust spürte, wußte er die Antwort darauf. Das Amulett, das Merlin, der große Zauberer von Avalon, ihm vermacht hatte, hatte ihn wie so oft davor bewahrt, in den Klauen eines Dämons zu enden. Allem Anschein nach hatte das Haupt des Siebengestirns von Myrrian-ey-Llyrana in dem Moment, als sich Agbar Nabob um ihn kümmern wollte, einen starken magischen Schutzschild um den bewußtlosen Zamorra gelegt, den der Fischdämon nicht durchbrechen konnte - jedenfalls nicht, ohne selbst dabei zu vergehen.
Soviel schien ihm der Tod des Dämonenjägers dann doch nicht wert gewesen zu sein…
Zamorra strich sich das zerzauste Haar aus dem Gesicht und bemerkte erst jetzt, daß die toten Inder hier am Strand nicht der Höhepunkt des Schreckens waren, den die grausame Bestie aus der Tiefe in dieser Nacht verbreitet hatte.
Es kam noch schlimmer!
Nicole Duval war fort!
Verschwunden!
Von dem Fischdämon ebenso entführt wie die junge Inderin, die auf dem Opferstein gelegen hatte…
Zamorra stöhnte und betastete die schmerzende Kopfwunde. Nur langsam begriff er, daß er Nicole vermutlich niemals Wiedersehen würde.
Nicole…
Zamorra verfluchte sich selbst. Wenn er das Amulett eher aktiviert hätte, damit die weißmagische Kraft von Merlins Stern den Götzen vernichtete, hätten sich die Dinge zweifellos anders entwickelt!
Dann wäre Nicole jetzt bei ihm, lebend und wohlauf!
Zamorra machte sich schwere Vorwürfe.
Er hatte falsch reagiert, zu hoch gepokert in diesem teuflischen Spiel, und er konnte nicht mal sagen, warum er dermaßen leichtsinnig agiert hatte wie selten zuvor. Lag es daran, daß die vergebliche, schier endlose Suche nach Charr Takkar ihn innerlich ermüdet hatte?
Aber Nicole hatte ebenso wie Zamorra die Möglichkeit, Merlins Stern mit einem bloßen Gedankenbefehl zu sich zu rufen, um sich gegen den Dämon zu verteidigen. Warum hatte sie das nicht getan? Als der Dämon noch hier am Strand und Zamorra bewußtlos gewesen war, da hatte sie es vielleicht nicht getan, weil das Amulett die weißmagische Schutzhülle um Zamorra aufgebaut hatte und Nicole ihn nicht gefährden wollte. Aber warum hatte sie das Amulett später nicht zu sich gerufen?
Weil sie bewußtlos war? Oder -War bereits alles zu spät?
Gab es noch irgendeine Möglichkeit, Nicole zu retten?
Was, zur Hölle, sollte er jetzt tun?
Er suchte fieberhaft nach einem Ausweg aus der verfahrenen Situation - als er über das dumpfe Murmeln der Brandung hinweg mit einem Mal ein verhaltenes, schmerzerfülltes Stöhnen vernahm!
Als das leise Stöhnen von
Weitere Kostenlose Bücher