0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe
aufrappelte, erkannte er schnell, daß es keinen Anlaß zur Euphorie gab.
Ganz im Gegenteil!
Denn die drei Sikhs, die noch auf den Beinen waren, hatten die Gelegenheit genutzt, um Nicole von hinten zu ergreifen und zu überwältigen!
Von einem Moment zum anderen hing sie im Griff der Inder, und wie zuvor Zamorra hatte nun auch sie die Klinge eines Messers an der Kehle. Der Blaster lag neben ihr im Sand, unerreichbar für sie.
Der Priester der Sikhs stand noch immer neben dem Opferstein, und ein triumphierendes Grinsen lag auf seinen Zügen, als er Zamorra nun musterte.
Zamorra funkelte den Inder böse an. »Sag deinen Vasallen, daß sie meine Gefährtin loslassen sollen!« verlangte er. Langsam kam er wieder zu Kräften, er erhob sich und bemühte sich dabei, die schmerzenden Messerwunden zu ignorieren.
Der Hohepriester lachte leise, höhnisch. »Warum sollte ich das wohl tun, Pradesh ?«
»Ganz einfach«, sagte Zamorra, obwohl er genau wußte, daß der Inder alle Trümpfe in der Hand hatte. »Damit ich dir nicht den Kopf abreiße!«
»Das dürfte dir kaum gelingen«, erwiderte der Priester.
»Und warum nicht?«
Der Mann grinste noch gehässiger und breitete die Arme aus. »Weil die Zeit der Huldigung gekommen ist!« rief er. »Weil Agbar Nabob - der, der in der Tiefe wohnt - dich als sein Opfer auserkoren hat!«
»Ach, ja?« sagte Zamorra trotzig. »Dann soll er kommen und versuchen, mich zu holen!«
In diesem Augenblick spritzte das wild brodelnde Wasser in Strandnähe in einer gewaltigen Fontäne empor, wie Lava aus einem ausbrechenden Vulkan, und Zamorra bereute seine großspurigen Worte augenblicklich.
Denn Agbar Nabob kam tatsächlich!
Er kam, um sich seine Opfer zu holen!
***
Umtost von den aufgewühlten, gischtenden Fluten stand die Kreatur keine zehn Schritte vom Strand entfernt im Wasser, und sie war noch viel, viel gräßlicher, als sie auf den Wandbildern oben im Tempel der Sikhs dargestellt war!
Agbar Nabob war ein Riese, vielleicht zehn oder zwölf Fuß groß. Sein drahtiger und zugleich ausgesprochen stämmiger Leib war von Kopf bis Fuß mit grünschwarzen Schuppen und Hornplatten bedeckt. Tentakelartige Auswüchse, die wie Schlangen durch die Luft peitschten, ragten aus seinen Schultern. Sein kantiger Schädel war im Verhältnis zum Rest des Körpers etwas zu klein, doch die bösartig funkelnden Glubschaugen und der breite zähnestarrende Rachen ließen keinen Zweifel daran aufkommen, daß die Bestie mit diesem Manko ziemlich gut zurechtkam.
Die langen, muskulösen Arme, die fast bis zu den Knien reichten, endeten in tellergroßen Pranken, die eine furchteinflößende Mischung aus Klauen und Flossen waren. Umweht wurde die Kreatur von einem widerlichen Verwesungsgestank, der einem den Atem raubte.
Zamorra starrte das Monster an.
Das war er also.
Agbar Nabob!
Der, der in der Tiefe wohnt!
Er war ein Dämon, mußte es sein, denn unwillkürlich erwärmte sich Merlins Stern über Zamorras Brust. Das Amulett spürte die schwarzmagische Ausstrahlung, die von diesem Wesen ausging.
Aber Agbar Nabob war ein Dämon einer Zamorra bisher unbekannten Art. Nur selten zuvor hatte er einen Schwarzblütigen gesehen, der es in puncto Häßlichkeit mit diesem unfreundlichen Gesellen hätte aufnehmen können - und das sollte schon etwas heißen! Aber was noch schlimmer war: An der Opferstätte selbst hatte Zamorra bisher nichts von seiner bisherigen Präsenz wahrnehmen können! Dabei war er jetzt sicher, daß Agbar Nabob auch bei den vorhergehenden Ritualen stets in der Nähe gewesen war!
Es war keine Scharlatanerie, mit der die Sikhs für Angst und Terror sorgten. Dieser Dämon war echt…
Aus den Augenwinkeln heraus erkannte Zamorra, daß sich die drei Inder, die Nicole in ihrer Gewalt hatten, so dicht an die Felsen drängten, wie sie konnten. Anscheinend schreckte sie der Anblick dieser Kreatur genauso wie den Parapsychologen…
Bloß der Priester der Sikhs ließ keine Furcht erkennen. Er stand neben dem Opferstein, die Hände in einer willkommenheißenden Geste ausgestreckt, und lächelte, während er eifrig auf Hindi lamentierte.
Der Dämon ragte aus den Fluten, doppelt so groß wie jeder der Inder, und ließ den Blick seiner dunklen Fischaugen durch die Bucht schweifen, als müßte er sich erst mal ein Bild der Situation machen. Das flackernde Licht der Fackeln spiegelte sich fahl auf seinem Schuppenpanzer.
Dann, nachdem der Priester seine Ansprache beendet hatte, sprach Agbar Nabob, und
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