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0588 - Das Ding aus dem Koffer

0588 - Das Ding aus dem Koffer

Titel: 0588 - Das Ding aus dem Koffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch, John, ich glaube nicht, dass er uns Informationen geben würde.«
    Dem war nichts mehr hinzuzufügen. Außerdem traf der Ersatzwagen ein, wieder ein Rover. Andere Reifen hatte der Kollege mitgebracht. Er wuchtete sie aus dem Kofferraum.
    Wir stiegen in den zweiten. »Ist es weit?« fragte ich, als ich in Richtung Einfahrt rollte.
    »Einige U-Bahn-Stationen nur. Aber wissen Sie was, Mr. Sinclair? Ich habe richtig Angst davor, meine Wohnung zu betreten.«
    »Sollen wir Sie in einem Hotel unterbringen?«
    »Nein, Unsinn. Nur das Alleinsein wird schlimm werden.« Sie beruhigte sich mit den nächsten Worten selbst. »Vielleicht werde ich auch eine Freundin anrufen.«
    »Tun Sie das, Helen.«
    »Und falls Ihnen noch etwas ein oder auffällt, rufen Sie uns bitte an«, fügte Suko hinzu.
    »Danke, das werde ich machen.«
    Wir setzten sie ab und schauten zu, wie sie die Haustür mit einem letzten Winken hinter sich schloss.
    »So«, sagte Suko, bevor er grinste. »Was machen wir jetzt, Alter?«
    »Keine Ahnung.«
    »Dann bist du ebenso schlau wie ich…«
    ***
    Ein warmer Tag neigte sich dem Ende entgegen. Die Dämmerung lag als Schatten ohne Anfang und Ende über London. In den Häusern, den Straßen, den Kneipen, Cafés, Discos und Bars gingen die Lichter an. Manche schleuderten ihre Farbenpracht explosionsartig in die Dämmerung hinein und hellten sie künstlich auf.
    An den Fenstern und Fassaden der großen Vergnügungsbetriebe waren Lichtleisten angebracht. Gesichter entstanden, grelle Buchstabenketten warben für alles Mögliche. Die Menschen sollten gelockt werden.
    London am Abend holte noch einmal Atem, um sich für das Nachtleben zu rüsten.
    Von diesem Nachtleben war in der schmalen Bruchbude, die sich Hotel nannte, nichts zu sehen. Das Haus lag unweit der Liverpool Street Station, einer ziemlich lauten Bahnstation. Die kleine Station in seiner Nähe hieß Broad Street Station, und das Haus klemmte, zusammen mit einigen anderen, genau dazwischen.
    So bekam es den Lärm von zwei Seiten mit. Wenn an der einen Station Ruhe eingetreten war, ging es an der anderen unter Garantie los. Dann schluckte der Bahnhof die Vorortzüge.
    Man konnte mit dem Gelände keinen Staat machen, mit der unmittelbaren Umgebung auch nicht, aber das hatte den Exil-Armenier Sajastin nicht davon abgehalten, ein kleines Hotel einzurichten. Eine Absteige zwischen den Bahnen, ein miefiger Stall, dessen Gäste nicht nach dem Namen, sondern nur nach Bargeld gefragt wurden. Hatten sie welches, durften sie wohnen. Hatten sie keines, flogen sie raus.
    Weigerten sie sich, pfiff Sajastin, der winzige Mann mit den flinken Augen, nach seinen beiden Hunden. Die brauchten nur zu knurren, dann verschwanden die Gäste schon. Die Tiere waren Mischungen aus Schäferhunden und Doggen. Sajastin hatte sie großgezogen, und sie waren ihm treu ergeben. Wenn es sein musste, ließen sie sich für ihn in Stücke schneiden.
    Der enge Eingang passte sich der schmalbrüstigen Bauweise des Hauses an. Direkt hinter dem Eingang befand sich die Rezeption.
    Da hockte Sajastin wie ein Zwergenkönig auf einigen Kissen, die unter seinem mageren Hinterteil lagen, beobachtete die Gäste, schaute auch in den Deckenspiegel, der so hing, dass er bei geöffneter Tür nach draußen sehen konnte.
    Er hatte alles im Blick. Und er hockte ständig hinter dem Pult, blätterte in zerfledderten Illustrierten, trug stets denselben dunklen, speckigen Anzug und darunter ein T-Shirt. Nur im Winter band er sich einen Schal um den Hals.
    Die letzten Tage waren fürs Geschäft gut gewesen. Der Frühsommer bescherte dem Mann immer mehr Gäste als die kalte Jahreszeit.
    Bis auf zwei waren alle zwölf Zimmer belegt. Natürlich von den unterschiedlichsten Typen, die allesamt bar bezahlt hatten.
    Ein Gast bewohnte sogar die Suite. Sajastin nannte den Raum deshalb so, weil er als einziger eine Dusche hatte, die allerdings nur sporadisch funktionierte.
    Wie dieser Grauhaarige genau hieß, wusste er nicht. Er war ihm trotzdem bekannt. Der Armenier erinnerte sich daran, mit Bekannten über Londoner Unterweltgrößen gesprochen zu haben. Dabei war ihm ein Mann wie der Grauhaarige beschrieben worden.
    Außerdem interessierten ihn die Namen der Gäste nicht, die Scheine waren wichtiger.
    Die Tür stand offen bei diesem Wetter. Draußen spazierte das Publikum vorbei, was man halt so als Publikum bezeichnen konnte.
    Gestalten, die erst bei Anbruch der Dunkelheit aus ihren Höhlen krochen und immer auf

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