0588 - Das Ding aus dem Koffer
hatte er Pech gehabt. Dann würde Boone den Koffer nicht aus der Hand geben.
Wer ihn bezahlte, wusste er nicht. Es war kein Name genannt worden. Jedenfalls ging Boone davon aus, dass es sich bei ihm um keinen Mann aus der Londoner Unterwelt handelte. Die Mächtigen kannte er allesamt und hätte den einen oder anderen auch an seiner Stimme identifiziert.
Am Abend wollte sich der Typ melden. Wie, das stand in den Sternen, wahrscheinlich würde er anrufen. Dann musste Boone nach unten, denn dort stand das einzige Telefon.
Eine Scheißbude war dieses Hotel, und Boone spürte, wie der Zorn in ihm hochstieg und anfing zu kochen. Diesem unbekannten Auftraggeber würde er es heimzahlen, wenn nötig mit Gewalt, falls er seine finanziellen Forderungen nicht akzeptierte.
In manchen Stunden war er ehrlich sich selbst gegenüber. So auch heute, und er musste zugeben, dass ihn der Unbekannte mit einem Bein auf dem Trockenen erwischt hatte. Mit anderen Worten, er war fast pleite gewesen, als das Angebot erfolgte. Einen Koffer zu besorgen war außerdem nichts Besonderes.
Der Koffer, was befand sich darin? Okay, er hatte auch die Hand gesehen, die sich aus dem Spalt schob. Aber nur eine Hand, oder lag darin ein Toter, dessen Beine gebrochen worden waren, damit er den nötigen Platz fand?
Boone überlegte. Seine Mundwinkel zitterten leicht, ein Zeichen, dass er wegen seiner Neugierde allmählich nervös wurde. Er wusste immer gern, mit wem er es zu tun hatte. An einer bestimmten Stelle war seine Gänsehaut besonders schlimm, dort befand sich auch die Narbe, die ihm ein Mann aus Jamaika vor Jahren beigebracht hatte. Mit einer Machete, die beim Schlag abgelenkt worden war.
Vor dem Koffer blieb er stehen. Eine Gardine gab es nicht. Wer wollte, konnte von draußen durch das Fenster in sein Zimmer schauen, wo der pilzförmige Lampenschirm das Licht in Richtung Boden strahlte und auf den Koffer.
Der hölzerne Kasten sah so harmlos aus. Ein Gegenstand lag darin verborgen. Ein Mensch vielleicht, der nicht umgebracht worden war und noch lebte.
Boone atmete scharf durch die Nase. Die Neugierde steigerte sich weiter. Schweiß bedeckte seine Stirn. Am Abend hatte sein Jobgeber anrufen wollen, doch der Abend war verdammt lang.
Sollte sich Stoff im Koffer befinden, würde er damit verschwinden. Dieser Gedanke beflügelte seine Entscheidung.
Werkzeug hätte er sich von dem Armenier besorgen lassen können, das allerdings hätte dessen Neugierde nur angestachelt.
Nein, er wollte sich auf seine eigenen Künste verlassen.
Zunächst probierte er die Verschlüsse, ob sie überhaupt fest in der Verankerung saßen. Er drückte mit beiden Daumenkuppen auf die dazugehörigen Köpfe und musste mit ansehen, wie die Verschlüsse in die Höhe sprangen.
Das war geschafft…
Noch lag der Deckel auf dem Unterteil. Der Killer gehörte zu den misstrauischen Menschen, denn ein gesundes Misstrauen garantierte ein längeres Leben.
Die Frau hatte versucht, den Koffer normal zu öffnen. Ihr war es nicht gelungen, weshalb ihm? Aus welchem Grunde reagierten die Verschlüsse bei ihm anders?
Er holte seine kurzläufige UZI vom Bett und klemmte sie unter den Arm. Wie ein Experte, der eine Bombe untersucht, tastete sich Terry Boone an den Koffer heran. Seine Augen hatte er verengt, die Lippen bildeten einen Strich.
Mit der linken Hand hob er den Deckel leicht an. Er wunderte sich darüber, wie leicht er dies schaffte. Der Deckel schien überhaupt kein Gewicht zu haben. Er klappte hoch, blieb aber stehen, als der Spalt die Länge eines normalen Fingers erreichte. Nicht breit genug, um alles erkennen zu können.
Boone bückte sich. So konnte er besser durch den Spalt in das Innere schauen.
Da sah er die Bewegung. Schlecht nachzuvollziehen, weil sie nicht nur in eine Richtung geführt wurde. Da bewegte sich etwas vor, gleichzeitig auch zurück sowie nach rechts und nach links.
Ein ungewöhnlicher Gegenstand, der irgendwelche Gesetze völlig außer acht ließ.
Boone spürte das Steigen der Spannung. In den nächsten Sekunden musste sich einfach etwas tun, das spürte er genau. Boone korrigierte die Mündung der Maschinenpistole etwas. So wie er sie jetzt hielt, zielte er genau auf den Spalt. Falls ein Angriff aus dem Koffer erfolgte, würde er sofort abdrücken und ihn im Keim ersticken.
Zeit verstrich, sie kam ihm länger vor als sonst. Kein Angriff aus dem Koffer. Das unbekannte Ding dort hielt sich zurück, auch wenn es sich wieder bewegte und näher an
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