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0588 - Das Ding aus dem Koffer

0588 - Das Ding aus dem Koffer

Titel: 0588 - Das Ding aus dem Koffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Spalt herankam.
    Er sah die Hand! Fünf teigig wirkende, blassgelbe Finger, fast zu vergleichen mit angestrichenen Würmern, wenn nicht die Fingernägel gewesen wären. Das Gelenk lag auf der Kante des Deckels. Es wartete einen Moment ab und drehte sich, so dass die Handfläche nach oben zeigte.
    Boones Mundwinkel zuckten stärker. Er fühlte sich plötzlich unwohl. Nicht dass er Furcht gehabt hätte. Männer wie er verließen sich auf die Waffe, aber er konnte mit diesem widerlichen Gebilde nichts anfangen. Er glaubte, eine Hand zu sehen, er sah sie auch, aber war es eine echte?
    Seine Lippen spalteten sich zu einem abwartenden Grinsen. »Na komm schon«, flüsterte er der Klaue zu. »Komm schon näher, oder soll ich sie dir abhacken?« Er lachte über seinen eigenen Vorschlag und sah, dass die Hand keinerlei Anstalten traf, seiner Aufforderung Folge zu leisten.
    Da griff er ein. Ein kurzer Schritt nur, Boone stand dicht vor dem Koffer, wollte mit der Linken zupacken, als die Klaue plötzlich aus dem Spalt vorstieß.
    Ein harter, ein brutaler Schlag, der ihn dicht oberhalb der Gürtellinie erwischte. Die Hand hatte sich zu einer Faust geballt.
    Der Treffer nahm ihm nicht nur die Luft, er ließ ihn auch würgen.
    Boone wäre zurückgetaumelt, hätten sich die Finger nicht gekrümmt und sich in seinem Gürtelschloss verhakt. So hielt die Klaue ihn fest.
    Boone würgte. Für einen Moment verschwamm die Welt vor seinen Augen, er wollte auch schießen, doch er schaffte es nicht, den Zeigefinger zu krümmen.
    Dann hob sich der Deckel.
    Nicht schlagartig und schnell, eher langsam, als wäre jemand dabei, ihn an einem Faden genussvoll in die Höhe zu ziehen, damit der Betrachter etwas davon hatte.
    Er klappte auf, der Blick des Killers fiel auf den Kofferinhalt und sah das Fürchterliche.
    Er hatte in seinem Leben viel erlebt, ihn konnte so leicht nichts erschüttern, doch was sich dort im Koffer befand, glich einem Alptraum aus einer fremden Welt.
    Seine Augen weiteten sich, die Nackenhaare stellten sich hoch.
    Als grausam empfand er, dass dieses Ding aus dem Koffer allmählich von ihm Besitz ergriff…
    ***
    Sajastin hatte Besuch erhalten. Laura, eine ehemalige Schönheit, jetzt fett geworden und noch immer auf dem Strich, aber mehr aus Verzweiflung, war in die Lobby gekommen.
    Die beiden kannten sich schon lange, und wie immer trug Laura ein rotes Kleid aus glänzendem Stoff, der viel zu dünn war, um die zahlreichen Speckrollen verbergen zu können.
    Sie hockten sich gegenüber. Zwischen ihnen befand sich die Rezeption, und Laura hatte sich vorgebeugt. Der Armenier starrte sie an. Ihm kam es vor, als würde ihr Kopf direkt mit dem Kinn auf der Holzleiste liegen.
    Wie immer war sie stark geschminkt, die Lippen sehr rot, die Brauen dick und tiefschwarz angemalt. Auch das Glitzerwasser in den Augen konnte den traurigen Ausdruck nicht verscheuchen.
    »Was ist denn, Laura?«
    »Nichts ist. Es kann aber auch alles Mist sein. Eine verdammte Affenscheiße. Die Geschäfte laufen schlecht, sie sind verflucht mies, verstehst du?«
    Der dünne Armenier hob die Schultern. »Das gibt sich wieder. Morgen läuft es besser.«
    »Hast du eine Ahnung. Ich werde alt, zu alt für diesen Job, verstehst du das?«
    »Nun ja, irgendwie schon, aber es berührt mich nicht. Das Alter, meine ich. Ich habe meinen Laden und komme einigermaßen über die Runden.«
    »Einigermaßen sagst du? Darf ich mal lachen? Weißt du, was man sich so erzählt in der Szene?«
    »Nein, ich sitze hier und…«
    »Hör auf, Sajastin, das glaube ich dir nicht. Man erzählt sich, dass du Millionen auf dem Konto hast. Du hast nur kassiert und Geld gestapelt.«
    »Wer sagt das?«
    Sie machte eine ausladende Handbewegung. »Alle sagen das, aber nicht, wenn du dabei bist.«
    »Das stimmt doch nicht, Laura. Wirklich nicht, es ist alles Unsinn. Ich habe mehr als du, klar, aber ich konnte auch sparen. Du musstest früher teilen.«
    »Ja, leider. Das Schwein von Zuhälter hat mir fast alles genommen. Jetzt stehe ich da in meinem kurzen Hemd. Nichts läuft mehr, alles vorbei, der Zug ist abgefahren.«
    »Kannst du dich nicht umstellen?«
    »Worauf?«
    »Weiß ich nicht. Du kannst ja als Agentin arbeiten. Nimm die jüngeren Mädchen unter deine Fittiche und vermiete sie weiter.«
    »Dafür bin ich nicht hart genug.«
    »Hör auf, das lernst du, wenn du einmal trockenes Brot gegessen hast, Mädchen.«
    Ihre Stimme wurde ebenso traurig wie der Gesichtsausdruck.
    »Weißt du,

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