0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe
Ohren und lauschte.
Tatsächlich, da war ein Geräusch!
Der Dämonenjäger konnte nicht genau bestimmen, um was für einen Laut es sich handelte. Auch nicht, durch wen oder was er verursacht wurde. Doch es schien, als würde das Geräusch von irgendwo weiter vorne kommen. Möglicherweise aus dem Quergang, der knapp hundert Schritte voraus rechtwinklig von dem Korridor abzweigte, in dem sich Zamorra befand.
Der Dämonenjäger überlegte die Alternativen: Sollte er sich von dem unidentifizierbaren Geräusch fernhalten, oder sich ihm mit der gebotenen Vorsicht nähern, um zu schauen, was es damit auf sich hatte?
Zamorra entschied sich, der Sache auf den Grund zu gehen.
Er setzte sich wieder in Bewegung, schlich den Korridor entlang und bog in den Quergang ein, in dem das Geräusch lauter war, sich aber noch immer nicht näher bestimmen ließ.
Es klang wie ein Brausen, untermalt von einem dumpfen Pfeifen. Wie eine starke Windbö, die in einer sturmdurchpeitschten Nacht um Grabsteine strich.
Langsam näherte sich Zamorra dem Geräusch, das stetig lauter wurde, je weiter er in den Quergang vordrang. Dieser Korridor - eine Art Hauptgang - beschrieb immer wieder Kurven und führte durch wirre Winkel voran, so daß der Parapsychologe ständig damit rechnen mußte, hinter der nächsten Ecke dem Fischdämon oder einem seiner Untertanen in die Arme zu laufen.
Nach einer Weile war das Geräusch so laut, daß es von den Wänden des Korridors widerhallte, hohl und gespenstisch, wie das Heulen unglücklicher, gequälter Seelen…
Einen Augenblick später hatte Zamorra das Ende des Ganges erreicht - und stand unversehens vor einem gewaltigen Doppelportal!
Es bestand aus einem dunklen, holzähnlichen Material, das wie gepreßtes Seegras wirkte. Ein Eisenring war in jede der beiden Türhälften eingelassen, damit man sie öffnen konnte.
Zamorra wußte nicht recht, was er davon halten sollte. Er hatte sonst nirgends in der Stadt irgendwelche Türen entdeckt, obwohl er auf seiner Suche nach Nicole eine ganze Menge vom Reich des Fischdämons gesehen hatte.
Was mochte sich jenseits des Portals befinden?
Vielleicht Agbar Nabobs Palast?
Durchaus möglich.
Es gab nur eine einzige Möglichkeit, das herauszufinden.
Entschlossen steckte Zamorra einen der Dynastie-Blaster in seinen Hosenbund, packte mit der freien Hand den Eisenring der rechten Türhälfte und zog sie mit einem angestrengten Keuchen ein Stück weit auf.
Das sonderbare Geräusch wurde noch lauter und durchdringender.
Jetzt klang es tatsächlich, als würden etliche gepeinigte, zu ewiger Verdammnis verurteilte Seelen in einem schrecklichen Chor der Höllenklüfte jammern, schreien, kreischen und stöhnen.
Zamorra atmete tief ein, sammelte sich…
Dann schlüpfte er, den Blaster feuerbereit im Anschlag, durch den Spalt…
***
Hinter dem sonderbaren Portal erwartete ihn - die Hölle!
Oder zumindest eine verflucht gute Kopie davon…
Denn was sich Zamorras entsetzten Blicken darbot, als er durch den Türspalt geschlüpft war, übertraf an Schrecken so ungefähr alles, was er in seinem bewegten Leben bislang gesehen hatte.
Es war das blanke, absolute Grauen!
Jenseits des Portals befand sich eine Halle von gewaltigen Ausmaßen, so riesig, daß Zamorra das andere Ende nicht mal erahnen konnte. Blaue, baumdicke Flammensäulen, die eine unnatürliche Kälte ausstrahlten, schienen die hohe Decke zu stützen. Ebenso bläuliches und kaltes Feuer schoß aus den Wänden und dem Boden, züngelte über die Steine, als würde es leben. Schwarze, brodelnde Sumpflöcher, aus denen widerlich stinkende Dämpfe aufstiegen, bedeckten den Boden, und hakenbewehrte Eisenketten baumelten von oben herab, klirrten hohl, wenn sie gegeneinanderschlugen.
In der Luft lag ein atemnehmender Geruch - Ozon, Schwefel und Blut.
Und überall, wohin man blickte, die erbärmlichen Überreste einst menschlicher Wesen, wild verstreut wie Spielzeug in einem Kinderzimmer…
Einem dämonischen » Kinderzimmer «…
Zamorra spürte, wie bittere Galle ihm die Kehle ätzte, und er kämpfte mühsam gegen die Übelkeit an. Sein Hirn versuchte, sich gegen den unbeschreiblichen Horror zu wehren, der auf ihn einstürmte wie eine plötzliche Springflut.
Doch er konnte sich dem Grauen nicht verschließen.
Mit fassungslosem Entsetzen, das Herz hämmernd wie ein Schmiedehammer, den Kopf vollkommen leer, verließ er seinen Platz an der Tür und drang weiter in diese Hölle ein.
Er hatte keine andere
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